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Testbericht

Mario Hommen/SP-X, 4. Oktober 2018

SP-X/Köln. „Wo ist denn bloß mein Smartphone?“ dürfte sich so mancher Fahrgast angesichts der knapp 30, teilweise großzügig geschnittenen Ablagen im neuen Citroen Berlingo fragen. Neben reichlich Raum für große Dinge bietet die neueste Auflage des Familienfreunds nämlich auch verblüffend viel Platz für Kleinkram und damit diverse Optionen, Sachen zu verlegen. Auch sonst ist der Hochdachkombi äußert vielseitig und technisch zudem weit jenseits dröger Nutzwerttristesse talentiert. Soll es richtig gediegen sein, hat das allerdings einen fast schon stolzen Preis. Einfach nur Kasten reicht heutzutage nicht mehr, weshalb Citroen unter anderem dem Blech-Kunststoffkleidchen des Berlingo viel eigenen Charme mit auf den Weg gegeben hat. Die bullige Front mit kuriosem Scheinwerfer-Layout, Plastikverkleidung in den Flanken, der angedeutete Unterfahrschutz oder nicht zuletzt eine Lackierung in Mintgrün verleihen dem Raumriesen Charakter. Im Vergleich zu den derzeit besonders gefragten SUV wirkt der hochbauende Franzose zudem verblüffend wuchtig, obwohl wir die lediglich 4,40 Meter lange M-Version getestet haben. Alternativ ist der Berlingo auch in einer um 35 Zentimeter längeren XL-Version zu haben. Bereits die kompakte Variante vermag einen eigentlich gestandenen Hochbeiner wie den Kia Sportage optisch zum Autozwerg zu degradieren. Ein „kleiner“ Berlingo sollte jedenfalls für die meisten Bedürfnisse des durchschnittlichen Familienbetriebs völlig ausreichen. Die vorderen Gäste können erhöht und damit recht bequem ein- und aussteigen und viel Freiraum genießen. Vor allem die Kopffreiheit ist enorm, auch längere Beine lassen sich locker unterbringen. Selbstverständlich kann man Fahrersitz und Lenkrad auf seine individuellen Bedürfnisse hin anpassen. Ebenfalls geräumig ist der beidseitig über praktische Schiebetüren erreichbare Fond, der optional drei gleichgroße und auch für Erwachsene ausreichend breite Sitze bietet. Auch dank der Abwesenheit eines Kardantunnels ist der Franzosen also ein vollwertiger Fünfsitzer. Hinter und unter den gegen Aufpreis besonders schick gepolsterten Einzelsitzen erstreckt sich eine mächtige Nutzwertlandschaft. Mit jeweils einem Handgriff direkt an der Lehne lassen sich die Sitze einzeln nach vorn klappen. Dank der sich parallel absenkenden Sitzfläche machen sie sich zudem besonders flach. Die reinen Literwerte sind imposant: 775 fasst das Gepäckabteil, 3.500 sind es bei umgelegten Rücksitzen. Dank des ebenfalls umlegbaren Beifahrersitzes kann man im „kleinen“ Berlingo zudem bis zu 2,70 Meter lange, sperrige Gegenstände einladen. Im Frühjahr 2019 wollen die Franzosen ein Umklappen der Rücksitzlehnen vom Heck aus per Fernentriegelungshebel ermöglichen. Weitere smarte Lösungen sind eine separat in der riesigen Kofferraumklappe aufklappbare Heckscheibe und einige der eingangs erwähnten Zusatzstaufächer. Für den Dachhimmel des Kofferraums gibt es eine großzügige Plastikbox mit zwei Schiebetüren, im Fußraum des Fonds befinden sich zwei Bodenfächer und mittig durchs Fahrzeug zieht sich noch eine Dachablage aus semitransparentem Kunststoffglas, welches es leicht macht, dort deponierte Gegenstände – auch ein Smartphone – auszumachen. In Sachen Nutzwert kann dem Berlingo also kaum jemand das Wasser reichen, in puncto Qualitätsanmutung schon eher. Jedenfalls sind hier softe Kunststoffflächen rar gesät. Im angenehm ergonomisch gestalteten Cockpitbereich dominiert Hartplastik mit zum Teil etwas spröder Anmutung und gewissen Einbautoleranzen. Es finden sich aber ebenfalls ein paar Feinheiten wie etwa der haptisch angenehme und zudem mit Leder bezogene Schalthebel aus Metall, Head-up-Display, die schicke Bedieneinheit der Klimaautomatik mit kleinen, digitalen Temperaturanzeigen oder der große, feststehende Touchscreen mittig im Armaturenbrett. Letzterer ist Basis für das vielseitig nutzbare Infotainmentsystem, das gegen Aufpreis auch navigieren und dabei auch Echtzeitverkehrsinformationen für eine recht präzise Stauprognose einbeziehen oder DAB-Radiosender empfangen kann. Allein schon dank dieser Technik ist der Citroen ein angenehmer Partner für lange Touren, auf denen insbesondere der starke 1,5-Liter-Diesel mit üppigen 96 kW/130 PS überzeugt. Die 300 Newtonmeter Drehmoment schieben den 1,6-Tonner in 11,5 Sekunden auf Tempo 100, maximal sind offizielle 186 km/h möglich. Mit viel Heimweh und Rückenwind lässt sich die Tachonadel auch mal jenseits der 200 km/h treiben. Der dank Adblue für die Abgasnorm Euro 6d-temp fitte Franzose wird allerdings bei forciertem Tempo etwas durstig. Die 4,4 Liter Normverbrauch lassen sich auch auf deutlich über 7 Liter treiben. Bei vielen flotten Autobahnkilometern haben wir es im Schnitt auf letztlich knapp über sechs Liter gebracht. Flottes Fahren, zumindest wenn es geradeaus geht, bereitet auch dank des Fahrwerks Freude, denn der Wagen liegt selbst bei Topspeed angenehm vertrauenerweckend und ruhig auf der Straße. Und in klassisch französischer Art werden Unebenheiten weggefiltert, was vor allem im Stadtverkehr eine Wohltat ist. Straßen mit Kopfsteinpflasterung nimmt der Citroen jedenfalls jeglichen Schrecken. Auch die Windgeräusche halten sich in erfreulicher Weise zurück. Zwar bietet der Berlingo einen angenehm kleinen Wendekreis, allerdings sind schnelle Kurven nicht so ganz sein Metier. Den Hochdachkombi kann man auch flott ums Eck scheuchen, doch die dabei stark wankende Karosserie offenbart dem Fahrer die Abwesenheit stabilisierender Ausbuchtungen im Sitz. Außerdem verhagelt die recht synthetische wirkende Lenkung mit einem gewissen Eigenleben die Freude an spontanen Richtungswechseln. Ähnlich vorhersehbar wie das nur mäßig agile Fahrverhalten ist auch sein Preis. Der driftet, sofern man bei den vielen attraktiven Antriebs- und Ausstattungsoptionen ein gehobenes Niveau wünscht, in monetären Sphären ab, die kaum mehr als familienfreundlich durchgehen. Wer es gediegen mag, darf auf den Basispreis von rund 19.000 Euro noch locker eine fünfstellige Summe draufschlagen. Dann reicht es für den starken 130 HDi in der Topausstattung Shine sowie eine Reihe attraktiver Extras. Dazu gehören zum Beispiel das 400 Euro teure Drive-Assist-Paket mit Verkehrszeichenerkennung sowie den jeweils feinfühlig arbeitenden Abstandstempomaten und Fernlichtassistenten. Die Navigation mit DAB-Radio kostet weitere 600 Euro. Gar 2.000 Euro verlangt Citroen für eine Achtgangautomatik, die den Komfortreigen nach oben hin abrundet. In jedem Fall ordern sollte man das Komfort-Paket mit Induktionsladeschale für Smartphones, die damit ihren fest zugewiesenen Platz im Berlingo haben und nicht mehr so leicht im Ablagen-Gewimmel untertauchen. Technische Daten – Citroen Berlingo 130 HDI: Fünftüriger, fünfsitziger Hochdachkombi, Länge: 4,40 Meter, Breite: 1,85 Meter, Höhe: 1,85 Meter. Radstand: 2,79 Meter, Kofferraumvolumen: 775 – 3.500 Liter Motor: 1,5-Liter-Turbobenziner, 96 kW/130 PS, maximales Drehmoment: 300 Nm bei 1.750 U/min, Sechsgang-Getriebe, Vorderradantrieb, Vmax: 185 km/h, 0-100 km/h: 11,5 s, Durchschnittsverbrauch: 4,4 l/100 km, Testverbrauch: 6,1 Liter, CO2-Ausstoß: 115 g/km, Abgasnorm: Euro 6d-temp, Effizienzklasse C Preis: ab 26.390 Euro (Basispreis: 19.090 Euro) Kurzcharakteristik: Warum: der Berlingo ist geräumig, variabel, komfortabel Warum nicht: billige Materialien im Innenraum, Bedarf nach noch mehr Platz und Variabilität Was sonst: Renault Kangoo, VW Caddy oder die Schwester-Modelle von Opel und PeugeotSUV sind beliebt, weil sie hoch bauen, geräumig sind und stattlich wirken. Doch mit dem Berlingo bietet Citroen eine in eigentlich allen Aspekten bessere Alternative.

Fazit

SUV sind beliebt, weil sie hoch bauen, geräumig sind und stattlich wirken. Doch mit dem Berlingo bietet Citroen eine in eigentlich allen Aspekten bessere Alternative.

Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2018-10-04

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