Audi A8 4.2 TDI quattro - Zurückhaltung pur
Testbericht
Der Audi A8 ist eine der besten Limousinen auf der Welt. Die
Idealbesetzung findet sich beim 4.2 TDI, der Verbrauch, Fahrspaß und
Reisekomfort auf ein grandioses Niveau bringt.
Wieso haben die Audi-Designer um Stefan Sielaff nur so wenig beim
Aussehen des aktuellen A8 riskiert? Bereits die beiden Vorgängermodelle
waren optisch überaus zurückhaltend und fielen im Konzert der großen
Limousinenstars allenfalls beim zweiten Hinsehen angenehm auf. Doch der
aktuelle A8 bietet trotz seiner Luxusliga einen Hauch zu viel Volumengene
von A4 und A6 – zumindest beim Äußeren und insbesondere an
Kofferraum, Heck und hinteren Lichtmodulen. Er glänzt silbrig und an
seinem Heck deutet der Schriftzug „TDI“ nur an, dass hinter Motorhaube
und imposantem Grill ein gut gekapselter Turbodiesel seine Arbeit
verrichtet. Doch acht Brennkammern und ein Hubraum von 4,2 Litern
tragen dafür Sorge, dass diese Luxuslimousine das ganze Spektrum an
automobiler Versuchung liefern kann.
Er ist nicht ganz so sportlich wie ein 7er BMW und nicht so sänftengleich
wie die einst übermächtige Mercedes S-Klasse. Genau deshalb lieben die
Kunden ihren Audi A8. Eine Luxuslimousine, die Hightech, Fahrspaß,
Reisekomfort, Lichtelemente und Innenraumdesign wie keine andere
miteinander verbindet. Wer stört sich da schon an der bisweilen etwas
einfallslos erscheinenden Außendarstellung? Die ist spätestens im
Innenraum vergessen. Nicht nur gut, sondern besser als alle
Konkurrenten waren die Ingolstädter hier schon seit Jahren, aber der A8
lässt einen kurzzeitig sogar von automobilen Wohnräumen eines Bentley
oder Rolls Royce träumen. Die Sitze lassen sich perfekter als perfekt in
jede nur erdenkliche Position fahren – gegen teure Kreuze in der
Aufpreisliste auch im kaum weniger anschmeichelnden Fond. Bei
Tageslicht sind die Bedienelemente beeindruckend anzuschauen; im
Dunkeln gehen einem die Augen über. Dabei kann man auf das
Touchpad für die Schreibeingabe von Navigation und Co. mit dem
spitzen Finger guten Gewissens verzichten. Entweder man dreht am
Controller oder benutzt gleich die sinnvolle Sprachsteuerung.
Der Audi A8 4.2 TDI bietet genau das, was einigen Konkurrenten fehlt.
Während BMW vom Achtzylinder-Diesel aufgrund überschaubarer
Stückzahlen Abstand genommen hat und auch Mercedes argwöhnisch auf
die leistungsstarken Sechszylinder-Selbstzünder der Bayern blickt, weiß
Audi um das Potenzial seiner Achtzylinder. Wenn der große V8 mit seinen
4,2 Litern Hubraum einmal loslegt, sind alle Gedanken an zwei
Brennräume weniger vergessen; umso mehr, weil die 258 KW / 350 PS
gerade in Verbindung mit den unglaublichen 800 Nm maximalen
Drehmoment ab 1.750 U/min aus jedem Fahrzustand schier unglaubliche
Leistungsreserven abrufbar machen. 0 auf 100 km/h schafft der Bayer in
5,5 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 250 km/h abgeriegelt und
die Achtgang-Automatik arbeitet grandios mit dem Achtzylinder
zusammen.
Der Diesel säuselt in jedem Betriebszustand leise vor sich hin und bringt
die Kraft Dank sinnvollem Allradantrieb jederzeit sachgerecht auf die
Straße. Bei der Start-Stopp-Automatik patzt der Audi A8 4.2 TDI. Diese soll
zu einem späteren Zeitpunkt nachgereicht werden. Aber auch ein
Durchschnittsverbrauch von 9,4 Litern Diesel auf 100 Kilometer kann sich
durchaus erfahren lassen. Audi verspricht gar einen Normverbrauch von
unter acht Litern. Doch der Audi A8 ist trotz Aluminiumkarosse kein
Leichtgewicht. Er wiegt 2,1 Tonnen, die der 5,14 Meter lange Koloss nicht
zuletzt durch die überzeugende Fahrwerksabstimmung, kaum spürbare
Nick- und Wankbewegungen sowie das zurückhaltende Design gekonnt
kaschiert. Trotzdem sollte angesichts des Aluminium-Aufwandes weniger
Gewicht drin sein.
Wie andere Audi-Modelle auch, hat der A8 ebenfalls das Audi-Drive-Select-
System an Bord. Über einen Schalter an der Mittelkonsole können bei ihm
die Parameter für Gasannahme, Dämpfer, Lenkung und Getriebe vom
technikverliebten Piloten beeinflusst werden. In der Einstellung „auto“
passt sich der Wagen selbsttätig Fahrweise, Geschwindigkeit und Pilot an –
zusammen mit der Einstellung „comfort“ ist das die beste Wahl. Der
Sportmodus mag nicht so recht zum A8 passen. Doch so oder so ist der
Reisekomfort des A8 beeindruckend. Wer sich für die schwere, aber
sinnvolle Doppelverglasung entschieden hat, nimmt Lärm von außen nur
als Flüstern wahr. Auf Wunsch kann dieser noch mit einem
beeindruckenden filigran klingenden Soundsystem übertönt werden. Ohne
ein tiefes Stöbern in der gewohnt überlangen Aufpreisliste ist jedoch nichts
zu bekommen. Selbst bei dem mindestens 90.800 Euro teuren
Luxusmodell Audi A8 4.2 TDI ist ohne umfangreiches Nachbestellen aus
den Extras ab Werk nicht viel zu bekommen. Mit entsprechender Staffage
sind 120.000 Euro dagegen problemlos ausgegeben.
Dann gibt es jedoch kein Halten mehr. Vollelektrische und klimatisierte
Sitze mit Massagefunktion möchten einen in der eigenen Garage nach
längerer Fahrt gar nicht mehr aus dem Ingolstädter aussteigen lassen.
Luxus-Sound, Fernsehen, eine perfekte Klimatisierung, Google-Navigation
und handschmeichelnde Oberflächen machen den A8 zu einem
Hochgenuss in der Liga der Luxuslimousinen. Dass das Platzangebot für
Passagiere und Gepäck (510 Liter) keinen Anlass zur Klage gibt, mag da
kaum überraschen. Bleibt abzuwarten, ob Audi auch bei seinen
Luxuslimousinen mit Dieselmotor an acht Zylindern festhält oder ähnlich
auch sechs Brennkammern mit doppelter Aufladung wechselt. Wer einmal
A8 4.2 TDI gefahren hat, wird dies jedoch mit einem weinenden Auge
sehen.

































