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Testbericht

Stefan Grundhoff, 19. November 2020
Was hat Toyota dann da für eine heiße Kiste rausgedrückt? Nachdem der Yaris mit seinem hoch effizienten Hybridantrieb an sich als Ökoflitzer für die City positioniert ist, donnert der GR Yaris im Drift mit 261 PS und Allradantrieb durch Wald und Flur.

Während andere Autohersteller ihre Angebote entschlacken, die Portfolios durchkämmen und alles streichen, was keine nennenswerten Volumina bringt, sieht das bei Toyota völlig anders aus. Der neue GR Yaris raubt einem als echter Hightech-Brühwürfel im Renntempo den Atem, denn mit dem Serienmodell hat die scharfe Rallyeschleuder nicht viel gemein. Damit es sich um keinen weich gespülte Sportversion mit vorrangiger Marketingzielrichtung handelt, hat sich Toyota bei der Entwicklung der Rennsemmel die Experten von Tommi Mäkinen Racing ins Haus geholt. Jenes Team, das für das World Rally Car auf Basis der Yaris-Vorgängergeneration und die Einsätze in der Rallye-WM verantwortlich zeichnet. Zu den Entwicklungsfahrern gehörten unter anderem die Rallyeprofis Kris Meeke and Jari-Matti Latvala. So sind perfekte Drifts garantiert.

Vom Erfolg dieser Zusammenarbeit kann man sich nach ein paar Kilometern hinter dem griffigen Lederlenkrad überzeugen. Der Gazoo Racing Yaris ist das schärfste, was man in dieser Liga so fahren kann. Da muss man keinen Gedanken mehr an VW Polo GTI, Hyundai i20 N oder Ford Fiesta ST verschwenden. Von seinem zahmen Namensgeber unterscheidet sich der GR Yaris dabei durch neu gestaltete Front- und Heckpartien sowie einen Breitenzuwachs von sechs Zentimetern. Dafür wurde die Fahrzeughöhe um 45 mm auf 1,46 Metern abgesenkt.

Der gigantische Unterschied zum Yaris im Serientrimm liegt nicht nur an der Expertise von Toyota und dem finnischen Rallyeteam, sondern auch am Technikniveau, das die Entwickler in den kleinen Energieriegel gebracht haben. Dafür bekam die Yaris-Plattform GA-B zusätzliche Hinterachskomponenten der größeren GA-C-Basis, auf der Modelle wie Corolla und C-HR unterwegs sind. Damit das Ganze nicht zu schwer wird, wurden zahlreiche Leichtbaukomponenten wie Aluminium oder Karbon verbaut. In dieser kleinen Fahrzeugklasse wäre ein Dach aus ebenso leichtem wie hochfestem Kohlefaser-Verbundwerkstoff sonst illusorisch. Befeuert wird der GR Yaris von einem 1,6 Liter großen Dreizylinder-Turbo, der jede Menge Laune macht. Kompakt bauend leistet er stattliche 192 kW / 261 PS und ein maximales Drehmoment von 360 Nm ab 3.000 Touren, die mit leichter Unterstützung eines Soundgenerators im Innern noch imposanter tönen, als sie dies ohnehin tun würden.

Das kleine Kraftpaket ist ein wahres Hightech-Triebwerk. So bietet das Zylinderterzett einen Turbolader mit Single-Scroll-Kugellager über Auslassventile mit größerem Durchmesser, eine Ölkühlung der Kolbenböden über Multidüsen bis hin zum Hochgeschwindigkeits-Verbrennungsprozess in den Zylindern. Der Verbrennungsprozess profitiert von besonders wirkungsvollen Einlasskanälen mit stärker angewinkelten Ventilen, exzentrischen Ventilsitzen und Auslassventilen mit vergrößertem Durchmesser, wie sie auch im Rennsport eingesetzt werden. Die Schäfte der leichten Kolben verbessern mit reibungsärmeren Oberflächen die Kraftstoffeffizienz, während das Hauptlager die Ölversorgung optimiert. So werden Rennsporttriebwerke gebaut.

Der pausbackige Renner für Straße und unbefestigte Rallyepfade wird handgeschaltet, was nicht zuletzt durch eine präzise Führung der einzelnen Gänge und eine knackige Kupplung wirklich Laune macht. Was für den großen Unterschied zu anderen Spaßmachern sorgt, ist jedoch das feine Sportfahrwerk, sowie ein Allradantrieb nebst Torsenkupplung, der seine stattliche Motorleistung je nach Fahrprogramm und Untergrund variabel zwischen den beiden Achsen verteilt. Aus dem Stand spurtet der Toyota GR Yaris in 5,5 Sekunden auf dem Tempo 100 und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von abgeregelten 230 km/h. Anders als bei seinen anderen Modellen schaut Toyota diesmal nur nachrangig auf den Durst an der Zapfsäule. 8,3 Liter pro 100 Kilometer ist wenig imposant. Doch wer lieber sparen möchte, kann jederzeit in den zahmen Yaris Hybrid steigen.

Die Fahrbarkeit des 4,00 Meter kleinen Renners ist beeindruckend. Bereits im normalen Fahrprogramm glänzen 1,6-Liter-Triebwerk, Handschaltung und strammes Fahrwerk ebenso wie die wohl konturierten Sportsitze, die für groß gewachsene Fahrer jedoch allzu hoch befestigt wurden. Die sportliche-stramme Lenkung gibt eine exzellente Rückmeldung von der Fahrbahn und die Vorderachse mit einem anstellt. Trotz Allradantrieb sind beim starken Beschleunigen gerade bei Kurvenfahrt Antriebkräfte spürbar. Die Torsen-Differenzialsperren verteilen die Leistung dabei perfekt für möglichst imposanten Vortrieb. Der am Mitteltunnel einstellbare Track-Modus teilt das Motormoment im Verhältnis 50:50 zwischen beiden Achsen gleichmäßig auf. Perfekt für eine trockene Piste. Das Sportprogramm lenkt 70 Prozent der Antriebsleistung an die Hinterräder und verleiht dem GR Yaris die Charakteristik eines Hecktrieblers, was nicht allein auf Schnee und Eis Laune macht. Der Normal-Modus sendet 60 Prozent der Kraft an die Vorder- und 40 Prozent an die Hinterachse - perfekt für den normalen Alltagseinsatz und jederzeit zu bewundern auf einem kleinen Mäusekino zwischen den Runduhren, das gerne größer sein dürfte.

Bei aller Hightech-Ausstattung hat der mindestens 32.363 Euro teure Toyota GR Yaris mächtig abgespeckt. Trotz des größeren Motors, einem anderen Fahrwerk und der zusätzlich angetriebenen Hinterachse ist der Japaner leichter geworden. So spart allein das Kohlefaserdach 3,5 Kilogramm an höchster Stelle. Motorhaube, Heckklappe und Türen sind aus Aluminium gefertigt, was weitere 24 Kilogramm einspart. Im Vergleich zum Vorgänger bringt der Gazoo Racing Yaris 38 Kilogramm weniger auf die Waage. Der Pilot hat die Wahl, ob er auf dem 18 Zoll großen Serienradsatz des Toyota GR Yaris mit Dunlop SP Sport Reifen im Format 225 / 40 R 18 unterwegs sein will oder sich für das heiße Performance Paket entscheidet und sich so für die Rundstrecke rüstet. Dann rollt der sportlichste Yaris auf Michelin Pilot Sport Hochgeschwindigkeitsreifen auf besonders leichten Schmiedefelgen. Zu dem Paket gehören ebenfalls ein angepasstes Fahrwerks-Setup mit modifizierten Stoßdämpfern, steiferen Federraten und Querstabilisatoren mit größerem Querschnitt sowie ein modifiziertes Kennfeld für die elektrische Servolenkung. Dann kann das Training für die kommende Rallyesaison umgehend starten. Und am besten investiert man noch die knapp 4.400 Euro für das heiße Performance-Paket. Es ist ja bald Weihnachten.
Technische Daten
Antrieb:Allrad
Getriebe:Sechsgang-Handschaltung
Motor Bauart:Dreizylinder mit Turboaufladung
Hubraum:1618
Leistung:192 kW (261 PS) bei UPM
Preis
Neupreis: 32300 € (Stand: 2020-11-19)
Testwertung
5.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2020-11-19

Getestete Modelle
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