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Testbericht

Jürgen Wolff, 17. November 2017
"Zero" heißt das Fernziel des spanischen Autobauers Seat. Zero = Null. Gemeint ist eine Unfallquote von Null. Ein Schritt dahin: Der Seat Leon Cristobal.

Ihre Kinder werden ihn hassen - denn bei dem Conceptfahrzeug Seat Leon Cristobal ist der Name konsequent Programm: Wie der heilige Christophorus soll er die Insassen vor allem Unbill schützen. Konsequent und zur Not auch gegen ihren Willen. Die spanischen Autobauer testen derzeit mit dem Concept-Leon aus, was da hilfreich und machbar ist - und was wohl eher nicht. Ziel ist das, was auch Volvo schon mal als Vorgabe definiert hat: "Zero" - Null, keine Unfälle mehr.

Kern des Systems ist der Schutzengel-Modus, in dem alle 15 aktiven und passiven Sicherheitssysteme heiß geschaltet sind. Wer den Wagen startet, der ist automatisch in diesem Modus und muss gegebenenfalls auf dem zentralen Display die Assistenten abschalten, die er nicht haben will. So er denn kann - denn verschiedene Optionen können nur freigeschaltet werden von denen, die eine per Password geschützte Berechtigung dafür haben. Eltern zum Beispiel.

Die können zum Beispiel festlegen, dass der Wagen nicht schneller unterwegs sein darf als mit 100 oder 120 km/h und das abhängig von der Umgebung. Geschwind mal über die Autobahn brettern ist dann nicht mehr drin. Ein Rennen innerorts auch nicht: Ab 50 km/h dreht der Leon nicht mehr höher. Auch der Fahrradius ist begrenzbar: Bis hierhin und nicht weiter, festgelegt in einem Umkreis beliebiger Größe. Fährt der Leon über diese Grenze hinaus, klingelt zuhause ein Smartphone und zeigt an, wo der Nachwuchs gerade unabgesprochen unterwegs ist.

Aber vor alledem muss man den Leon Cristobal erst einmal in Gang bringen - und da hat Seat eine Alkoholkontrolle vorgeschaltet: einmal pusten bitte. Erst wenn die Alkoholkontrolle innerhalb vordefinierter Grenzen bleibt, kann man den Wagen überhaupt anlassen. Wird die Zündung ausgeschaltet, mailt der Leon eine Benachrichtigung, um an Fahrgäste, Kinder oder Haustiere auf den Rücksitzen zu erinnern. Schließt man das Fahrzeug dennoch ab, während jemand noch im Wageninneren ist, so reguliert das Fahrzeug automatisch die Innentemperatur und verschickt eine weitere Benachrichtigung an den Fahrer. Bleibt das immer noch ohne Reaktion, geht die Alarmanlage los.

Überwacht wird das alles durch eine Blackbox. Sie zeichnet während der Fahrt Bilder und Fahrdaten auf, die im Falle eines Unfalls auf ein zuvor ausgewähltes Smartphone geschickt werde. Keine Chance also, einen Blechschaden - ups - einfach mal so unter zu jubeln. Ziel all dessen ist laut Seat natürlich nicht eine lückenlose Überwachung, sondern "menschliches Fehlverhalten zu vermeiden, das zu den Hauptursachen für Unfälle im Straßenverkehr gehört".

Aber es gibt auch eine Reihe von Funktionen, die weniger der Überwachung dienen und mehr versuchen, für den Fahrer wichtige Informationen effektiver zu übermitteln als bisher. Der "Drive Coach" etwa gibt während der Fahrt aktuelle Sicherheitswarnungen aus. Tempolimits zum Beispiel werden auf dem zentralen Display deutlich auffälliger dargestellt als heute - etwa im Navigationsbildschirm - üblich. Zudem kann der "Schutzengel" so eingestellt werden, dass der Leon aktuelle Geschwindigkeitsbeschränkungen automatisch einhält. Ein Eytracker-System schließt aus der Blickrichtung und aus gespeicherten Daten zum Beispiel beim Telefonieren über die Freisprechanlage, welcher Gesprächspartner wohl am wahrscheinlichsten angewählt werden könnte. Das reduziert die Ablenkung.

Die Systeme, die im Leon Cristobal getestet und optimiert werden, sollen künftig nicht als Gesamtpaket angeboten werden, sondern einzeln nach und nach, entsprechend der Marktreife. Zu den ersten Systemen dürfte ein Rückspiegel gehören, der auch als Bildschirm für eine Kamera im Heck dient. Seat rechnet damit, dass die Zahl der Verkehrsunfälle um rund 40% gesenkt werden könnte, wenn mindestens die Hälfte aller Fahrzeuge auf der Straße mit den Helferlein der Cristobal-Studie unterwegs wäre.

Präsentiert wurde der Seal Leon Cristobal auf der Smart City-Expo in Barcelona. Dort zeigten mehr als 600 Aussteller aus aller Welt, wie Städte künftig "intelligenter" gemanagt werden können. Das reicht von Lösungen für Gesichtserkennung auf Rolltreppen über vernetzte Abwasserrohre und urbane Transportlösungen bis zu computeroptimierten Müllwagen und - klar - Parkplatzmanagement via Internet und Smartphone. Seat sponserte zudem einen Wettbewerb, bei dem Studenten eigene Software für autonom fahrende Modellautos entwickeln konnten. Das wäre dann der nächste Schritt: Cristobal Plus.

Quelle: Autoplenum, 2017-11-17

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