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Testbericht

Stefan Grundhoff, 13. November 2013
Niemand weiß derzeit, ob der Elektrotrend ein heißer Innovationssturm oder nur ein müdes Lüftchen wird. Volkswagen setzt beim Golf neben Elektro- und Hybridantrieb daher auch auf das Thema Erdgas.

Die meisten Autohersteller haben sich längst vom Erdgasantrieb verabschiedet. Gerade bei den Kunden in Deutschland erfreut sich der Gasantrieb nur einer überschaubaren Nachfrage und das Tankstellennetz ist mit 900 Zapfsäulen unverändert dünn. Nachdem klassenübergreifend zunehmend Elektro- und Hybridmodelle angeboten werden, ist es für die Spartentechnologie Erdgas noch schwieriger geworden. Trotzdem ist der VW Golf nicht nur mit Diesel- und Benzinmotor, sowie im nächsten Jahr dann mit Elektro- und Hybridantrieb zu bekommen. Wer wirklich sparen will, für den könnte der Gasantrieb eine sinnvolle Alternative sein. "Ein alternativer Antrieb ist bei uns nicht nur ein einziges Produkt", räumt VW-Entwicklungs-Chef Dr. Hans-Jakob Neußer ein, "wir sind da weiter gefasst. Wichtig ist, dass diese Produkte auch bezahlbar sind. Aktuell gibt es bei uns 300 Modelle unter 120 Gramm CO2." Ob der VW Golf TGI ähnlich wie der kleinere und ebenfalls mit Erdgas betriebene VW Eco Up einen Flottenanteil von zehn Prozent erreichen kann, darf jedoch bezweifelt werden.

Optisch ist ähnlich wie bei VW E-Golf oder dem VW Golf Plug-In-Hybrid kein nennenswerter Unterschied unter den einzelnen Gölfen zu erkennen. Der bivalente VW Golf TGI sieht aus wie ein ganz normaler Golf, jedoch ohne Auspuff am Heck. Der endet bereits kurz vor der Hinterachse unter dem Auto. Öko geht vor - daher werden beim VW Golf TGI wegen dem geringen Verbrauch maximal nur 16-Zöller montiert. Im Innenraum gibt es keine Nutzungseinschränkungen. Die zwei zusätzlichen Gasflaschen mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 15 Kilogramm sind versteckt unter dem Laderaum untergebracht und schränken diesen nicht ein. Nur der doppelte Ladeboden entfällt. In den Instrumenten fallen einzig die beiden getrennten Tankanzeigen für Erdgas und Benzin sowie die beiden separaten Reichweitenanzeigen auf.

"Wir haben mit 2.700 Euro einen überschaubaren Aufpreis gegenüber einem vergleichbaren Benziner-Golf", sagt Jörg Worm, Erdgasexperte bei Volkswagen, "und das fährt man schnell wieder herein. Die Tankkosten liegen ungefähr bei der Hälfte." Denn auf 100 Kilometern verbraucht der VW Golf TGI 3,5 Kilogramm Erdgas, das aktuell unter 1,10 Euro kostet. Für den Antrieb sorgt ein 1,4 Liter großer Turbodirekteinspritzer mit 81 kW / 110 PS. Kein Kraftprotz, aber allemal ausreichend, wenn man flott im Verkehr mitfahren will. Das maximale Drehmoment von 200 Nm liegt zwischen 1.500 und 3.700 U/min an und den Spurt 0 auf Tempo 100 schafft der Fronttriebler in unspektakulären 10,7 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 194 km/h allemal ausreichend.

Einen Umschalter zwischen Erdgas- und Benzinbetrieb gibt es beim TGI nicht. Das macht die Motorelektronik je nach Tankvolumen und Temperatur automatisch. Addiert man die beiden Reichweiten, die Erdgas- und Benzintank ermöglichen, kommen selbst Dieselfahrer ins Schwärmen. Mit den 15 Kilogramm Erdgas liegt die Reichweite bei 420 Kilometern. Der zusätzlich 50 Liter große Benzintank ermöglicht mit einem Verbrauch von 5,3 Litern somit eine Gesamtstrecke von bis zu 1.360 Kilometern. Mit dem optionalen Siebengang-Doppelkupplungs-Getriebe sind sogar bis zu 1.400 Kilometer drin. Aufgrund der größeren Energiedichte von Erdgas liegt der CO2-Ausstoß bei gerade einmal 92 g/km.

Im Fahrbetrieb ist vom Erdgasantrieb selbst wenig zu spüren. Die 130 Kilogramm Mehrgewicht dreht der Motor nahezu völlig ins Nirwana. Wenn etwas stört, ist es die ruckelige Start-Stopp-Automatik, die es nicht mit der eines Benziners aufnehmen kann. "Das liegt daran, dass wir im Gasbetrieb hier keine Direkteinspritzung haben", erklärt Jörg Worm, "technisch bedingt bereitet dies gewisse Nachteile." Doch ansonsten gibt es beim VW Golf TGI Sparen ohne Reue, denn das bivalente Erdgasmodell kann sonst fast wie jeder andere Golf in den Ausstattungsvarianten Trendline und Comfortline geordert und wie gewünscht ausstaffiert werden. Nur das Topmodell Highline fehlt aktuell. Selbst das Tanken könnte einfacher nicht sein. Die beiden Einfüllstutzen befinden sich hinter der Tankklappe direkt nebeneinander. Und der Basispreis von 23.400 Euro ist allemal eine Überlegung wert.

Quelle: Autoplenum, 2013-11-13

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