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Autoplenum, 2010-03-29

Tazzari Zero - Berlin stromert italienisch

Testbericht

Susanne Kilimann

Vorurteile können nur durch eigene Erfahrungen abgebaut werden,
meinen findige Unternehmer und bieten im Herzen der Hauptstadt
serienreife Elektrofahrzeuge zum Ausprobieren an. Neben Fahrrädern und
Rollern empfiehlt sich Tazzari Zero – ein elektrisches Stadtauto „made in
Italy“.

Die Wilhelmstrasse im Herzen Berlins hat schon verschiedenste
Epochenwechsel aus nächster Nähe erlebt. Hier hatten zu Königs- und
Kaiserzeiten wichtige Regierungsbehörden des Königreichs ihren Sitz.
Später richtete sich die braune Diktatur an der prominenten Berliner
Nord-Südachse ihre Machtzentralen ein. Zu DDR-Zeiten lag die
Wilhelmstrasse im äußersten Westen des Ostens – in der Nähe zu
Todesstreifen und Mauer. Im vereinten Deutschland ist die Wilhelmstraße
wieder „mittendrin“. Bundestag, Bundesrat, Botschaften –liegen in
unmittelbarer Nachbarschaft. Jetzt könnte die Wilhelmstraße das Zeitalter
der Elektromobilität früher herandämmern sehen als der Rest der
Republik. Die Initiatoren der „Lautlos durch Deutschland“ GmbH wollen
mit ihrem neuen Showroom in der geschichtsgeladenen Berliner Mitte
serienreifen Elektrofahrzeugen – Fährrädern, Roller und Autos – zum
Durchbruch verhelfen.

Den rassigen Roadster aus der Tesla-Schmiede, der selbst hartgesottenste
Sportwagenfans in Verzückung versetzt, haben sich die Lautlos-Macher
vor allem als prestigeträchtigen „Eyecatcher“ ins Schaufenster gestellt.
Fahrzeug Nummer zwei steht für spontane Probefahrten bereit. Tazzari
Zero heißt der knapp drei Meter lange Zweisitzer, der von einer
italienischen Zulieferfirma gefertigt. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein
ulkiger Mix aus Mini und Smart. Vor allem die Front mit der kantigen und
reichlich großen Schnauze sorgt für Mini-Look. Innen bietet Zero zwei
Passagieren bis etwa 1,85 Metern Körperlänge bequeme Bein- und
Kopffreiheit. Tazzari bringt mit 180 Litern etwas mehr
Kofferraumvolumen mit als der Smart, beansprucht dafür – mit einer
Länge von 2,88 Metern - aber auch eine Lineallänge mehr Platz in der
Parklücke.

„Zündschlüssel einstecken, Bremspedal treten, Handbremse lösen und
einen der beiden Knöpfe drücken, um entweder Vorwärts- oder
Rückwärtsgang einzulegen.“ Manuela Dannenberg, Geschäftsführerin
der „Lautlos durch Deutschland“ GmbH, macht Probefahrer kurz mit
den Eigenheiten des Elektroautos bekannt. Dann gibt sie
Starterlaubnis. Ein leichter Druck aufs Aluminium-Pedal und der Italo-
Stromer drängt kraftvoll nach vorn. Der asynchrone Drehstrommotor
bringt ein Drehmoment vom 150 Newtonmeter auf die Hinterachse.
Spritzig kommt das 540-Kilo-Auto mit der voll recyclebaren
Aluminiumkarosserie schon in Fahrt, wenn auf der Instrumententafel
gelbes Licht leuchtet. Noch deutlich sportlicher kommt der kleine
Italiener auf Touren, wenn sein Fahrer das rote Licht zum Leuchten
bringt. Denn der Wagen lässt sich in vier Fahrmodi bewegen, die über
Farbknöpfe auf der karg bestückten Instrumententafel gewählt werden.
Fahrstufe „Blau“ empfiehlt sich auf nasser Fahrbahn, der Wagen ist
dann mit mehr Bodenhaftung unterwegs. Im grünen Modus fällt die
Performance beim Start an der Ampel weniger eindrucksvoll aus – dafür
wird die Batterie besonders sparsam angezapft, was wiederum die
Reichweite pro Akkuladung erhöht.

In knapp fünf Sekunden kommt Tazzari im sportlichen Fahrmodus aus
dem Stand auf 100 km/h. Theoretisch zumindest. Denn in der Praxis
ist laut Herstellerangaben bei Tempo 90 Schluss. Flott genug für die
Berliner City mit Kurztrips über die Stadtautobahn ist das allemal.
Städte und Ballungsräume sind das einzige Terrain, auf dem sich
Elektro-Autos wie Tazzari Zero ernsthaft beweisen wollen. Eine
Batterieladung reicht – je nach Fahrweise und Traglast – für bis zu 140
Kilometer, verspricht der Hersteller. „Nach unserer Erfahrung sind im
Normalbetrieb 100 Kilometer realistisch“, sagt Lautlos-Betreiberin
Manuela Dannenberg. Aber auch das dürfte den meisten Städtern
reichen, um von zu Hause zum Arbeitsplatz und zurück zu kommen.
Kleiner Shopping-Abstecher inklusive. Nach einem Neun-Stunden-
Stopp an der normalen Haussteckdose ist die Lithium-Ionen-Batterie
vollständig ausgeladen. Mit dem Schnell-Ladegerät am 380-Volt-
Anschluss lässt sich der Akku in einer knappen Stunde zu 80
Prozent „auftanken“. Den Verbrauch pro Kilometer gibt der Hersteller
mit 0,135 Kilowattstunde an.

Autofahrern, die dem offenbar herandämmernden Zeitalter
aufgeschlossen gegenüber stehen, geben die Lautlos-Macher Gelegenheit,
auszuprobieren, ob sich der eigene Mobilitätsbedarf mit der Pendelei
zwischen Steckdosen unter einen Hut bringen lässt. Interessenten
können den Elektro-Vorreiter in der Berliner Wilhelmstrasse mieten - für
stattliche 100 Euro pro Tag. Der Kaufpreis für Tazzari Zero beträgt 23.900
Euro. Eine Menge Geld für ein einen Autozwerg mit begrenzten
Möglichkeiten. Wie alle Elektroautobauer setzt auch Tazzari auf staatliche
Anreize. Sein automobiles Lifestyle-Objekt soll Kunden aber nicht nur mit
Go-Cart-Feeling und Sauber-Image, sondern auch mit seinen
Sicherheitstechnologien überzeugen. Mit dem elektrisch verstärkten
Bremssystem mit vier Scheibenbremsen spendiert Tazzari seinem Zero
ein Konzept, das normalerweise in Rennwagen zum Einsatz kommt. Die
ausgefeilte Rahmenkonstruktion Tragkonstruktion soll Stoßkräfte
kontrolliert absorbieren und die mittlere Sicherheitszelle des Elektroautos
im Falle eines Aufpralls vor Verformungen schützen.

Quelle: Autoplenum, 2010-03-29
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