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Testbericht

Jürgen Wolff, 27. Januar 2008
Sie werden von den Frauen geliebt wie George Clooney und Brad Pitt. Der Franzose lockt die Jungen und Sportiven, der Deutsche spricht eher die gut Betuchten an. Spaß machen beide - Mercedes SLK und Peugeot 207cc.

Vorbei die Zeiten, in denen AutofahrerInnen in der kalten Jahreszeit nur mitleidig belächelt wurden, wenn sie im schicken Cabrio vorgefahren kamen. Undichte Dächer, klamme Innenausstattungen und müde Heizungen - alles längst passé. In Frühling, Sommer oder Herbst, ob die Sonne brennt oder die Landschaft golden durchflutet: Die Sonnenanbeter haben der geschlossenen Gesellschaft allemal ein gehörig Maß an Lebensqualität voraus. Doch mit Mercedes SLK und Peugeot 207cc kommt man Dank festem Klappdach auch gut und warm über den Winter. Jeder der beiden ist für sich ist ein Star in seiner Liga: Der eine günstig und chic - der andere edel und sportlich. Nur: Wer ist der bessere?

Der Ur-206cc von Peugeot ist unter den Kleinwagen fast schon eine junge Legende. Mit günstigen Preisen und viel Alltagsnutzen hat er der Oben-ohne-Konkurrenz den Rang abgelaufen und sich gerade durch die ihm hoch gewogenen weiblichen Kunden auf Platz eins der Verkaufsstatistik etabliert. Nachdem der Nachfolger Peugeot 207cc nun deutlich an Größe und Gewicht zugelegt hat, klopft er - zumindest zaghaft - an die Tür zur nächsten Liga. Dort führt am Mercedes SLK schon seit Jahren kein Weg vorbei. Er war 1996 der erste, der die bereits vor Jahrzehnten erfundene Klappdach wieder aufgriff und in der Cabriofraktion etablierte. Auch wenn der SLK im nächsten Jahr eine Modellpflege bekommt: Er ist zeitgemäßer denn je. Das kleine Mercedes-Cabrio ist ein reiner Zweisitzer. Der enge geschnittene Innenraum lässt nur wenig Luft für akrobatische Übungen. Selbst der Verstellbereich der an sich bequemen Sitze ist durch die Rückwand Richtung Tank und Kofferraum eingeengt. Deutlich großzügiger geht es beim 207cc zu. Durch die Winzigkeit der beiden Notsitze bietet er dort jedoch nur die Möglichkeit, zusätzliches Gepäck zur lagern. Sitzen kann in der zweiten Reihe niemand ernsthaft wollen.

Beide Konkurrenten treten in ihren sinnvollsten Versionen gegeneinander an: Der Peugeot 207cc als 1.6 THP mit moderner Motorentechnik und 150 PS, der Mercedes SLK macht als 280er die beste Figur. Die sechs Zylinder des Schwaben sind in dieser Liga ein Muss. Eines, das allerdings auch satte 40.877 Euro kostet. Mindestens. Dass ein SLK 280 nicht in Basisausstattung vom Band läuft, versteht sich noch mehr als beim 207cc von selbst. Beheizbare Ledersitze, Klimaautomatik, Xenonscheinwerfer und Navigationssystem sind das mindestens. Für zarte Nacken gibt es gegen Aufpreis gar eine Airscarf genannte Heizung mit Warmluftdüsen in den Kopfstützen. Zudem ist man bei den Stuttgartern nach wie vor gut bedient, die etwas knochige Handschaltung durch die perfekt sitzende Siebenstufenautomatik zu ersetzen. Kostet nochmals 2249 Euro Aufpreis, die gut angelegt sind. Alles ist deutlich komfortabler und der Wiederverkauf geht auch leichter von der Hand. Mit sinnvoller Basisausstattung bringt es der SLK auf mindestens 41.233 Euro und ist damit fast doppelt so teuer wie der französische Emporkömmling.

Denn für den, der mit weniger Kraft und Image zufrieden ist, für den ist der Franzose in der 120-PS starken Einsteiger-Version bereits ab 18.950 Euro und mit vier Töpfen zu haben. Da aber nicht nur die weibliche Cabriokundschaft auch hier edles Ambiente liebt, ist beim 207cc der edle Platinum eine gute Wahl - für dann allerdings mindestens 24.400 Euro. Beheizbare Ledersitze, Klimaautomatik und Alufelgen gehören einfach zu einem schicken Cabriolet - egal ob aus Frankreich oder Deutschland. Alltagstauglich sind beide - zumindest in ihren Hauptrollen als Single- oder Zweitgefährt. Unter der Kofferraumhaube im Heck findet sich in beiden weit mehr Platz als nur für ein Beautycase. Mit 370 Liter Laderaum bei geschlossenem Dach kommt der Peugeot deutlich üppiger daher als der Mercedes mit seinen maximal 300 Litern. Paradox: Der ganz normale 207 bringt es als Limousine auf 30 Liter weniger. Ist das Dach bei den Cabrios runter, sieht es genau umgekehrt aus: 208 Liter hat der SLK dann noch unter der gefalteten Mütze, der 207 kommt auf nur noch 145 Liter. Was vor allem im Open-Air-Betrieb ärgert, das ist bauartbedingt bei beiden und wird sich kaum ändern lassen: Die Laderäume sind zerklüftet und unter das Klappdach ist trotz aller Kippmechanik nur schwer zu kommen. Aber wozu sind die Rücksitze auch da?

Weder hier doch dort ist auch an der Verarbeitung und an den Materialien etwas auszusetzen. Bis hin zu den gesteppten Nähten der Ledersitze wirken beide perfekt. Die Materialien sind wertig, die Oberflächen fassen sich gut an. In beiden findet man sich auf Anhieb gut zurecht. Die Bedienelemente und Anzeigen sind übersichtlich, die Schalter und Knöpfe groß genug, um auch auf Holperpisten nicht daneben zu langen. Die Vordersitze sind sowohl im SLK als auch im 207cc körpergerecht geformt und so weit nach hinten verschiebbar, dass selbst größere Zeitgenossen noch ordentlich sitzen können. Der Peugeot bietet bei geschlossenem Dach deutlich weniger Kopffreiheit. Weitgehend Gleichstand also - der Mercedes wirkt gediegener, der Peugeot sportlich frischer. Jugendlicher. Dass der Einstieg bei beiden ähnlich kraftaufwändig ist, liegt am Konzept: Sitze in Cabrios sind nun mal tief montiert. Dass sich beide Cabriodächer aber praktisch nur im Stand öffnen lassen, gehört in das abgelaufene Jahrzehnt.

Erwartungsgemäß lässt es der Mercedes SLK 280 deutlich mehr krachen - schließlich galoppieren hier 81 Pferdchen mehr. Entsprechend hängt der Benz den Peugeot mit 6,3 gegen 8,6 Sekunden beim Spurt von 0 auf 100 auch locker ab. Und in der Spitze kommen mit 250 km/h noch einmal 40 km/h auf die Endgeschwindigkeit des 207 drauf. Aber ein Cabrio will ohnehin gelassen chauffiert werden, da sind solche Werte eher theoretisch. Da zählt eher, das beide schaltfaul gefahren werden können. Beide Motoren sind zudem kultiviert und laufruhig - der V6 im Mercedes kann das alles immer einen guten Tick besser, was kaum verwundert. Verwundern tut eher, dass die Schwaben ihm einen richtig schön sonoren Sound entlocken. Beim Fahren auf Asphalt nehmen sich beide an Festigkeit und Stabilität zunächst nicht viel. Erst, wenn es etwas holpriger wird, zeigt der Mercedes eine höhere Steifigkeit der Karosserie. Im Peugeot schüttelt es mitunter leicht - aber noch weit innerhalb der Toleranzen. Die Fahrwerke sind beide sportlich straff ausgelegt, beim Mercedes ist die Abstimmung etwas komfortabler. Aber auch der 207er schluckt Unebenheiten nun deutlich besser als sein Vorgänger 206.

Fazit: Der Blick in den Geldbeutel macht die Musik, entscheidet jedoch nicht allein. Denn das Rennen ist enger als gedacht. Der Alltagsnutzen von Peugeot 207cc und Mercedes SLK ist nahezu identisch. Der SLK ist ohne Überraschung der bessere Spaßmacher und sein Motor eine Idealbesetzung. Doch auch Peugeot glänzt seit längerem mit exzellenten Benzintriebwerken - dem Hause BMW sei Dank. Bei vielen Frauen dürfte der französische Beau letztlich doch besser ankommen. Aber bitte, bitte: Spendiert dem 207er endlich ein vernünftiges Getriebe mit einem sechsten Gang.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-27

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