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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 16. September 2018
Wie steht es mit der realen Praktikabilität der Elektromobilität? Wir haben in Dänemark und Schweden mit einem Smart EQ die Probe aufs Exempel gemacht; mit ernüchternden Ergebnissen.

Das Thema Reichweite bekommt eine ganz andere Dimension, wenn das Batteriesymbol im Kombidisplay eines Elektromobils gelb blinkt. Die Klimaanlage ist bereits ausgeschaltet, das brachte rund sieben Kilometer extra. Viel mehr Chancen, die Fahrstrecke zu verlängern, bleiben nicht. Also runter vom Gas und jede Bergabfahrt zur Rekuperation nutzen und - natürlich - eine Ladestation suchen. Das soll per Navigationssystem einfach klappen, ist aber nicht immer so. \"Die Suche nach Ladestationen ist aktuell nicht möglich\", heißt es dort, wenn die Verbindung zum Internet nicht klappt. Steht das Fahrzeug, klappt die Suche meistens reibungslos. Grundsätzlich ist das Navigationssystem in Smart EQ lausig. Also empfiehlt es sich eine eigene App zum Aufspüren der Stromspender auf dem Smartphone zu haben, allerdings braucht die eine Internetverbindung im Ausland.

Zudem gibt es auch unter den rücksichtsvollen und freundlichen Skandinaviern schwarze Schafe, die ihr Auto mit Verbrennungsmotor vor einer Ladestation parken. Zwar ist die Dichte der Elektro-Zapfsäulen in Dänemarks Metropole höher als hierzulande, immerhin gibt es im Nachbarstaat mittlerweile mehr Ladesäulen als konventionelle Benzintankstellen. Das bedeutet auch, dass irgendwo ist schon eine Ladesäule frei ist. Die Frage ist nur, wo? Das Netz ist bei weitem noch nicht so engmaschig gewebt, wie man sich es wünschen würde. Zumal man nicht als Einziger mit einem Stromer unterwegs ist. Also kann der Energienachschub durchaus von anderen Autofahrern benötigt werden. Wer also ein Elektromobil fährt, muss mit Fußwegen rechnen. Das ist immerhin gesund, auch wenn es bei Regen und Wind durchaus angenehmere Sportarten gibt.

Probleme wie ein kurzes Ladekabel nerven dabei bei weitem nicht so, wie das Bezahlkarten-Mischmasch. Einfach so mit der Kreditkarte zahlen, ist nicht. Zwar gibt es auch in Dänemark Generalisten, wie Simple Charge, aber selbst diese Karte funktioniert nicht immer. Also heißt es, im Handschuhfach kramen, die Plastikwährung von e-on oder Clever zücken und gegen die Ladesäule halten, bis der Ladevorgang beginnt. Die Preise sind nicht von schlechten Eltern: Laut der Plugsurfing- App kostete die Kilowattstunde beim Anbieter \"Clever\" 9,27 dänische Kronen - das sind 1,24 Euro. Bei einem Nominalverbrauch des Smart EQ von 13,5 kWh/100 km sind das 16,74 Euro. Wer also in Kopenhagen umweltbewusst unterwegs ist, braucht einen etwas dickeres Portemonnaie.

Zudem schaut auch bei Elektromobilen wie dem Smart EQ die Verbrauchsrealität anders aus. Bei unseren Testfahrten waren es 17,0 kWh /100 km. Auf 621 Kilometer gesehen, zeigte das Display 16,9 kWh/100 km an. Also scheint dieser Wert kein absoluter Ausreißer zu sein; allerdings ging es auch zu einem guten Teil über Autobahnen und Landstraßen, die mehr Strom fressen. Im Stadtverkehr mit seinen vielen Stop-and-go-Passagen relativiert sich dieser Wert gegenüber einem Fahrzeug mit konventionellen Antriebsstrang. Im urbanen Bereich ist der Smart EQ in seinem Element. Der Wendekreis des Smart Fortwo gefällt auch in der elektrischen Variante, der forfour schlägt sich ebenfalls in dieser Disziplin noch ganz ordentlich. Zumal der größere des Brüderpaars auch deutlich mehr Raum bietet und aufgrund des längeren Radstands auch komfortabler. Interessanterweise agiert das Fahrwerk trotz des Zusatzgewichts der Batterie harmonischer als bei den Benziner-Varianten. Sind die Straßen in einigermaßen akzeptablen Zustand, kann man auch mit dem Zweisitzer kommod reisen und in der elektrischen Variante agiert das Getriebe ohnehin sehr geschmeidig.

Das bringt uns zum Thema Reichweite. Nominell sind es beim Smart EQ 155 bis 160 Kilometer, bei den gefahrenen Exemplaren variierte diese Zahl im vollgetankten Zustand zwischen 105 und 111 Kilometern. Da diese Werte aus den bisherigen Verbrauchswerten des jeweiligen Fahrzeugs errechnet werden, erklärt sich diese Differenz. Das zeigt: wer mit dem kleinen Stromer eine längere Reise vorhat, muss diese gut planen, zumal nicht in allen Ländern die Anzahl der Ladestation so hoch ist wie in Dänemark. Wird der Smart EQ als Stadtfahrzeug genutzt und daheim aufgeladen, ergibt die Elektromobilität schon heute Sinn. Allerdings sind noch einige Hürden zu überwinden: Das geht beim Bezahlen los und endet bei der Anzahl der Ladestationen, bei denen Deutschland noch deutlich hinterherhinkt. Aber Ionity will ja bis 2020 rund 400 Elektro-Zapfsäulen in Betrieb nehmen. Aktuell sind es europaweit gerade Mal neun, bis Ende des Jahres soll diese Zahl dreistellig sein. Allerdings wird die Kreditkartenzahlung auch bei Ionity nicht klappen, sondern über den mobilen Browser des Smartphones. Dazu wird eine Internetverbindung benötigt oder eben eine Karte.

Quelle: Autoplenum, 2018-09-16

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