12neuwagen.de12gebrauchtwagen.de

Unsere Partnerseiten:

Testbericht

Stefan Schickedanz/SP-X, 29. Juli 2020
SP-X/Stuttgart. Mit witzigen Video-Spots kündigte Porsche kürzlich zwei Navigationsradios mit allen Zutaten heutiger Infotainment-Technologie an, die Klassikern und Youngtimern den Sprung ins 21. Jahrhundert ermöglichen. Die neuen Porsche Classic Communication Management Systeme PCCM und PCCM Plus bringen zeitgemäße 3D-Navigation mit Traffic Message Channel (TMC), Apple CarPlay, Medienwiedergabe via SD-Karte, Digital-Radio DAB+ sowie Telefonieren mit Sprachsteuerung und Freisprechen in ältere und ganz alte Fahrzeuge.Kann das wirklich so einfach gelingen, einen Klassiker zur Neuzeit aufschließen zu lassen, ohne dessen Originalität zu unterminieren oder die Funktionalität des Updates zu kompromittieren? Für unseren Praxischeck hat uns Porsche aus dem rollenden Museum einen 2002 gebauten 986 Boxster mit Handschaltung aufgefahren. Mit ihm können wir auf den verwinkelten Landstraßen im Norden Stuttgarts das für rund 1.600 Euro angebotene, größere PCCM Plus mit 7-Zoll-Displayfür alle 996 und 986 Modelle testen. Vor dem Drehen des Zündschlüssels dürften selbst wollgefärbte Porsche-Afficionados erst auf den zweiten Blick erkennen, dass hier nicht das originale PCM 2 Navigations-System mit seinem Bildschirm in der Mittelkonsole thront. Wer ganz genau hinsieht, könnte im Ablagefach darunter ein erstes Indiz für das ungewöhnliche Upgrade entdecken: Die mitgelieferte Media-Box ist nicht einmal so groß wie eine Zigarettenschachtel, hat es aber in sich. Hier finden sich ein USB-A-Anschluss für Memory-Sticks mit Musikdateien, ein analoger AUX-Eingang für Mini-Klinkenstecker plus ein weiterer USB-A-Anschluss zum Laden und Verbinden von Smartphones. Bei genauer Betrachtung entdeckt das Auge noch die eine oder andere kleine Taste unter dem Display, die es zu Zeiten der Auslieferung des 986 Boxsters so nicht gab.Wer den Zündschlüssel umdreht, kommt so schnell aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der 18 Jahre alte Boxster präsentiert sich wie ein aktuelles Auto mit sämtlichen Gadgets, an die uns die Elektronik-Entwickler in so kurzer Zeit dermaßen gewöhnt haben, dass wir uns das Fahren ohne sie selbst im schönsten, sportlichen Klassiker inzwischen kaum noch vorstellen können. Der Bildschirm kann nicht nur Farbe satt mit 800 x 480 Pixel Auflösung, er präsentiert sich von seinen auf dem Home Screen in zwei Reihen verteilten Software-Keys auf der Höhe der Zeit.Wer sich für die integrierte Navigationsfunktion des PCCM Plus entscheidet, kann sich bei diesem bereits ab Werk mit dem PCM-Navi ausgestalten Boxster sogar die Richtungshinweise im monochromen Display im unteren Teil des zentralen Drehzahlmessers anzeigen lassen. Diese nützliche Funktion entfällt, wenn man auf Apple CarPlay oder Android Auto wechselt und auf die Navi-App des Smart-Devices vertraut. Der Verzicht wird allerdings durch eine äußerst praktische Zieleingabe durch Spracherkennung aufgewogen. Wer es perfekt machen will, nutzt zum Aufruf von Siri von seinem iPhone nicht das integrierte Mikrofon. Unser Testwagen besaß ein dezent hinter dem Lenkrad angebrachtes, leistungsfähigeres Richtmikrofon, das auch die Sprachverständlichkeit beim Telefonieren über das PCCM Plus verbessert. Es gehört zum Lieferumfang beider PCCM-Systeme, dürfte aber von einigen auf maximale Originalität bedachten Klassiker-Besitzern verschmäht werden.Wenn die Musik lief, gelang es je nach Song und Wiedergabelautstärke nicht immer, mit dem Losungswort „Hey Siri“ Apples Sprachassistentin zu wecken. Für diesen Fall gibt es noch die Möglichkeit, sich durch einen längeren Druck auf den Home Button am PCCM Plus Gehör zu verschaffen. Das ist allemal besser, als während der Fahrt komplexe Bedienvorgänge am Touchscreen vornehmen zu wollen. Ganz prima klappte das freihändige Telefonieren mit „Wahl-Helfer“ Siri und Freisprechen über die dank Radio-Upgrade jetzt 4 x 45 Watt starke Original-HiFi-Anlage.Porsche betrieb hier auch schon bei der Grundausstattung des 986 Boxster einen ordentlichen Aufwand. In Verbindung mit dem seinerzeit als Option verfügbaren, heute direkt von Porsche als Nachrüstung angebotenen Bose Sound System wäre der Klang sogar nochmal deutlich sonorer gewesen. Doch auch so ließ sich der Sound über den 6-Band-Equalizer oder die von Porsche für Rock, Pop, Klassik oder Jazz optimierten Presets gemäß eigenen Wünschen steigern.Wer CarPlay oder Android Auto nutzen möchte, muss sein Smartphone über USB verbinden. Zur Musikwiedergabe steht alternativ auch Bluetooth mit sehr ordentlichem Klang zur Verfügung. Die Bedienung des PCCM Plus war weitgehend auf Anhieb verständlich und sehr praxisgerecht. Peter Nachbauer, als Produktmanager des Kundenzentrums Klassik für das Oldtimer-Radio-Projekt verantwortlich, fand mit seinem Entwicklerteam sogar einen Weg, das ständige „Vordrängeln“ von Apple CarPlay zu unterbinden. Wer am Homescreen oder den mechanischen Tasten am PCCM Plus auf „Navigation“ drückt, landet bei aktiviertem CarPlay immer wie gemeinhin üblich bei der Karten App von Apple. Durch den Druck auf die „Map“-Funktion gelingt aber dennoch der Zugriff auf die Porsche-Navigation (das Kartenmaterial wird über eine separat erhältliche SD-Karte aufgespielt) mit dem bereits erwähnten Vorteil der Einblendung von Fahrthinweisen im Drehzahlmesser-Display. Allerdings führte die Benutzung von Siri gelegentlich dazu, dass wir uns anschließend auf dem CarPlay Screen wiederfanden. Vom PCCM Plus profitieren natürlich vor allem die neueren 911er-Modelle des Typs 996 und Boxster Modelle des Typs 986 mit ihren 2-DIN-Schächten und dem dadurch möglichen 7-Zoll-Display. Doch abgesehen vom nur 3,5-Zoll großen Bildschirm und dem Verzicht auf Android Auto kann das rund 160 Euro günstigere PCCM alles, was das große PCCM Plus auch kann. Damit erschließt sich die schöne neue Medien-Welt jedem Porsche-Klassiker, sofern er einen 1-DIN-Schacht besitzt. Entsprechend bleiben von den Klassikern nur der Porsche 356 und der Carrera GT außen vor. Und damit auch hier alles so weit wie möglich original wirkt, lassen sich an den mit Porsche belabelten PCCM die beiden Knöpfe für Lautstärkeregelung und Systemsteuerung im Handumdrehen gegen etwas zur Epoche des Modells Passendes tauschen.Das Old- und Youngtimer technisch nicht auf dem neuesten Stand sind, ist logisch und im Sinne der Originalität auch gewollt. Aber ganz ausschließen vom Fortschritt bei Navigation und Kommunikation muss man sie deshalb nicht. Porsche hat dazu etwas Modernes entwickelt, das klassisch aussieht. Wir haben es ausprobiert. 
Fazit
Das Old- und Youngtimer technisch nicht auf dem neuesten Stand sind, ist logisch und im Sinne der Originalität auch gewollt. Aber ganz ausschließen vom Fortschritt bei Navigation und Kommunikation muss man sie deshalb nicht. Porsche hat dazu etwas Modernes entwickelt, das klassisch aussieht. Wir haben es ausprobiert. 

Quelle: Autoplenum, 2020-07-29

Getestete Modelle
Für diesen Testbericht sind keine passenden Modelle vorhanden.
Ähnliche Testberichte
Autoplenum

Autoplenum, 2022-01-19

Kein Opfer des SUV-Booms - Der Kombi hält Stand Kein Opfer des SUV-Booms  - Der Kombi hält Stand
Der Kombi hält Stand Kein Opfer des SUV-Booms Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2022-01-19

Gebrauchtwagen-Check: VW Sharan (2. Generation) - Raumrie...Gebrauchtwagen-Check: VW Sharan (2. Generation) - Raumriese mit gro...
Raumriese mit großen Problemzonen Gebrauchtwagen-Check: VW Sharan (2. Generation) ...Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2022-01-19

Fahrbericht: Bentley Flying Spur Hybrid - Weniger ist mehrFahrbericht: Bentley Flying Spur Hybrid - Weniger ist mehr
Weniger ist mehr Fahrbericht: Bentley Flying Spur Hybrid Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2022-01-19

50 Jahre Porsche Design - Sondermodell und Sonderschau50 Jahre Porsche Design - Sondermodell und Sonderschau
Sondermodell und Sonderschau 50 Jahre Porsche Design Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2022-01-19

Toyota-Brennstoffzelle - Von der Straße auf die SchieneToyota-Brennstoffzelle - Von der Straße auf die Schiene
Von der Straße auf die Schiene Toyota-Brennstoffzelle Ganzen Testbericht lesen