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Testbericht

18. September 2016
Hockenheim, 19. September 2016

"Hey Max, hier ist Jan, der mit dem GT4. Wir fahren nächste Woche in Hockenheim, hast du Lust vorbeizukommen und eine Runde zu drehen?" Wenn sich ein Test so ankündigt, ist das meist schon Grund genug zur Freude. Wenn es sich bei "dem GT4" um den neuen Porsche Cayman GT4 MR handelt, den Porsche erst kürzlich zusammen mit seinem Werksteam Manthey Racing fertiggestellt hat, umso mehr. Eine seltene Gelegenheit für einen exklusiven Fahrbericht.

Allied Racing aus Huglfing
Doch von Anfang an: Jan Kasperlik und sein Team "Allied Racing" aus dem oberbayrischen Huglfing starten seit 2015 in der GT4-Europameisterschaft. Die Truppe, die hauptberuflich eine Kfz-Werkstatt mit Rennwagen-Betreuung betreibt, war bisher mit einem BMW M3 GT4 unterwegs. Der V8-Brummer kam allerdings schon 2009 auf den Markt und ist in der hart umkämpften Rennserie nicht mehr zu 100 Prozent konkurrenzfähig. Nach reiflicher Überlegung fiel die Wahl für einen Nachfolger - mangels Alternative aus München - schließlich auf das neueste Spielzeug aus Stuttgart-Zuffenhausen, beziehungsweise aus Meuspath am Nürburgring. Dort modifiziert Manthey-Racing nämlich den Porsche Cayman GT4 Clubsport für einen Einsatz in den weltweiten GT4-Meisterschaften. Um zu verstehen, was an dem Fahrzeug, das sich auf den ersten Blick nur marginal vom "normalen" GT4 Clubsport unterscheidet, verändert wurde, muss ich allerdings etwas ausholen.

Diät für den GT4-Cayman
Was hat sich also alles geändert? Dank der guten Ausgangsbasis, die der Clubsport-Cayman bietet, sind die notwendigen Umbauten rein Performance-technischer Natur. Das zweifach einstellbare Competition-Fahrwerk von KW bietet mehr Einstellmöglichkeiten beim Setup und höhere Sturzwerte an der Vorderachse, die Waagebalken-Bremse mit Renn-ABS einen größeren Spielraum bei der Brems-Balance. Der MR-Cayman ist außerdem mit Carbon-Hauben und Türen, Makrolon-Seitenscheiben, einer Polycarbonat-Frontscheibe und einem höheren Heckspoiler ausgestattet. Weniger Gewicht - wir sprechen von 1.290 Kilogramm - und mehr Anpressdruck sind die Folge. Optional ist eine Leichtbaubatterie erhältlich. Eine Lenkrad-Bedieneinheit erleichtert die Bedienung des Data-Logging-Systems, das mit einem CAN-Gateway zur Datenauslese ausgerüstet ist - Pflicht in der GT4-Klasse.

PDK statt manuelles Getriebe
Doch genug der Theorie. Hat man sich einmal am kleinen Rennlenkrad vorbei und durch das Käfig-Gewirr in den Innenraum des Cayman gezwängt, fällt sofort die hervorragende Sitzposition in der engen Carbon-Schale auf. Fest umschlossen, tief und recht weit hinten dreht der Pilot am Volant. Hinter dem Steuer blickst du auf die Standard-Instrumente des Straßen-GT4. Vor allem Drehzahlmesser und Tacho sind im Rennbetrieb wichtig. Aber auch Öl- und Wasser-Temperatur sowie der Reifendruck lassen sich über das Display ablesen. Das 3,8-Liter-Sechszylinder-Triebwerk mit 385 PS wird traditionell links vom Lenkrad gestartet und klingt - wie nicht anders zu erwarten - auch im Renntrimm grandios. Anders als im Straßen-GT4 wird in der Motorsport-Variante allerdings über ein Sechsgang-PDK-Getriebe geschaltet. Das ist schneller, sicherer vor Verschaltern und macht trotzdem jede Menge Spaß. Ich schiebe den Hebel in die manuelle Position. Es kann losgehen.

Drehzahl, Bremsen, Drehzahl
Über Funk gibt mir Renningenieur Thomas letzte Anweisungen: "Fahr die Reifen vorsichtig warm, der Druck ist noch recht niedrig. Nach fünf Runden kommst du rein, dann kontrollieren wir nochmal". Also gut. Ich rolle die Boxengasse des Hockenheimrings herunter, nach Passieren der Ampel steige ich aufs Gas. Der Motor dreht gierig hoch, die Drehzahlnadel marschiert mit strammem Schritt in Richtung des roten Bereichs. Bei knapp über 7.000 Umdrehungen ein kurzer Zug an der rechten Schaltwippe und schon schnippt das hervorragende PDK den nächsten Gang rein. Nach kurzem Warm-Up das erste scharfe Anbremsen: Die Stopper des GT4-Cayman verzögern mit ungeheurer Kraft - Wahnsinn. Sechs Kolben pressen an der Vorderachse die Rennbeläge in große Stahlscheiben und drücken mich in die Hosenträgergurte. Was folgt? Logisch, das Einlenken. Dank Uniball-Gelenken im Fahrwerk und einem sehr negativen Sturz folgt die Lenkung meinen Befehlen als wäre sie eine metallgewordene Verlängerung meiner Hände. Lediglich das geringe Gewicht auf den Rädern verursacht ein leichtes Einlenk-Untersteuern. Der Vorderbau stammt übrigens nicht vom Straßen-GT4, sondern aus dem 991 GT3 Cup - einem Hardcore-Renner für weltweite Markenpokale.

Er kann auch anders
Dass der GT4 MR ein echter Mittelmotor-Rennwagen ist, offenbart sich, wenn du in der Mitte einer Kurve unvermittelt vom Gas gehst. Dann schnappt das Heck biestig zu und droht, den Fahrer mit Haut, Haaren und Helm zu verschlingen. Doch der GT4 ist als Gentleman-Fahrzeug ausgelegt und kommt mit einem vielstufigen Stabilitäts-Programm, das den Renner wie von Zauberhand wieder auf den rechten Weg zurückfinden lässt. Hat da jemand Playstation gesagt? Es macht schon fast zu viel Spaß. Am Ende der langgezogenen Parabolika stehen 228km/h auf der Uhr. Wieder geht es voll in die Eisen, rum um die enge Haarnadel und voll aufs Gas. Der Cayman ist nicht nur schnell, er ist auch relativ einfach zu fahren und überfordert den Piloten nicht permanent mit übertriebenem Rennwagen-Gehabe. Schaltet man das Stabilitätsprogramm aus, ist der GT4 zwar höchstwahrscheinlich schneller, dürfte sich aber auch nicht mehr so spielerisch fahren lassen.

Auf einem guten Weg

Zurück in der Box weiht mich Teamchef und Stammfahrer Jan in die Geheimnisse seines Cayman ein - übrigens einer der allerersten ausgelieferten MR. "Uns fehlt im Vergleich zum M3 noch ein bisschen Topspeed, aber wir sind auf einem guten Weg. Gegenüber dem Setup, das bei der Auslieferung verbaut war, haben wir mittlerweile schon 1,5 Sekunden gefunden. Wir setzen das Auto ja nicht nur ein, sondern entwickeln es auch weiter. Das ist wichtig, um in der Europameisterschaft vorne zu fahren". Und vorne fahren die Jungs von Allied Racing: 2016 ist der Titel in der Privatfahrer-Wertung angepeilt, 2017 soll es in der Punktetabelle noch weiter nach oben gehen. Ich drücke die Daumen. Der Cayman hat auf jeden Fall das Zeug, zu einem Siegerfahrzeug zu werden.
Technische Daten
Antrieb:Hinterradantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:PDK Doppelkupplungsgstriebe
Motor Bauart:Ottomotor
Hubraum:3.800
Anzahl Ventile:24
Anzahl Zylinder:6
Leistung:283 kW (385 PS) bei UPM
Drehmoment:420 Nm bei 4.750-6.000 UPM
Preis
Neupreis: 160.000 € (Stand: September 2016)
Fazit
Wer einen Straßen-Cayman-GT4 für ein richtig dynamisches Auto hält, wäre überrascht, wie viel Dynamik Porsche und Manthey-Racing noch in die GT4-Version gesteckt haben. Schnell, spaßig und sehr hochwertig - ein echtes Porsche-Werksauto eben. Das spiegelt sich auch im Preis wieder: 160.000 Euro werden für ein fertiges Fahrzeug fällig. + geniale Motor-Getriebe-Kombination, hervorragendes Rennauto- in bestimmten Fahrsituationen etwas giftig, hoher Preis
Testwertung
5.0 von 5

Quelle: auto-news, 2016-09-18

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