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Autoplenum, 2010-07-05

Tata beflügelt die Briten - Neue Modelle bei Jaguar / Land Rover

Testbericht

Stefan Grundhoff

Jaguar und Land Rover haben sich viel vorgenommen. Bis 2014 wird das
Allrad-Urgestein Defender abgelöst; zudem kommen kleinere Jaguar-
Modelle in Form von Limousine und Sportwagen.

Im Hause Jaguar / Land Rover tut sich einiges. Nachdem Carl-Peter Forster
das Ruder bei Tata Motors übernommen hat, geht ein Ruck durch den
indisch-britischen Autohersteller. „Die Marke Jaguar hat sich in den letzten
Jahrzehnten nicht wirklich nach vorne entwickelt“, blickt Tata-Motors-Chef
Carl-Peter Forster in die Zukunft, „das muss sich dringend ändern.“ Tata
Motors, unter anderem Inhaber der britischen Marken Jaguar / Land Rover,
will im Konzert der deutschen Premiumhersteller weltweit eine größere
Rolle spielen. Der jüngst vorgestellte Jaguar XJ, Konkurrent für 7er BMW,
Audi A8 oder Mercedes S-Klasse, soll dabei erst der Anfang sein.

„Wir arbeiten aktuell an kleineren Motoren für Jaguar“, erläutert Forster,
„so wird es einen Dreiliter-Kompressor geben. Zudem folgen Vierzylinder
als Benziner und Diesel mit Turboaufladung. Es wird aber noch etwas
dauern, bis die kommen.“ Der Dreiliter-V6 für Jaguar XF, XK und XJ dürfte
im nächsten Jahr vorgestellt werden; die Vierzylinder auf Ford-Basis folgen
dann frühestens 2012. Auch modellseitig soll sich bei Jaguar einiges tun.
Mittelfristig soll sich die Modellpalette verdoppeln. Carl-Peter Forster: „Wir
sind an kleineren Modellen dran; auch einem Sportwagen. Doch in erster
Linie erwartet der Kunde große Fahrzeuge von uns. Wir haben im
Gegensatz zu anderen Premiumherstellern den Vorteil, dass wir nicht allen
gefallen müssen.“ Doch ein paar mehr als in den letzten Jahren sollen es in
jedem Fall werden. Möglich auch durch Allradversionen, die bei den Jaguar-
Modellen XK, XF und XJ bisher gefehlt haben.

Nachdem der auf der Plattform des alten Ford Mondeo basierende X-Type
als Einstiegs-Jaguar ausgelaufen ist, sollen gerade in dieser Klasse Kunden
mit einem neuen Modell gewonnen werden. Denkbar ist der als Limousine
und Kombi. Auf dessen Bodengruppe dürfte jedoch auch ein seit Jahren
geforderter kleiner Sportwagen stehen, der gegen Konkurrenten wie Audi
TT oder Porsche Cayman antreten und den indischen Briten völlig neue
Kundengruppen erschließen soll.

Auch die Marken Land Rover und Range Rover sollen sich einem radikalen
technologischen Wandel unterziehen. „Wir brauchen einen neuen
Defender, sonst ist ab 2015 Schluss“, räumt Forster ein, „er darf nicht so
aussehen wie der jetzige; muss aber seinen einzigartigen Charakter
bewahren. Das wird hier in England eine nationale Aufgabe. Sonst
brauchen wir gar nicht mehr einzureisen.“ Lächelnd verweist er darauf,
dass das britische Königshaus im eigenen Fuhrpark 90 Prozent Jaguar,
Land- und Range-Rover hat. „Wir wollen, dass das auch so bleibt.“ Der
Defender soll seit Jahrzehnten aufgefrischt werden. Crashvorschriften
sorgen dafür, dass spätestens 2015 Ende ist. In den USA darf der
urwüchsige Defender schon seit längerem nicht mehr als Neuwagen
verkauft werden.

Seit rund vier Monaten wird bei Land Rover im britischen Gaydon mit
Hochdruck an einem Nachfolger gearbeitet, der 2014 kommen dürfte. Carl-
Peter Forster: „Der Wagen wird einen Rahmen bekommen, um so stark im
Gelände zu sein, wie der jetzige. Zudem darf er nicht zu teurer werden und
muss sich einfach reparieren lassen.“ Nicht nur beim Defender gibt es ein
volles Lastenheft. Auch die anderen Land-Rover-Modelle sollen von Grund
auf neu gemacht werden. Der jüngst vorgestellte kleine Range Rover
Evoque als Einstieg in die Range-Rover-Liga ist dabei nur der Anfang.

Gerade der Land Rover Freelander soll kleiner, leichter und deutlich
variabler werden. Eine Version mit sieben Sitzen scheint beschlossene
Sache. Dagegen sollen die großen Modelle Range Rover, Range Rover Sport
und Land Rover Discovery in erster Linie mächtig abspecken und pro Modell
mit Aluminium- und Leichtbaukomponenten mehrere hundert Kilo leichter
werden. Nicht nur das erlauchte Königshaus, soll sich zukünftig in den
weichen Ledersesseln von Jaguar und Land Rover räkeln. Kunden, die
heute noch bei den Premiumherstellern aus Deutschland ein Zuhause
finden, sollen sich kurzfristig für die nunmehr indischen Automobilmarken
begeistern können. Die weltweiten Verkaufszahlen der beiden Marken
sollen sich auf mindestens 300.000 Fahrzeuge pro Jahr steigern lassen.

Doch nicht nur bei Jaguar und Land Rover hat Carl-Peter Forster derzeit
alle Hände voll zu tun; jettet ununterbrochen hin und her zwischen
England und Indien. Schließlich gilt es auch Tata Motors auf den anderen
Märkten fit zu machen. Seit der Vorstellung des Billigautos Tata Nano sind
mehr als 50.000 Fahrzeuge verkauft worden. Mittelfristig plant Tata hier
250.000 Fahrzeuge jährlich. „Der Nano ist erst einmal dafür gedacht, die
Leute in Indien vom Motorrad auf ein Auto zu bekommen. Europa steht für
uns hier nicht im Vordergrund“, so Forster. Er räumt aber ein, dass der
Tata Nano als Billigauto auch nach Europa kommen soll – in zwei bis drei
Jahren.

Auch den chinesischen Markt wollen Jaguar / Land Rover mehr in den
Fokus rücken. „Wir müssen in China wachsen“, erläutert Tata-Motors-Chef
Forster, „aber die Chinesen erwarten im eigenen Land auch lokalen
Einkauf und Entwicklungen.“ Aber eine Produktion in China selbst scheint
nur noch eine Frage der Zeit, um Einfuhrzölle und rechtliche Restriktionen
zu umgehen. Eine Wiederbelebung des ehemaligen Jaguar-Luxusablegers
Daimler ist nach aktuellem Stand jedoch kein Thema. Aber es gibt ja auch
sonst genug zu tun. Carl-Peter Forster: „In jedem Fall ist die Zeit sehr
spannend für uns. Es passiert sehr viel.“

Quelle: Autoplenum, 2010-07-05
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