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automobilmagazin, 2010-07-29

Rennwagen für die Straße

5.0 von 5

Testbericht

automobil-magazin.de

Mit dem 450 PS starken V8 ist der neue M3 GTS so schnell wie orange – Fahrbericht: BMW M3 GTS.

„GTS 002“, Zulassung: 24.6.2010. 2.655 km auf dem Tacho. Schon beim Warmlaufen auf dem Rennkurs Ascari macht der V8 warm ums Herz. Er dominiert, er wummert mit festem, tiefen Grundton. Mit beherzten Gasstößen drückt er die alten M3-Generationen, die Reihensechszylinder E36 (hoch posaunend) und E46 (metallisch trompetend), die im gleichen Moment auf dem Rundkurs unterwegs sind, akustisch grob in den Hintergrund. Wer dem mit Sportauspuff und Titan-Endschalldämpfern aufgerüsteten Bayern beim Warmlaufen zuhört, schmunzelt über die Straßenzulassung. So dramatisch wie der Sport M3 im Leerlauf aufbraust, tönt ein anderer nicht beim Ausdrehen. EURO 5 vermutet man auch nicht. Erfüllt er aber – dreckiger Sound, sauberes Gewissen: Es gibt sie noch, die kleinen Wunder.

So kräftig und brutal wie der GTS war bisher nur ein M3: Der M3 GTR, der 2001 mit einem 450 PS starken 4,0-Liter-V8 in der GT-Klasse der American Le Mans Series (ALMS) startete und 2002 als 350 PS gedrosselter Straßenrenner zum Preis von rund 250.000 Euro käuflich zu erwerben war.

Einsteigen. Recaro Profi SPG XL krallt sich die Hüfte und fixiert die Schulterblätter. Viel einzustellen gibt es nicht (keine Sitzhöhenverstellung, keine Lehnenneigung). Die Polster des Sitzeinteilers meinen es, tendenziell weich, auch gut mit dem Fahrer. So geht Sitzen. Man möchte länger bleiben. Länger als ein paar Runden auf der Rennstrecke. Wenn sie einen lassen würden, man das Bankkonto um 136.850 Euro – übrigens: der Preis für zwei zivile M3 – überziehen könnte, sie einem das Auto zum Geburtstag zukommen lassen würden …

M3 GTS-fahren ist wie Geburtstag und Weihnachten an einem Tag. Statt 3.999 verfügt der hochdrehende M3 V8 hier über 4.361 Kubikzentimeter. Aus fetteren Töpfen lässt sich gut löffeln. Er produziert bei 8.300 U/min nun 450 PS (M3: 420). Das maximale Drehmoment wächst von 400 auf 440 Nm. Das Datenblatt belegt damit, dass kleine Differenzen in der Theorie große Wirkung in der Praxis haben können.

Mit auf 3,4 Kilogramm pro PS reduziertem Leistungsgewicht (zum Vergleich: Die 1. Generation des M3 brachte es auf 6,15) krallt sich der 1,53-Tonner in hyperagilen 4,4 s die 100 km/h und in 22,5 s die 1.000-Meter-Marke, um darauf – auf die fadenscheinige 250 km/h-Drosselmoral pfeifend – hoch bis 305 km/h zu donnern. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (wie im M3 mit Schaltpaddeln und mit variabler Schaltgeschwindigkeit) waltet blitzschnell und flüssig (wie das erste automatisierte Schaltgetriebe im M3 E36: eben nicht).

Die Bremsanlage (1,8 und drei cm größere Bremsscheiben als im M3, Festsättel mit sechs Kolben an den Vorder- und vier Kolben an den Hinterrädern) greift vor dem Kurveneingang massiv – anders gesagt: herzhaft, brutal, eindrucksvoll. Das DSC (der „DSC off“-Schalter sitzt links auf der Mittelkonsole) ist sportlich abgestimmt. Mit der Mischbereifung (255/35 ZR19 vorne, 285/30 ZR19 hinten) lässt sich der M3 GTS förmlich an die Straße kleben. Wie lange? Das bestimmt vorallem der Gasfuß, denn der Tank ist mit dürftigen 63 l Volumen sogar kleiner als das Reservoir des ersten M3 (70 l), der Durst allerdings nicht (im Normverbrauch: bis zu 18,8 l/100 km).

Das Fahrwerk erhält ein Rennstrecken-Setup: starr verschraubte Hinterachsträger und ein Gewindefahrwerk, mit dem sich das Fahrzeug um 16 und 12 mm vorne und hinten absenken lässt. Genauso variabel sind die schon in Grundstellung tief sitzende – hohe Bordsteine tief verachtende – Frontschürze und der große Heckflügel im Rückspiegel. Unter dem CFK-Dach, das auch der M3 besitzt, wurde das nur 1.387 mm hohe, aber nun 1.804 mm breite Coupé um rund 70 kg erleichtert: mit ausgedünnter Mittelkonsole und Türverkleidungen, Renn-Schalensitzen, hinteren Fensterscheiben aus Polycarbonat und einer Schallisolierung, die hörbar auf Diät gesetzt ist.

Wegen des Leichtbaus hat „002“ ab Werk zwar die Hoch-Mittel-Töner mit an Bord, aber kein Radio. Zwar existieren Umlufttaste und Belüftungssteller, aber eine Klimaanlage gibt es nur optional. Elektrische Fensterheber, elektrisch einstellbare Spiegel und der Zigarettenanzünder umgeben das griffige Alcantara-Lenkrad – mehr Luxus hat auf der Rennstrecke nichts verloren. Dazu passt: Wer GTS kauft, verzichtet auf Nachwuchs und erhält stattdessen im Fond einen Feuerlöscher und einen hinter den B-Säulen verschraubten Überrollbügel. Für den Einsatz im Straßenverkehr sind Dreipunkt-Automatikgurte verbaut, für den Clubsport liegen ab Werk Sechspunkt-Sicherheitsgurte für Fahrer und Beifahrer bei.

Den BMW M3 GTS gibt es in jeder Farbe – solange sie „Feuerorange“ heißt. Rot ärgert sich, wer keines der 150 M3 Power-Coupés ergattert hat. Die M GmbH liefert die GTS pünktlich zum 25-jährigen M3-Jubiläum in diesem Jahr und im nächsten aus. Damit halten sich Angebot und Nachfrage nicht die Waage – Der neue M3 GTS ist, obwohl ihn bisher kaum jemand probefahren durfte, schon ausverkauft.


(le)

Testwertung
Quelle: automobilmagazin, 2010-07-29
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