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Testbericht

Marcel Sommer / Stefan Grundhoff, 20. April 2013
Nirgends gibt es mehr Neuheiten zu sehen als auf der Shanghai Autoshow. Europa, Asien und die USA kämpfen um den wichtigsten Automarkt der Welt.

25 Millionen Chinesen können sich nicht irren. Shanghai ist eine Weltstadt mit Format. Dieser Tage sind es allerdings nicht nur die Einheimischen, sondern vor allem die Europäer, die auf der Shanghai Autoshow die volle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das Problem ist nur, sie überhaupt zu Gesicht zu bekommen. In Fünferreihen und wie die Sardinen dicht gedrängt stehen tausende Chinesen vor den automobilen Neuheiten und recken ihre Arme samt schwerer Spiegelreflexkamera oder iPad in die Höhe - hier zählt jeder Zentimeter. Rücksicht? Fehlanzeige. Hier wird durchs Bild gelaufen, geschubst oder einfach mal ein, für eine Publikumsmesse, völlig unsinniges Fotografier- oder Durchgangsverbot erhoben. Willkommen in Shanghai!

Gegen die ohrenbetäubende Dauerbeschallung, die zum einen aus der unglaublichen Menschenmenge resultiert und zum anderen aus den Boxen der Ausstellerstände dröhnt, sind europäische Hörorgane maßlos überfordert. Doch der ganze Stress verfliegt im Nu, wenn einen die überglücklich strahlenden Mandelaugen eines kleinen Jungen anschauen, während er zum ersten Mal in seinem Leben in einem echten Porsche sitzt und am Lenkrad herumspielt. Wer sich mehr freut, Vater oder Sohn, ist auf Grund der vier gleich feuchten Augen nur schwer auszumachen.

Die Automesse auf dem Gelände der Expo Shanghai ist anders. Die heimischen Hersteller setzen auf wilde Lichtshows, brüllende Bühnenakteure und laute Klänge. "Changan drives the World" klingt es vom Messestand des chinesischen Herstellers in die Halle. Doch bitte: welche Welt ist gemeint? Eilig wird eine durchaus sehenswerte SUV-Studie enthüllt und danach im Stechschritt eine düstere Stretchlimousine von dem Ziertuch befreit. Begriffe wie global, innovation und future fallen. Doch was dahinter steckt, ist zumindest auf dem Messestand kaum zu erkennen. Daneben wirkt der Slogan "Opel - wir lieben Autos" mehr als verloren. Brilliance Auto verführt die Messebesucher bei den Auftritten der Messestars mit Musik aus den frühen 80ern. Als ob Ober-Plopper Michael Schanze gleich auf die Bühne der Funkausstellung hüpfen würde.

Porsche hat aber nicht nur was für die Kleinsten mit nach Shanghai gebracht, sondern vor allem auch etwas für die ganz Großen. Den neuen Porsche Panamera gibt es ab kommendem Jahr mit einem Längenbonus von 15 Zentimetern. Die 4S-Executive-Version soll rund 31.000 Euro extra kosten. Auf der Antriebsseite ersetzt Porsche den Achtzylinder der Modelle S und 4S durch Sechszylinder und ein neuer Plug-In-Hybrid gesellt sich ebenfalls zur Modellreihe hinzu. Seitens der 911-Reihen kommt der neue RSR demnächst auf den Markt. Auch richtig sportlich unterwegs ist die 720 PS starke Jubiläumsausgabe von Lamborghini. Von dem Aventador LP 720-4 50° Anniversario gibt es nur 100 Stück zum 50. Geburtstag der Marke. Noch weniger, genau acht, gibt es von dem 1,99 Millionen teuren Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse mit 1.200 PS. Ach ja: rein netto - ohne Steuern.

Geely, im Heimatland China eine große Nummer, zeigt die zusammengeschusterte Konzeptstudie des Geely KC Concept, charmant verdeckt von einer chinesischen Aktrice im dunklen Pailletten-Look. So fällt der abgekupferte Offroad-Panda im Bigfoot-Look kaum nennenswert auf. An vielen China-Ständen wie bei Dongfeng gibt es lieblose Massenware ohne Gesicht, Namen und Europa-Bezug zu sehen. Ein Hummer-Verschnitt ist da noch das einfallsreichste. Nebendarsteller Luxgen macht weniger durch seine sehenswerten Fahrzeugkreationen als vielmehr durch seine Werbung "One Step ahead" mit der Mondladung auf sich aufmerksam. Deutlich sehenswerter da schon die Studie des Fried-ME, eines dynamischen Nissan-Crossovers - breit, bullig und hybrid. Immer wieder eine Show sind die gigantischen Staatskarossen von Honqi. Die würden auch so manchen europäischem Staatschef zur Ehre gereichen.

Aus Deutschland rollen neben dem Audi A3 sowohl eine Studie aus dem Hause VW, BMW und eine von Mercedes-Benz ins Land des Lächelns. Letztere soll einen seriennahen Ausblick auf den im Frühjahr 2014 erscheinenden GLA geben. Technisch basiert der GLA auf der Plattform von A-, B- und CLA-Klasse. Auf der Technik des BMW X3 basiert der X4 Concept. Optisch unterscheidet er sich vom zahmeren Bruder vor allem durch seine stärkeren Rundungen. Mit dem CrossBlue Coupé zeigt Volkswagen, dass ein Coupé auch fünf Türen und Design wie ein SUV haben kann. Der 415 PS starke Wolfsburger schafft unter anderem 33 Kilometer rein elektrisch und hat einen Verbrauch von 3,0 Litern. Die neue A3-Stufenhecklimousine ist hingegen keine süß-saure Zukunftsmusik mehr. Das kommende Erfolgsmodell aus Ingolstadt feiert in Shanghai mit seinem S3-Topmodell seine Messe-Weltpremiere. 300 PS lassen Raum für einen RS3.

Von Ford ist eine Studie des Escort und der neue Mondeo zu sehen. Der Escort soll neben dem Focus die Kunden im Kompaktfahrzeugmarkt bedienen. Ein Segment, das in China über 25 Prozent ausmacht. Ähnliche Gedanken können der Marke mit dem Blitz im Logo unterstellt werden. Nach fünfjähriger Abwesenheit zeigt sich Opel zurück auf der Shanghai Auto Show. Der mit dem Insignia ST, Astra GTC, Zafira Tourer und Antara vollgestellte Stand kommt über den Begriff Präsenz zeigen jedoch nicht hinaus. Ganz unbekannt ist Opel in China aber nicht. 4.500 Fahrzeuge wurden im vergangenen Jahr dort verkauft.

Die Neuheiten aus China bleiben in ihrer Heimat. So wird es die deutsche Marke BMW nur geringfügig stören, dass Landwind bei ihrem neuen SUV nicht nur das Design, sondern gleich den ganzen Namen abgekupfert hat. Der 4,57 Meter lange SUV X5 wird von einem 190 PS-Benzinmotor angetrieben. Mit 160 PS zwar weniger Leistung, mit dem Blechkleid eines Porsche Cayenne jedoch mehr Aufmerksamkeitspotenzial hat der Hawtai B35. Wer nur Wert auf ein blendendes Äußeres legt, fährt mit dem 15.000 Euro günstigen Cayenne-Plagiat zumindest in China in eine glückliche Zukunft. Luxus pur steckt in der Staatskarosse Hongqi L9. Hervorstechendstes Merkmal des China-Maybachs mit vier Einzelsitzen ist eine rot leuchtende Sicke auf der Motorhaube. Beim Hersteller BYD waren sich die Designer nicht ganz einig, welche Marke denn nun kopiert werden sollte. Ford, Audi oder Kia? Im Zweifel von allem etwas. Die Masse wird ihre Kamera-Objektive sowieso drauf richten. Vorausgesetzt, sie bekommt einmal freies Schussfeld.

Quelle: Autoplenum, 2013-04-20

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