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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 8. November 2015
Porsche athletisiert den Macan S und installiert mit dem GTS eine extrem agile Variante des SUVs.

Oft wird mit automobilen Traditions-Namen und -Kürzeln Schindluder getrieben. Man denke nur an den letzten Alfa Romeo Spider, der mit den agilen Kurventänzern der 60er und 70er Jahre nicht viel gemein hatte oder diverse Golf GTI-Versionen, die zwischenzeitlich nur noch Ausstattungslinien waren und erst vor ein paar Jahren wieder zur dynamischen Ehren gekommen sind. Jetzt also der Macan GTS ("Gran Turismo Sport"), der diese Negativbeispiele nicht fortsetzt. Im Zusammenhang mit Porsche sind diese drei Buchstaben eine historische Anspielung auf wendige Bestzeitenjäger, wie den dem Porsche 904 GTS - ein Mittelmotor-Coupé, das einige Siege holte. Auch die aktuellen Porsche 911-GTS-Modelle sind als agile Kurvenräuber bekannt.

Also eine große Bürde für einen SUV. "Der Macan GTS ist als der Sportwagen unter den SUV positioniert und definiert sich durch Optik Fahrdynamik und Sound", sagt Baureihenleiter Dr. Michael Becker. Damit ist eigentlich das Lastenheft des Porsche-Kraxlers umfassend beschrieben. Die PS-Spritze gegenüber dem Macan S fällt relativ überschaubar aus: Der GTS wuchtet 15 kW / 20 PS mehr als das S-Modell, 265 kW / 360 PS und ein maximales Drehmoment von 500 Newtonmetern aus einem Dreiliter-Biturbo-V6. Die Fahrleistungen sind dementsprechend nur marginal besser: von null auf hundert braucht die Sport-Chrono-Variante fünf Sekunden und bei 256 km/h endet der Vortrieb. Der Verbrauch pendelt sich bei 7,4 Liter pro 100 Kilometer ein.

Doch wer den Porsche SUV mit den geschwungenen drei Buchstaben auf dem Kofferraumdeckel auf das Tempobolzen reduziert, versteht das Konzept nicht. "Der Macan ist fahrdynamisch ein kleines Wunderwerk, eine echte Spaßmaschine. Die Kurve ist sein Metier", erklärt Christian Füsting von der Fahrwerksentwicklung SUV-Baureihen überschwänglich. Wäre das kein Porsche-Mann, würde man bei solchen marketinggeschwängerten Lobes-Fanfaren schnell die Gehörgänge verschließen. Aber dass die Ingenieure aus Weissach einem hochbeinigen Schwergewicht Tänzer-Qualitäten antrainieren können, haben sie schon beim Cayenne GTS bewiesen.

Das Fahrwerk des Macan haben die Entwickler sowohl bei den Bauteilen als auch bei der Software grundlegend überarbeitet. Die Federn, Dämpfer und Stabilisatoren sind jetzt hecklastig ausgelegt und animieren den 1.895-Kilogramm-Brocken zum agilen Schwung mit dem Hinterteil. Auch der Allradantrieb schickt jetzt tendenziell mehr Kraft auf die Hinterräder. Dass die variablen Dämpfer des PASM (Porsche Active Suspension Management) straffer und sportlicher abgestimmt gibt der Fahrdynamik-Melange die extra Prise Pfeffer. Zu guter Letzt liegt der der Macan 15 Millimeter tiefer als die S-Variante. Das Resultat ist eine deutlich bessere Querdynamik.

Was sich wie die Zusammenfassung einer Diplomarbeit eines Maschinenbau-Studenten liest, wirkt sich auf der Straße wie ein endorphine-eregender Freudenspender aus. Dem Macan GTS gelingt ein perfektes Täuschungsmanöver. Das SUV geht extrem leichtfüßig um die Kurven, lenkt willig ein und zieht mit dem agilen Heck derart vehement um jeden Asphaltknick, dass man meint, in einem reinrassigen Sportwagen zu sitzen: anpeilen, anbremsen, anvisieren, angasen lautet des Takt des freudenspendenden Kurvenstakkatos. Dabei ist die Lenkung selbst in den Sport-Fahrmodi zu leichtgängig, gibt aber zweifelsfrei Rückmeldung über die Absichten des Hecks. Garniert wird das Ganze von dem hämmernden Trommelwirbel der serienmäßigen Klappenauspuffanlage: Vor allem beim Zwischengas und dem Runterschalten feuert ein bollerndes, krachendes, tiefkehliges Verbrennungs-Crescendo aus den vier schwarzlackierten Endrohren, dass man gerne einen Nachbarschaftsstreit in Kauf nimmt, nur um diese automobile Ode an die Freude schon beim Losfahren aus der heimischen Garage zu genießen.

Einen Haken hat die fahrdynamische Sache. Wir reden hier von einem Porsche, das ist gleichbedeutend mit "kein Schnäppchen". 59.715 Euro kostet der Macan S und 82.087 Euro der Macan Turbo, der Macan GTS positioniert sich mit 73.400 Euro dazwischen. Serienmäßig sind unter anderem das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, das PASM und 20 Zöller. Optisch macht der Macan GTS im Vergleich zu den zivileren Brüdern keinen auf dicke Hose. Die Front- und Heckschürzen sind mattschwarz und der Dachspoiler glänzt schwarz. Im Inneren freuen sich die GTS-Besitzer über den Schriftzug in den Kopfstützen, optional mehr Leder und Ziernähte und farbige Zifferblätter. Am auffälligsten im Cockpit ist der Sieben-Zoll-Touch-Bildschirm des neuen PCM 4. Was für Infotainment-leidgeprüfte Porsche-Fahrer das Tor zu einer ungeahnten neuen Konnektivitätwelt öffnet, bietet heutzutage jedes französische Mittelklasse-Modell. Allerdings kann man bei der Porsche-Variante das Ziel per Hand auf den Bildschirm schreiben, die Software erkennt die Buchstaben. Garniert wird das Ganze mit Echtzeit-Verkehrsmeldungen. Die sind wirklich wichtig. Denn eines will man mit dem Macan GTS nicht, im Stau stehen, sondern auf kurvigen Landstraßen um die Ecken pfeffern, dass manchen selbsternannten Herrenfahrer in seinem Sportwägelchen das Hören und Sehen vergeht.
Fazit
Porsche athletisiert den Macan S und installiert mit dem GTS eine extrem agile Variante des SUVs.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2015-11-08

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