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Testbericht

Patrick Broich/SP-X, 9. November 2018
SP-X/São Paulo. Volkswagen Virtus? Nie gehört! Natürlich nicht, denn hierzulande ist das kompakte Stufenheck nicht im Programm. Es handelt sich um ein spezifisches Modell für Brasilien und andere lateinamerikanische Länder. Basis für die kleine Limousine ist der modulare Querbaukasten A0, auf dem auch der aktuelle VW Polo basiert – also alles auf der zeitlichen Höhe. Beim Anblick des Stufenhecks kommen Erinnerungen an den längst vergangenen Derby hoch, der bei uns eher ein Außenseiter-Dasein gefristet hat. Hier in Brasilien sind kleine Limousinen hingegen angesagt, ähnlich übrigens wie in den Vereinigten Staaten (wo der Jetta als cool gilt) oder in Südeuropa, wo man als Familienvater mit nicht ganz so dicker Geldbörse gerne im Kleinwagen mit Kofferraum vorfährt. Von Kleinwagen möchte Pablo Di Si, Volkswagen-Chef für die Region Südamerika, allerdings nichts wissen und weist darauf hin, dass der Virtus zwar auf der gleichen Plattform basiere wie der Polo, aber in puncto Raumangebot gänzlich anders aufgestellt sei. Die Zahlen belegen das: Während sich Polo-Käufer in Deutschland mit 2,55 Metern Radstand begnügen müssen, bekommen Virtus-Kunden 2,65 Meter und das spüren vor allem Hinterbänkler an ihren Knien respektive am Abstand zwischen Knie und Vordersitzlehne. Der Virtus ist keineswegs ein Billigauto – im Gegenteil. Ab rund 70.000 Real startet das Basismodell mit Saugrohreinspritzer, das entspricht umgerechnet gut 16.000 Euro. Der günstigste Polo ist in Deutschland für rund 13.000 Euro erhältlich. Dass die Südamerikaner anders ticken als beispielsweise die Kunden des deutschen Marktes im Segment, wird anhand vieler Details recht schnell klar. Da wäre das moderne Kombiinstrument, das komplett aus Anzeige-Fläche besteht, aber in der Grundkonfiguration deutlich weniger Funktionen bietet als das Active Info Display beim europäischen Polo. Dafür wären deutsche Segment-Interessenten ziemlich neidisch auf den Federungskomfort. Der Virtus dämpft schon auf den ersten Metern Rüttelstrecke so virtuos, dass man die Idee, ihn auch bei uns ins Modellprogramm aufzunehmen, spontan womöglich gar nicht schlecht fände. Das Anfahren gelingt passend zum Fahrwerk geschmeidig. Klar, steckt ja auch eine Sechsgang-Wandlerautomatik unter dem Blech statt Doppelkupplung, die ein Lamellenpaket als Startkupplung nutzt – bei Volkswagen in Deutschland hingegen ist für die Automatik-Versionen das im Markenjargon „DSG“ genannte Doppelkupplungsgetriebe ein Muss. Nach festem Tritt auf das Fahrpedal dringt ein nicht unbekannter Motorsound in den Innenraum. Hier werkelt der aus dem Konzern bekannte Dreizylinder mit Direkteinspritzung und Turboaufladung, ganz modern. Auf dem Kofferraumdeckel steht „200 TSI“ über dem Automatik-Schriftzug. Dies ist ein Gimmick, das im automobilen Europa der Siebziger mal in Mode war:Die Modellbezeichnung spiegelt den Drehmoment-Wert des Motors wider. Doch auch die Leistung ist nicht von schlechten Eltern, mit Ethanol-Betrieb setzt der „Rucksack“-Polo ansehnliche 94 kW/128 PS frei. Wer Benzin tankt, bekommt immerhin noch 115 Pferdchen heraus. Kein Wunder, dass sich der Virtus nicht nur munter und flink durch das Gewühl São Paulos kämpft, wo ein bisschen Leistungsreserve nicht schadet, um sich auf den letzten Drücker eine Verkehrslücke zu schnappen. Er macht auch auf dem Beschleunigungsstreifen der Autobahn eine gute Figur und würde selbst im tendenziell üppiger motorisierten Deutschland keineswegs verhungern. Wo die Brasilianer indes sparen, spürt man ebenfalls. Dass hier und da mal ein Griff im eher funktional denn schmuckvoll dekorierten Innenraum knarzt oder nicht ganz entgratet ist, kann man auf dem amerikanischen Kontinent (und nicht nur in dessen Süden) offenbar verschmerzen. Auch wenn der Volkswagen Virtus in Deutschland wohl keine allzu großen Chancen auf einen Erfolg hätte – die eine oder andere Eigenschaft wäre auch in einem hiesigen, gängigen Volkswagen-Modell ganz erfrischend. Fahrkomfort und Raumangebot gehören in jedem Fall dazu. In Kombination mit dem günstigen Preis ist das Gesamtpaket jedenfalls recht interessant und attraktiv.VW produziert bereits seit 1957 in Brasilien und ist demnach bestens vertraut mit den automobilen Vorlieben der Südamerikaner. Um dem heimischen Markt besser gerecht zu werden, bietet der Konzern hier zahlreiche spezifische Modelle, zum Beispiel den Virtus. Ein Fahrbericht aus São Paulo.
Fazit
VW produziert bereits seit 1957 in Brasilien und ist demnach bestens vertraut mit den automobilen Vorlieben der Südamerikaner. Um dem heimischen Markt besser gerecht zu werden, bietet der Konzern hier zahlreiche spezifische Modelle, zum Beispiel den Virtus. Ein Fahrbericht aus São Paulo.

Quelle: Autoplenum, 2018-11-09

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