Protoscar Lampo 2 - Sauberer Missionar
Testbericht
Eine kleine Firma aus der Schweiz zeigt der Industrie, wie man tolle Autos
mit Elektronantrieb baut. Lampo 2 heißt der neue Botschafter, der den
Entscheidungsträgern Lust machen soll auf die neue Ära der Sauber-
Mobilität.
„Lambo“ – das klingt in den Ohren echter Sportwagenfans wie eine
Hymne. „Lampo“ hört sich dagegen eher nach einem unschönen
Sprechfehler an – zumindest für deutsche Ohren. Auf Italienisch heißt
„Lampo“ soviel Blitz und das passt ausgezeichnet zu dem knallgelben
Roadster, den eine kleine Firma aus dem schweizerischen Tessin
entwickelt hat. Weil der Blitz das international verstandene Zeichen für
Strom ist, passt die Nomenklatur umso besser. Denn der rassige
Zweisitzer kommt ohne konventionellen Treibstoff aus und holt sich sein
Futter an der Steckdose ab.
Schon im letzten Jahr hatte das Schweizer Unternehmen Protoscar einen
Lampo vorgestellt. Lampo Nummer eins lässt unter seiner Haube 268
Pferdchen springen, bringt ein Drehmoment von 440 Nm auf die Achsen
und hat inzwischen mehr als 10.000 Testkilometer zurückgelegt. Als
Nachfolger haben die Schweizer jetzt den Lampo2 ausgepackt, eine
optimierte Version, die mit weniger Gewicht und verbesserter
Aerodynamik vorfährt und zudem über mit 408 PS und 640 Nm
Drehmoment deutlich an Leistung gewonnen hat. Den Antrieb teilen sich
dabei zwei wassergekühlte Elektromotoren, von denen jeweils einer Kraft
auf die Vorder- der andere auf die Hinterachse bringt. Damit sprintet
Lampo2 in fünf Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und legt zudem
eine Spitzengeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern auf den Asphalt.
Die Speicherkapazität des Lithium-Ionen-Akkus beträgt 35
Kilowattstunden. Damit kommt der gelbe Blitz nach Angaben seiner
Macher bis zu 200 Kilometer weit.
In Serie soll weder der erste noch der zweite Lampo gehen - leider. Bei
beiden Autos handelt es sich um Prototypen, die als Botschafter einer
neuen Mobilitätsepoche im Einsatz sind. Denn Protoscar-Gründer Marco
Pifarelli will nicht allein ein paar Exoten-Autos verkaufen, sondern
Industrie ebenso wie Staaten, Städten und Kommunen beim Aufbruch ins
Zeitalter der Elektromobilität auf die Sprünge helfen. Schon 1987 brachte
der damals 22jährige Designstudent sein Unternehmen an den Start. In
den neunziger Jahren war die kleine Tessiner Firma am sogenannten
VEL1-Projekt im schweizerischen Mendrisio beteiligt, dem bis dahin
größten Elektroauto-Feldversuch.
Seither entwickelt Pifarelli – inzwischen mit einem guten Dutzend
Mitarbeitern - Hardware und Software für die Ära der Elektrovehikel.
Dazu gehören unter anderem Konzepte für eine entsprechende
Infrastruktur einschließlich geeigneter Ladestationen. Kooperationspartner
der Tessiner Firma sind dabei Stromversorger und Autobauer – wie
Daimler, General Motors und Nissan. Für dem Lampo 2 hat Protoscar ein
Ladegerät vorgestellt, mit dem sich die Batterie in gerade einmal zehn
Minuten für weitere 100 Kilometer Reichweite aufladen lässt. Im
Normalfall soll der Lampo in der heimischen Garage bis zu zwölf Stunden
Saft aus der Steckdose saugen – und zwar vornehmlich nachts, wenn die
Haushaltsgeräte ruhen und Netzbetreiber einen gewissen Überschuss im
Netz verteilen müssen.
Beim Ausflug nach Italien kann der Schweizer Stromer sogar schon jetzt
pure Sonne tanken. Auf dem Dach eines Bauerhofes in der Toskana hat
Protoscar eine Solaranlage installiert, die ausreichend Energie für den
täglichen Ladevorgang von Lampos Lithium-Ionen-Batterie liefern kann.
Mit Sonnenkraft betankt löst der Elektro-Roadster dann tatsächlich das
„Zero-Emission“ – Versprechen der elektrischen Saubermänner ein.





























