LKW Fahren nach Herzinfarkt?
Hallo Zusammen.
Ich hatte eben ein Telefongespräch mit meinem Kumpel.
Er hat eben bei einer Routineuntersuchung erfahren das er eine Vernarbung auf dem Herz hat die sehr wahrscheinlich von einem Herzinfarkt stammt.
Er kann sich zwar an keine Herzprobleme erinnern - aber es soll ja auch "unbemerkte" Infarkte geben.
Nun steht als nächstes das Belastungs-EKG an um seinen momenten-Zustand besser beurteilen zu können.
Er macht sich jezt große Sorgen, denn er ist LKW-Fahrer (12-Tonner) bei einer Hozhandlung.
Er fährt Tagestouren mit geregelter Arbeitszeit, KEIN Fernverkehr.
Was kommt nun auf Ihn zu wenn es wirklich ein Infarkt war?
Kann er seinen Job komplett vergessen?
Oder darf er diesen unter bestimmten Voraussetzungen weiterhin ausüben?
Bekommt er vielleicht eine zeitweise Sperre bis die Untersuchungen ergeben das er fahrtauglich ist oder wie oder was?
Ich bin dankbar für jede konkrete Antwort bezüglich dessen was er jetzt zu erwarten hat bzw. welche Vorschriften jetzt greifen!
Auch über jeden Link wo ich weitere Informationen zu diesem Thema finde würde ich mich freuen!
Danke im voraus und alles liebe,
Blecky
Nichts passiert, das unterliegt alles der persönlichen Verantwortung.
Keine offizielle Meldung, da der Arzt der Schweigepflicht unterworfen ist.
Sollte er sich nicht mehr wohl fühlen, oder von Seiten des Arztes auf eine reduzierte Lebenserwartung oder erhöhtem Risiko eines Re-Infarktes aufgrund immer noch schwerer körperlicher Arbeit hingewiesen werden, dann sollte man sich schon danach richten, muss es aber nicht.
Ist das Gleiche wie mit dem Rauchen oder einer "ungezügelten Lebensweise", man sollte es lassen, aber ohne jede straf- oder ordnungsrechtliche Relevanz, wenn man sich nicht danach richtet.
Bestimmte Medikamente können das Fahren verbieten, da sollte man auf dem Beipackzettel achten und mit dem Arzt reden.
Fährt man trotzdem, dann ist es zwar kein Fahren ohne Fahrerlaubnis - Entziehen oder Nichtnutzung kann nur ein Gericht oder die Fahrerlaubnisbehörde anordnen, jedoch kein Beipackzettel -, kann aber trotzdem reichlich Ärger bringen, von Regressansprüchen bis Versagung des Kaskoschutzes bei der Versicherung (auch Berufsgenossenschaft) bis hin zum klassischen Strafverfahren wegen Medikamentenmissbrauch - was dann einen Fahrerlaubnisentzug zur Folge haben wird.
Hallo Blecky,
Schwere Frage-hab ein wenig länger suchen müssen.Habs aber gefunden.
http://www.verkehrsportal.de/fev/anl_04.php
Grüße
Wobei das in dem Link um §11 FEV geht, um die Situation bei der Antragstellung oder die Grundlage zur Beurteilung, wenn Eignungszweifel der Fahrerlaubnisbehörde bekannt geworden sind.
Eine Anleitung oder Anforderung zur Selbstabgabe ist das nicht. Eignungszweifel bestehen nicht aus der Erkrankung selber, sondern aus Folgen - Fahrfehlern, die darauf zurückzuführen sind.
Hui,
das ging ja superfix!
Danke euch für die Antworten und Links, habe das ganze mal weitergeleitet.
Mal sehen was daraus wird...
Alles liebe,
Blecky
Nachtrag:
Bei der "Routineuntersuchung" handelte es sich wohl um die Verkehrsmedizinische Pflichtuntersuchung für LKW-Fahrer alle 5 Jahre.
Es läge also jetzt im Ermessen des Arztes ob er meinen Kumpel wieder fahren lässt oder nicht?
Was passiert nun wenn er vom Arzt keine Freigabe erhält?
Kann die Untersuchung dann z.B. nach erfolgreicher Behandlung wiederholt werden?
Oder bedeutet ein einmalige nichtbestehen der Untersuchung das endgültige Aus?
Gibt es da auch Fristen wie z.B. bei Epilieptikern, wo man nach einer bestimmten Zeit ohne Probleme wieder fahren darf?
Nochmal vieln Dank!
Alles liebe
Blecky
hmm, wenn in absprache mit dem behandelnden arzt die therapie erfolgreich verlaufen ist und eine beeinträchtigung der fahrtauglichkeit ausgesclossen werden kann, dann kann der test (es ist ja kein gutachten, so wie das teil, was er beim augenarzt machen muss) sicherlich wiederholt werden. problematisch kann allein der zeitfaktor werden, denn man soll etwa ein halbes jahr, bvor der führerschein abläuft (so hat es zumindest mein fahrlehrer gesagt) die verlängerung beantragen (also mit dem sehgutachten, dem ärztlichen tauglichkeitszeugniss, usw.) und wenn sich die therapie der kritisierten leiden hinzieht, dann kann es zeitlich ziemlich knapp werden, bevor ihm das tauglichkeitszeugnis zuerkannt wird.
Wenn es die Regeluntersuchung zur Verlängerung der LKW-Fahrerlaubnis war, dann sieht das schon etwas anders aus.
Der Fahrerlaubnisbehörde wird zwar keine Meldung gemacht, das unterliegt weiterhin der ärztlichen Schweigepflicht, es gibt aber bei Beweisen gegen eine entsprechende Belastungsfähigkeit nicht den positiven Bescheid für die Verlängerung.
Ohne diesen Bescheid wird das dann auch nichts mit Verlängerung. Die (LKW)-Fahrerlaubnis wird nicht entzogen, sondern erlischt zum Stichtag.
Innerhalb von 6 Monaten ab dem Erlöschen kann sie mit Vorlage der entsprechenden Unterlagen und für die gewöhnliche Verwaltungsgebühr für eine Verlängerung wieder "verlängert" werden.
Nach 6 Monaten muss sie neu beantragt werden. Besondere Auflagen existieren nicht, sondern auch nur die wie vorher notwendigen Unterlagen/Nachweise, jedoch dann mit etwa 180 Euro Verwaltungskosten und etwa 6-8 Wochen Bearbeitungszeit einer üblichen Neu-, bzw. Wiederbeantragung verbunden.
Ein (Ex)-Herzinfarkt ist keine Krankheit, es ist auch kein "Fehler", der automatisch die Fahrerlaubnis zurückfordern lässt.
Sind bisher keine Besonderheiten aufgetreten, ständige Müdigkeit, keine Kondition mehr, Konzentrationmangel und ähnliches, ist eher nicht zu erwarten, dass es den gewünschten Schein nicht gibt.
Allerdings gibt es in dem Zusammenhang einen riesen Haken, der Deinem Bekannten ganz schnell wach werden lassen soll/muss:
Ein Infarkt ist das Ergebnis eines bisherigen "Lebenswandels", der der eigenen Pumpe nicht sonderlich gefallen hat - ein Weckruf der Pumpe.
Da hier der Infarkt unmerklich war, hat man den nicht so optimalen Lebenswandel mit Sicherheit nicht geändert, weil man nichts von alledem mitbekommen hat.
Da man aber den nicht so optimalen Lebenswandel nicht verändert hat, befindet man sich immer noch in akuter Gefahr für dem nächsten Schuss.
Genau dafür ist jetzt die genauere Untersuchung, zur Klärung der aktuellen Situation. Geht diese genauere Untersuchung jetzt nicht so positiv aus, dann ist das mit der LKW-Fahrerlaubnis das kleinste Problem - hier geht es um Lebensgefahr. Den zweiten Infarkt überleben die Wenigsten.
Allerdings nur in den seltensten Fällen ist es so akut, dass die positive Bescheinigung zur Verlängerung der Fahrerlaubnis verweigert wird, somit kann man erst einmal von dieser Seite eher von einem "guten Ausgang" ausgehen.
Es geht jedoch weiter: Wird etwas gefunden, was bestimmte Medikamente in anfänglich hoher Dosierung notwendig macht, wie starke Blutdrucksenker oder massive Betablocker (je nach vorliegendem Störungsbild) dann kann es sein, dass während der Umstellungszeit für 2-3 Monate nicht gefahren werden darf, dies ist in etwa 20% derartiger Fälle so.
Derartige Medikamente senken uU. ganz massiv die Reaktionsfähigkeit. Grundsätzlich sollte als Berufskraftfahrer jedes Medikament zu dieser Thematik genau mit dem Arzt durchgesprochen werden.
Grundsätzlich gilt: Leben umbauen !
Das bisherige Leben HAT zu einem Infarkt geführt und wird nichts verändert, dann kommt der Nächste, zu 100% und den muss man mit einem bereits vorgeschädigtem Herz durchstehen - und das schaffen die wenigsten.
Schreibt einer, dem vor 2 Jahren genau das Gleiche der Arzt gesagt hat: "wussten sie eigentlich, ..." und nun mit 50 fitter und weiter von einem Infarkt weg ist, als er mit Mitte 30 jemals war und ich hatte mich damals eigentlich ganz gut gefühlt.
Hallo nochmals.
zuerst nochmals ein großes Danke im Namen meines Freundes dem ich alles weitergeleitet habe.
Insofern ist es gut ausgegengen das die weitere Untersuchung (Belastungs-EKG) keine Hinweise auf akute Probleme oder weitere Kardiologische Risiken ergeben hat.
Von daher hat er also seine Verlängerung bekommen!
Was den Rest angeht, - vor allem das was Geisterfahrer schrieb bezüglich Lebenswandel hat der Doc auch gesagt.
Das Problem ist nur das mein Kumpel nicht trinkt, nicht raucht, kein Übergewicht hat und auch sonst nicht unsolide lebt.
Beruflich ist der Stress auch nicht sonderlich, da geht es eher ruhig und planbar zu.
Emotional hat er einige Krisen zu bewältigen gehabt (Todesfälle, Familiäre Konflikte, etc.), vielleicht hat das zum Infarkt geführt - aber wie soll man so etwas ändern?
Na ja, genug erzählt, das Hauptproblem ist gelöst!
Nochmals Danke und alles liebe,
Blecky
Ende gut-Alles gut
Stimmt,
das hab ich ihm auch sinngemäß so gesagt, das eben der Infarkt nicht vom Himmel fällt und das er da Ursachenforschung betreiben muß und dann für die Zukunft entsprechende Maßnahmen ergreifen sollte! Der Satz mit dem "nichts ändern können" bezog sich auf die Geschehnisse in der Vergangenheit, das ist nun nicht mehr zu ändern, ist quasie "Geschichte" - er muß jetzt an der Zukunft arbeiten....