Hilfe, meine Auto verbraucht zu viel!
Das Thema ist wohl so alt wie das Auto selbst.
Warum ist das so?
Nun: Weil zum einen jeder anders fährt, weil Ausstattung, Jahreszeit, Berg und Tal, Beladung, Wartungs- und Pflegezustand, Reifenbreite und -druck den Verbrauch erheblich mitbestimmen.
Ich habe vor einigen Jahren ein Spritsparseminar besucht, zusammen mit zwei Kollegen. Das war schon interessant: Ich habe mir schon seit eh und je eine vorausschauende, mitschwimmende, flotte aber nicht rasante Fahrweise angewöhnt. Zügig losfahren, früh hochschalten, im höchstmöglichen Gang fahren.
Das macht nun unsere fabelhafte DSG-Automatik ganz prima alleine 😉)
Im Ergebnis hatte ich nach den ganzen Tipps und Anleitungen eine Ersparnis von gerade mal 7%, der eine Kollege kam auf 19 und der zweite auf....28% weniger Verbrauch! Er hatte noch die früher mal gelernte Fahrweise "der Motor muss drehen" drin - heute falsch und teuer...
Warum stehen nun in den Prospekten so schöne, aber unrealistische Verbrauchswerte drin anstatt den realen?
Weil man die, aus genannten Gründen, nicht angeben kann. Dann stünde da etwa: Je nach Fahrweise, Beladung, Witterung........ zwischen 6 und 9 Litern.
Damit kann niemand etwas anfangen. Man braucht also genormte, einheitliche Messverfahren um den Verbrauch eines Autos zu ermitteln.
Dazu hat die EU den NEFZ-Test entwickeln lassen, um Polo und Porsche, Diesel und Benziner vergleichen zu können. Auf einem Rollenprüfstand fahren Ingenieure die nicht fabrikneuen, eingefahrenen Serienfahrzeuge ohne elektrische Zusatzverbraucher und abgeschalteter Klimaanlage genau nach Programm einen definierten Zyklus quasi im Stand, nur geradeaus - eine E-Lenkung, die viele Autos heute besitzen und die sparen hilft, spielt dabei also keine Rolle. 1180 Sekunden lang, 6995 Meter weit, zwischen Stand und in Stufen bis 120 km/h, Durchschnitt 62 km/h. Das Auto wurde mindestens 6 Stunden vor dem Test unbewegt auf den Prüfstand gestellt, bei 20-30° Raumtemperatur. So sind die Vorgaben, die für alle gelten.
Der tatsächliche Diesel- bzw. Benzinverbrauch wird aber nicht anhand des etwas leereren Tanks gemessen, sondern aus der erfassten Abgasmenge haargenau errechnet. Das ist exakter. Die Messungen werden nicht nur von den Herstellern, sondern auch von den EU-Zulassungsbehörden protokolliert.
Diesen Aufwand betreibt man, um Vergleichswerte zu haben. Ob realistisch oder nicht, sie sind sinnvoll. So ergaben die Messungen, dass 2012 erstmals Benziner durchschnittlich weniger CO2 erzeugen als Diesel. Auch das ist für die Motorenplanung der Hersteller von Bedeutung.
Ich lese gerne mal Oldtimerzeitschriften, in denen auch alte Vergleichstests abgedruckt stehen. Wenn man z.B. einen solchen Test aus 1974 liest, damals waren Audi 80, Ford Taunus oder Opel Ascona die Mittelklasse -das was heute 3er BMW oder Audi A4 sind- dann liest man erstaunt, dass diese Autos, die weitaus kleiner und leichter waren, gute 10-13 Liter verbrauchten........! Das galt als Stand der Technik, genauso wie Bremswege von über 40 Metern.
Da hat sich doch einiges getan in Sachen Verbrauch. Und zum sparsamen Fahren kann jede(r) selbst beitragen.
Übrigens: Der ADAC-Eco-Test relativiert die Studie gewaltig, hier wurden praxistaugliche ~10% Mehrverbrauch ermittelt.
Die Prospektdaten dienen dem Vergleich, mehr nicht. Man kann also davon ausgehen, dass ein im NEFZ sparsames, also effizientes Auto auch in der Praxis sparsam zu fahren geht. Ob es das dann auch wird, liegt wieder an Fahrer, Beladung, Landschaft, Jahreszeit......