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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 23. Dezember 2014
Der Porsche Macan hat sich ruckzuck zum Verkaufsschlager entwickelt. Die Wartelisten, um eines der begehrten SUVs zu ergattern, sind lang. Ob der kleine Bruder des Cayenne die Geduld wert ist, zeigt sich im Alltag.

Auf der Autobahn herrscht Verdrängungswettbewerb. Oft scheren die Vordermänner einfach auf die linke Spur aus und provozieren so ein Bremsmanöver des nachfolgenden Fahrzeugs. Wer in einem Porsche Macan sitzt, bleibt von diesem Phänomen auffallend oft verschont. Die Präsenz der Porsche-SUV_Front beeindruckt offensichtlich auch Alpha-Tiere in anderen Premium-Fahrzeugen. Wer jetzt aber einen Mörder-Hammer erwartet, der alles in Grund und Boden sprintet, sollte zu einem der beiden Benziner greifen, die mehr Kraft haben als der 258-PS-Diesel. Der Selbstzünder ist die vernünftige Motorisierung im fahraktiven Porsche-SUV. Sorgen, dass der Macan zur rollenden Schikane wird, sind natürlich völlig unbegründet. Ganz im Gegenteil: Vor allem dank des maximalen Drehmoments von 580 Newtonmetern lässt sich der Kraxler immer souverän bewegen.

Bei der Fahrdynamik zeigt der hecklastig ausgelegte Zuffenhausener seinen Konkurrenten, ohnehin wo es lang geht. Wer sich die variablen Dämpfer (1.154,30 Euro) und das Torque Vectoring (1.487,50 Euro), bei dem die Kraft mit an den Hinterrädern variabel verteilt wird, ist von dem Können des 1.880 Tonnen schweren Vehikels begeistert. Die Lenkung ist präzise und gibt zuverlässig Rückmeldung über den Straßenzustand, die elektronisch gesteuerte Hinterachs-Differentialsperre sorgt für zusätzlichen Grip und vorne wird mit gezielten Bremseingriffen, die Kurvenlust gesteigert. Selbst im Starkregen erfüllt der Porsche-Quattro zuverlässig seine Pflicht und sorgt bei extrem feuchten Straßen für Traktion und ein sicheres Fahrgefühl. Wenn es einmal eng wird, greift die Technik ein.

Der agile Kraxler lädt zum Kurvenräubern ein. Klar ist der Macan kein 911er, aber die Dynamik stellt den Audi Bruder Q5 in den Schatten. Das macht sich auch in einer strafferen Grundabstimmung bemerkbar, die aber selbst auf langen Strecken nicht unangenehm auffällt - dem elektronisch geregelten Fahrwerk und den bequemen Sitzen sei Dank. So dürfte auch der Weg zum Skilift mit Spaß und Souveränität zu meistern sein. Es ist, wie immer im Leben: Soviel Freude hat seinen Preis. Ganz billig ist der Macan nicht. Da hat sich Porsche wohl im Selbstbewusstsein des vorhergesagten Erfolges des Cayenne-Bruders zu einem recht ambitionierten Preis entschlossen - unter 58.442 Euro ist der Macan S Diesel nicht zu haben. Der Durschnittsverbrauch lag bei 8,9 Litern pro 100 km. Wer auch nur annähernd mit dem, von Porsche angegeben, Durchschnittsverbrauch von 6,3 Litern pro 100 Kilometer auskommen will, muss mit leichtem Gasfuß agieren. Dennoch ist dieser Wert angesichts der Fahrdynamik, die der Macan besitzt durchaus in Ordnung.

Anders als bei den meisten SUVS ist die Sitzposition beim Macan tiefer und der Fahrer verschmilzt sportwagenmäßig mehr mit der Straße. Ist die Nähe des Popo-Meters zum Asphalt bei kurvenreicher Fahrt durchaus hilfreich, geht im Stadtverkehr ein bisschen die SUV-typische Übersicht verloren. Nach hinten ist die Sicht nicht immer optimal, aber da helfen ja die Parksensoren und die Rückfahrkamera (zusammen mit Park-Sensoren 1.300 Euro). Besser ist noch das Surround-View-System. Dann ist man aber 2.046,80 Euro los. Die breiten D-Säulen beeinträchtigen den Schulterblick etwas. Deswegen ergibt ein Kreuz in der Aufpreisliste vor dem Toter-Winkel-Assistent durchaus Sinn. Mit einem Aufpreis von 583,10 Euro ist dieses Kreuz, angesichts des sonstigen Preisniveaus, durchaus verschmerzbar. Ein großes Plus erhält die Verarbeitungsqualität des Innenraums. Bei der Bedienung setzen die Zuffenhausener ja bewusst auf Knöpfe und Schalter, anstelle von Drehstellern. Zunächst fühlt man sich von den vielen Bedienelementen etwas überrannt, hat man sich einmal mit dem Konzept auseinandergesetzt, findet man sich sehr schnell zurecht.

Im Stadtverkehr schlägt sich der 4,68 Meter lange SUV, wie sich so ein Dickschiff im immer hektischer werdenden urbanen Gewusel eben schlägt. Nicht jeder Parkplatz ist groß genug und beim Rangieren zeigt sich, dass der Wendekreis einen Schuss kleiner sein könnte. Dass der Macan in erster Linie Spaß machen soll und kein Lastesel ist, merkt man am Kofferraum, der zwischen 500 und 1.500 Liter Volumen fasst. Damit wird der Porsche auch vom BMW X3 geschlagen, bei dem es 550 bis 1.600 Liter Volumen sind. Beim Audi Q5 sind es 540 bis 1.560 Liter. Immerhin ist das Porsche Gepäckabteil nicht sehr zerklüftet und der Ladeboden nur wenig tiefer als die Ladekante ist. Die ist aber relativ hoch. Wer 2.629,90 Euro für die Luftfederung inklusive variable Dämpfer ausgibt, bekommt nicht nur auf der Straße extra Komfort und Dynamik geboten, sondern auch beim Beladen. Dann lässt sich das Heck um vier Zentimeter absenken, was das Hochwuchten der Gegenstände deutlich erleichtert. Angenehm ist auch, dass die Heckklappe so weit aufschwingt, dass die 1.85 Meter des Testers ohne Probleme darunter passen. Das macht das Hantieren mit den Einkäufen leichter, auch bei schlechtem Wetter. Aber wer ein so agiles SUV, wie den Porsche Macan als Lastesel für den verkaufsoffenen Sonntag braucht, handelt so, als wenn er einem wieselflinken Border Collie keinen Auslauf gönnt.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2014-12-23

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