Ich verstehe nicht, was so wichtig ist, dass dies unbedingt ein Mord zu sein hat?
Totschlag ist weder ein Kindergeburtstag auf einem Ponyhof, noch eine wie auch immer geringere Strafdurchführung. Im Gegenteil, Mord bedeutet immer "lebenslänglich" und somit die Möglichkeit der vorzeitigen Entlassung nach 15 Jahren (Antragprüfung, Wiedereingliederung, ... kommt man dann frühestens auf 16,5 Jahre, im Durchschnitt 17 Jahre). Bei "Totschlag" und einem Strafmaß von 25 Jahren kann eine vorzeitige Entlassung erst nach 20 Jahren beantragt werden, was dann faktisch 21,5 Jahre sind.
Deinen Link solltest Du vielleicht auch mal genauer durchlesen: Das "gemeingefährliche Mittel", was einen Totschlag zu einem Mord macht, existiert immer nur in dem Zusammenhang, wenn es sich auch um einen Vorsatz in einem Tötungsdelikt handelt. In dem Artikel ist doch extra darauf hingewiesen, dass selbst eine Schusswaffe bei einem Schuss in eine Menschenmenge kein "gemeingefährliches Mittel" darstellt. Schaut man sich das zugehörige Urteil an, dann liegt es genau daran, dass es an dem Tötungsvorsatz an dem Zufallsopfer fehlt.
Du hast geschickter weise genau auf das verlinkt, warum es kein Mord ist, sondern ein Totschlag.
"Mord" war früher mal die Deliktanforderung für die Todesstrafe. Mit Abschaffung der Todesstrafe ist "Mord" nur noch die Betitelung einer besonders verabscheuungswürdigen Tötungsdurchführung. In der Strafdurchführung keinerlei Unterschied zu einem "lebenslänglich" bei einem Totschlag, und für den Täter "günstiger", als ein Totschlag mit 25 Jahren.
Das mit dem Mord= Todesstrafe sollte vielleicht auch der Denkansatz sein, ob ein zwar in Kauf genommener, aber dennoch ungewollter Tod eines Unbeteiligten die Todesstrafe rechtfertigt, oder nur der Rückfall in UgaUga-Zeiten, wo ein völlig Unbeteiligter persönliche Rache für nicht erlittene Schädigung und nicht erlangtes Leid einfordert.
Eine Art Ausgleich gibt es bei einem Tötungsdelikt ohnehin nie, egal welche Strafe, das Opfer kommt nicht wieder und die Probleme und das Leid der Betroffenen wird auch nicht geringer. Das gern geforderte Auge-um-Auge für einen Ausgleich oder "gleiches Leid" funktioniert hier überhaupt nicht. Im Gegenteil, denn man erhöht ja dann noch das Leid: Der Täter ist ja auch Ehemann, Partner, Vater und Sohn und eine Todesstrafe hätte auch nur wieder neues Leid bei anderen Unbeteiligten zur Folge.
Da es keinerlei Ausgleich oder "ausgleichende Gerechtigkeit" geben kann, bleiben nur die Faktoren Abschreckung und Buße bei der Strafe.
Abschreckung durch "lebenslänglich" ist null, hindert niemanden. Es macht doch niemand eine mathematische Rechnung auf und kommt zu dem Ergebnis, dass man es sich für 10 Jahre Haft ja mal gönnen kann, aber 17,5 Jahre dann doch zu viel sind.
Es gibt immer die selben drei Gründe: man ist in einem Emotionskoller und denkt an nichts mehr außer die Handlung; man ist sich sicher, dass man nicht erwischt wird; oder man ist der Meinung, dass man alles unter vollständiger Kontrolle hat und nichts, kein Unfall, kein Garnichts überhaupt passieren wird.
Letzteres ist immer noch die uneingeschränkte Meinung der beiden Raser: Es ist ihnen trotz einem Jahr intensivem Nachdenken immer noch nicht verständlich, warum da überhaupt etwas passieren konnte, da sie aufgrund ihrer überragenden Fahrfähigkeiten doch jederzeit die völlige Kontrolle über das Fahrzeug sowie die Situation hatten.
Welchen Abschreckungseffekt hat denn unter dieser Sichtweise ein "lebenslänglich", wenn man sich zu weit mehr als 100% absolut sicher ist, dass nichts passieren kann. Thema in der Szene ist kein "2 Jahre auf Bewährung sind nichts", sondern "ich bin so gut, es passiert nichts, mein heiß geliebtes Auto wird nicht mal einen kleinen Kratzer bekommen".
Und Dein "nie wieder Führerschein", wie stellst Du dir das eigentlich vor?
Wir reden hier über Straftäter, das waren die schon diesem Unfall, und Straftäter ist üblicherweise die Eigenschaft, dass in erheblichem Umfang gegen Vorschriften verstoßen wurde.
Ernsthaft jetzt?
Du bist der Meinung, dass man die Missachtung von Vorschriften verhindert, in dem man ganz einfach nur das Missachten von Vorschriften verbietet? Vielleicht hätte man dann einfach das Totfahren von anderen Leuten verbieten sollen, denn dann hätten die Beiden diese Sache überhaupt nicht machen können.
Der Klassiker mal wieder: wir lösen Probleme, in dem wir das Problem einfach verbieten und wenn das nicht reicht, dann wird die Strafe dafür erhöht.
Wann merken die Leute eigentlich, dass diese Lösung genau die ist, die nicht funktioniert? Mord hat das stärkste überhaupt möglich Verbot und ist mit der höchstmöglichen Strafe belegt, und dennoch gibt es jede Menge Morde.
Ganz kurios wird es, wenn komplett Unbeteiligte, die das Ganze eigentlich neutral und objektiv sehen könnten, dann auch noch fordern, dass Tötungsdelikte, die eigentlich keine Morde sind, unbedingt Morde sein müssen. Sie wissen zwar selbst nicht, warum das unbedingt ein Mord zu sein hat, aber es muss einer sein.
Was ist für Dich der Unterschied zwischen Mord und Totschlag, also in der Relevanz für den Täter, denn für alle anderen ist das jeweils nur ein Wort ohne jeden Unterscheid.
Wenn es für Dich ein relevanter Unterscheid sein sollte, solltest Du vielleicht mal darlegen, was das für ein Unterschied für Dich ist, welche Vorteile oder sonst wie Dinge Du erlangst, wenn dies ein Mord und kein Totschlag ist, bzw. welche Nachteile Du hättest, wenn dies ein Totschlag und kein Mord ist.
Urteil und Strafe beziehen sich immer ausschließlich auf den Täter, da ist es nicht ganz uninteressant, was es für Dich für Konsequenzen hat, wenn Du so sehr eine bestimmte, jedoch für alle außerhalb des Täters nichts weiter als eine reine Begrifflichkeit so massiv bevorzugst.