Hübsch die Werbesprüche auswendig gelernt, technische Realitäten wären aber deutlich hilfreicher gewesen:
Fakt 1:
Weiche Ventilsitze gibt es seit über 30 Jahren nicht mehr. Die weichen Ventilsitze benötigten Blei als Zusatzstoff im Benzin, mit Einführung des bleifreien Sprits (wegen dem Kat) sind sämtliche Ventilsitze gehärtet.
Fahrzeuge ohne gehärtete Ventilsitze würden bei Benzinbetrieb den Bleiersatzstoff als Zugabe benötigen. Bei jedem Motor, der bleifreies Benzin ohne Bleiersatzstoff verträgt, sind die Ventilsitze gehärtet - es geht nicht anders.
Wer irgendwas mit Gasbtrieb und weichen Ventilsitzen erzählt, der erzählt das, weil es jeder erzählt und eine prima Ausrede ist, wenn es um Haftung einer falsch konzipierten oder eingestellten Gasanlage geht.
Fakt 2:
Flüssiggas verbrennt KÄLTER als Benzin. Kann man in jedem technischen Tabellenbuch nachlesen: Benzin hat eine Verbrennungstemperatur je Rohölzusammensetzung und Additivierung von 1.100 bis 1.150°C; Flüssiggas (LPG, Autogas) hat eine Verbrennungstemperatur je nach Mischungsverhältnis Butan/Propan von 1.020°C (bei 60% Propan) bis 1.060°C (bei 60% Butan).
Fakt 3:
Da Benzin flüssig eingespritzt wird, entsteht bei dessen Verdunstung (bei Erwärmung auf ~60°C) eine Abkühlung, auch als Verdunstungskälte bekannt. Diese Menge der Verdunstungskälte lässt sich problemlos berechnen: Flüssigkeitsmenge mal benötigte Energie.
Bei einem 2 Liter Benziner ergibt sich unter Volllast (maximal Kraftstoffmenge) eine Temperaturabsenkung von 2 (zwei) Kelvin ("Grad Celsius").
Diese Temperaturabsenkung erfolgt jedoch VOR der Verbrennung, die immer mit der gleichen Temperatur erfolgt, egal ob die Ansaugluft -25°C oder +35°C ist.
Ja, es ergibt sich eine Abkühlung, die ist aber exakt so hoch, wie die Änderung der Außentemperatur (Umgebungsluft) von 2°C und sie hat keinerlei Einfluss auf die Verbrennungstemperatur und damit keinerlei Einfluss auf die Temperaturbelastung des Auslassventils, welches durch die heißen Abgase belastet ist.
Fakt 4:
Eine Temperaturerhöhung der Verbrennungstemperatur eines Kohlen-Wasserstoffes mit Sauerstoff ergibt sich immer dann, wenn es zu einer sogenannten Magerverbrennung, also einer Verbrennung mit Sauerstoffüberschuss kommt, zu wenig Brennstoff vorhanden ist.
Diese Temperaturerhöhung ergibt sich bei jedem Brennstoff, egal ob Flüssiggas oder Benzin. Daher gibt es den bekannten Ausdruck der "Volllast-Anfettung", genau das, was diese Temperaturerhöhung und damit verbundene Schädigung an den Auslassventilen verhindert.
Somit kann es ausschließlich aus einem einzigen Grund zu einem unzulässigen Temperaturanstieg und Gefahr für den Motor, genauer Auslassventile bei Gasbetrieb kommen:
Die Gasanlage ist zu klein konzipiert oder nicht korrekt für Volllast eingestellt worden, so dass es zu einer Unterversorgung mit (Gas-)Kraftstoff kommt, was zu einer Magerverbrennung führt, was zu einer unzulässig hohen Verbrennungs- bzw. Abgastemperatur führt.
Fakt 5:
Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, diesen Temperaturanstieg zu verhindern, das ist eine auch bei Volllast ausreichende Kraftstoffversorgung, genauer Volllast-Anfettung zur Vermeidung einer Magerverbrennung.
Somit nur lösbar über eine ausreichend dimensionierte Gasanlage, die auch für Volllast korrekt eingestellt wird und in diesem Betriebszustand eine ausreichend große Gasmenge zur Verfügung stellen kann.
Dummerweise bedeutet "ausreichend groß dimensioniert" dann aber nicht mehr eine Gasanlage, die man für 1.500 Euro bekommt,
eine "korrekte Volllasteinstellung" bekommt man auch nicht für 20 Euro bei einem Schrauber, der "auch Gasanlagen macht", weil man damit momentan ganz gut Geld nebenbei noch machen kann, und
eine "ausreichende Mengenversorgung" nicht mehr werbewirksam mit "bei unseren Anlagen nur 10-15% Mehrverbrauch bei Gasbetrieb" angepriesen werden kann.
Fakt 6:
Derartige "Ventilschutzsysteme", wie JLM oder FlashLube oder V-Lube oder wie auch immer, sind völlig wirkungslos, weil sie an den einzig möglichen Problem der Magerverbrennung nichts verändern. Sie müssten die Gasmenge bei Volllast erhöhen, das machen sie aber nicht.
Bei JLM werden zeitgesteuert Tröpchen in einer Menge hinzugeführt, die völlig unbedeutend ist. Da kann auch statt dieser Zaubermischung pures Wasser oder Orangensaft zugeführt werden, es würde nichts ändern, es wäre nichts, keinerlei Unterschied spür- oder auch messbar.
Fakt 7:
Diese Zaubermischungen bestehen zu 90% aus Kerosin (nachlesbar auf dem technischen Datenblatt, was die Anbieter selbst veröffentlichen).
Kerosin hat eine höhere Verbrennungstemperatur als Flüssiggas, eine gern beworbene Abkühlung ist völlig unmöglich. Was aber passiert, ist eine weitere Anhebung der Temperatur bei einer Magerverbrennung.
Passieren würde, wenn denn das Zaubermittel in einer Dosiermenge zugeführt werden würde, die auch eine Wirkung hätte.
Würde allerdings die Dosiermenge angehoben werden, dann könnte man sehr schnell den Kat wegwerfen müssen. Kerosin verbrennt mi einem hohen Rußanteil. Ein Kat in einem Benziner ist aber kein Rußpartikelfilter wie bei einem Diesel, der durch eine besondere Regeneration wieder freigebrannt wird. Der Kat bei einem Benziner würde durch die Rußpartikelfilter ganz einfach verstopfen.
Genau das ist auch der Hintergrund, warum so ganz besonders darauf hingewiesen wird, dass die Dosiermenge so klein bleiben muss. Das ist die zwingende Notwendigkeit zur Unwirksamkeit, da ansonsten der Kat ziemlich schnell auf den Schrott muss. Kann man aber schön verkaufen, dass diese Anlagen so toll sparsam sind.
Fakt 8:
Die Anlagen sind als unwirksam getestet worden. Das kann man selbst in dem angebotenen Gutachten nachlesen. Dort wird schließlich bestätigt, dass bei der Nutzung keine Veränderung an den Ventilen feststellbar ist.
Würde eine Wirkung vorhanden sein, dann würde doch dort auf den Ventilen und / oder Ventilsitzen eine wie auch immer geartete und insbesondere in der Werbung zugesicherte Schutzschicht vorhanden sein und eine vorhandene Schutzschicht ist doch sehr wohl eine Veränderung.
Fakt 9:
Die Angaben der Hersteller ist völlig unseriös in Bezug auf dieses Gutachten. Auf der Werbung von JLM wird darauf hingewiesen, dass dieses Gutachten eine Universität erstellt hat - war es aber nicht, eine TFH, eine technische Fachhochschule ist keine Universität.
Hier ist es aber nicht mal die TFH selbst, sondern eine ausgegliederte GmbH, die durch Einnahmen von zB. Gutachtenerstellung die TFH finanziert.
Einfach das Gutachten lesen, zB. wer es erstellt hat, steht doch alles auf dieser Urkunde drauf.
Fakt 10:
Es gibt sowohl vom TÜV-Rheinland, wie auch von der DEKRA Berlin jeweils ein eigenständige und unabhängige (weil ohne Beauftragung selbst erstellt) Gutachten und Langzeitstudien, dass diese Ventilschutzsysteme ohne jede Wirkung sind.
Exakt das, was ich hier genannt habe:
- keine Veränderung des möglichen Fehlers einer Gasanlage,
- keine Wirkung aufgrund viel zu geringer Dosierung,
- schädigende Auswirkungen, wenn die Dosierung bis zu einer Wirkung erhöht werden würde,
und bei den Langzeitstudien keinerlei Veränderungen in der Schadenshäufigkeit bei Fahrzeugen mit Ventilschutz-System zu den gleichen Fahrzeugen ohne Ventilschutzsystem.
Wer von uns beiden keine Ahnung hat, nun gänzlich ohne Hose dasteht und sich öffentlich lächerlich gemacht hat, sollte jetzt auch klar sein.
Aber schöne Ostern noch.