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Autoplenum, 2010-05-25

Volks-Mercedes 130 - Autos fürs Volk

Testbericht

Stefan Grundhoff

Nachdem die Kooperation mit Renault besiegelt ist, arbeitet Mercedes mit
Hochdruck an neuen Smart-Modellen. Obligatorisch sollen die einen
Heckmotor bekommen. Den gab es bei Mercedes bereits in den 30er
Jahren- beim Volks-Mercedes 130.

Die Modelle 130 und 170 H füllen in der bunten Mercedes-Historie nur ein
paar Seiten am Rande. Denn während der Käfer nach dem Zweiten
Weltkrieg als echter Volkswagen in die Automobilgeschichte einging,
arbeitete Mercedes-Benz bereits deutlich früher an günstigen Modellen für
die breite Masse. Beste Beispiele sind der Mercedes 130 und der 170 H,
jeweils mit Heckmotor. Doch im luxuriösen Mercedes-Portfolio der
Vorkriegszeit konnten sich die Modelle nicht durchsetzen. Jetzt rücken die
Hecktriebler wieder mehr in den Vordergrund. Nach den monatelangen
Vorarbeiten steht fest, dass der neue Smart nicht länger allein ein Fortwo
bleiben wird. Zusammen mit dem Kooperationspartner Renault-Nissan
wird auch eine viertürige Version kommen. Weitere Versionen nicht
ausgeschlossen. Alle Smart-Modelle sollen wiederum einen Heckmotor
bekommen. Kein neuer Trend, sondern eben eine Entwicklung, die bereits
in den 30er Jahren ihren Platz in der Mercedes-Geschichte hatte; sich
jedoch nicht durchsetzen konnte.

Wie sich die Zeiten gleichen. Auch in den 30er Jahren sah es düster aus
um die internationale Wirtschaft. Die Autos waren groß und zu teuer. Um
den Privatmann von der Straße ins Auto zu bekommen, sollten günstige
und vergleichsweise kleine Autos entwickelt und gebaut werden. Auch
Mercedes beteiligte sich an diesen Entwicklungen und brachte Mitte der
30er Jahre die Versionen 130 und 170 H auf den Markt. Doch der
Reihenmotor eignete sich kaum für den Bauort im Heck und die beiden
Modelle waren letztlich alles andere als günstig. So startete der Typ 130,
der offiziell nie die volle Bezeichnung 130 H trug, im Jahre 1934 für 3.425
Reichsmark. Bis 1936 wurden insgesamt 4.200 Fahrzeuge verkauft. Vom
Nachfolger Mercedes 170 H waren es kaum mehr als ein Drittel.

Der Mercedes 130 war für den Stuttgarter Autobauer völliges Neuland.
Ein derart kleines Fahrzeug hatte es von den Stuttgartern bis dato nicht
gegeben; zudem war es das erste Vierzylindermodell. Die
Gemeinsamkeiten mit dem Ururenkel Smart Fortwo sind mehr als nur
Motor und Antrieb im Heck. So wurde auch der 130er als Limousine und
Cabriolimousine angeboten. Der Zündschlüssel befindet sich zwischen den
Sitzen, die Insassen blicken auf ein karges Armaturenbrett und das
Platzangebot ist trotz begrenzter Dimensionen ganz anständig. Beide
Fahrzeuge haben ihre Stärken weder beim Triebwerk noch bei der
Schaltung. Während der Smart Fortwo seine Kunden bis heute mit seinen
überflüssigen Zugkraftunterbrechungen nervt, gab es beim gerade einmal
4,04 Meter langen 130er ebenso wie beim Nachfolger 170 H eine hakelige
Handschaltung mit drei widerspenstigen Schaltstufen und einem
zusätzlichen Schnellgang. Jedoch bot der Senior Platz für vier Personen.
Ein früher Ausblick auf den nächsten Smart Forfour.

Die Zylinderanzahl (damals vier, heute drei) war geringer als bei der
Konkurrenz und die Motorleistung von Mercedes 130 und Smart Fortwo
ließ viel Spielraum nach oben. So leistet der 1,3 Liter große Vierzylinder
des 1934 eingeführten Käfer-Vorgängers gerade einmal 26 PS. Das
reichte für autobahntaugliche 92 km/h. Auch der Smart Fortwo hat mit
Höchstgeschwindigkeiten von 135 bzw. 145 km/h andere Stärken als die
lange Autobahntour. Der Heckmotor sorgte beim müde motorisierten
130er jedoch für ein munteres Hinterteil, das sich im Grenzbereich
problemlos ausstellen lässt. Heute regeln das feine
Fahrwerksabstimmungen und ESP deutlich besser.

Der Mercedes 170 H aus dem Jahre 1937 ist eine ganze Portion
erwachsener als der 130, jedoch noch immer als preisgünstiges Auto für
die Breite Masse gedacht. Die Aerodynamik erinnert glatt gebügelt nicht
mehr derart an die des späteren VW Käfer. Der 1,7 Liter große
Vierzylinder mit 38 PS schafft immerhin 110 km/h und bietet vier
Personen angenehme Platzverhältnisse. Doch mit dem 170er war es erst
einmal vorbei mit den Heckmotoren im Hause Mercedes. Adolf Hitler
dachte Mercedes die Produktion von Luxuswagen zu. Die kleineren
Modelle für die breite Masse sollte die später gegründete Marke
Volkswagen bauen. So blieb die Heckmotor-Idee im Hause Mercedes bis
Mitte der 90er Jahre verschollen – bis der erste Smart Fortwo seine
Premiere feierte. Ähnlich wie Mercedes 130 und 170 H vor dem Krieg
auch ohne den an sich hierfür an sich prädestinierten Boxermotor. Bleibt
abzuwarten, wohin die Heckmotor-Reise im Hause Daimler geht. Die
nächste Smart-Generation, die zusammen mit Renault-Nissan gerade
entwickelt wird, dürfte 2013 / 2014 Premiere feiern.

Quelle: Autoplenum, 2010-05-25
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