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Testbericht

Sebastian Viehmann, 6. März 2010
Wer einen kompromisslosen Sportwagen sucht, sollte um den R8 Spyder einen Bogen machen. Denn bei Audis neuem Frühlingsboten muss man sich das Rennsport-Feeling nicht mit Komforteinbußen erkaufen.

Ein roter Audi R8 rollt durch ein beschauliches italienisches Städtchen. Die Menschen reagieren entsetzt: Ein Mann hält seinem Kind die Augen zu, ein Mechaniker spuckt auf den Boden, junge Mofa-Fahrer ballen die Fäuste und brüllen Flüche. Erst als der R8 das Ortsschild passiert und mit grollendem Motorsound am Horizont verschwindet, liest man auf dem Schild des Rätsels Lösung: „Maranello – City of Ferrari“. Der mittlerweile legendäre Werbespot war eine Kampfansage. Und mit dem R8 Spyder ist dieser Kampf erst in seine heiße Phase getreten.

In Südfrankreich allerdings, wo Audi seinen offenen Zweisitzer präsentierte, ballt niemand die Fäuste. Stattdessen gibt es bewundernde Rufe vom Straßenrand, und Autofahrer halten ihre Handys aus dem Fenster, um Fotos vom Spyder zu machen. Das 4,4 Meter lange Geschoss, das der technische Projektleiter Jürgen Wacker ohne mit der Wimper zu zucken den „schönsten Audi aller Zeiten“ nennt, ist zumindest eines: Das emotionalste Auto, das die Ingolstädter je auf die Räder gestellt haben.

Sein voller Name lautet R8 Spyder 5.2 FSI quattro, und das Datenblatt kann man getrost im Ordner „Supersportwagen“ einheften. 5,2 Liter Hubraum, zehn Zylinder in V-Form angeordnet, 386 kW (525 PS) bei 8000 Touren, 530 Newtonmeter Drehmoment, Leistungsgewicht 3,3 Kilogramm pro PS, Ölversorgung durch Trockensumpfschmierung wie im Rennsport. In 4,1 Sekunden erreicht der Spyder aus dem Stand Tempo 100, und von einer elektronischen Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit hat sich Audi längst verabschiedet – mit 313 Sachen darf der offene R8 über die Bahn blasen.

Wer den Sound des Zehnzylinders in vollen Zügen genießen will, muss natürlich das Verdeck öffnen. Das dauert 19 Sekunden und funktioniert bis zu einem Tempo von 50 Km/h. Sobald der Wagen rollt, muss man den Schalter auch nicht mehr festhalten, ein kurzes Antippen genügt. Doch selbst wenn der R8 seine Stoffkappe wieder aufsetzt, kann der Fahrer über das Ohr Kontakt zum Motor aufnehmen. Per Knopfdruck an der Mittelkonsole fährt nämlich die winzige beheizte Heckscheibe nach unten, die in der Schottwand zwischen den Sitzen versenkt ist. Dann bleibt die Fönfrisur intakt, und trotzdem vibrieren die Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel synchron mit Zylindern, Kurbelwelle und Auspuffrohren.

Soviel Power der R8-Pilot auch im Rücken haben mag, der Audi ist ein ausgesprochen kommoder Sportwagen, der viele Bedürfnisse auf einen Nenner bringt. Man sitzt ohne Beklemmungsgefühle hinter dem unten abgeflachten Lenkrad. Unter dem geschlossenem Verdeck haben große Fahrer reichlich Kopffreiheit. Die Federung ist straff, aber nicht knochig, und durch Feintuning am sequenziellen Schaltgetriebe R-tronic bewegt sich der Audi selbst auf dem Boulevard im Posing-Tempo weitgehend ruckfrei. Zum störungsfreien Telefonieren haben die Ingenieure etwas Besonderes ausgetüftelt: Drei winzige Mikrofone sind in den Fahrergurt integriert, jeweils kleiner als ein Fingernagel und mit einer in die Gurtfasern eingewebten Verkabelung. Nur beim Gepäck muss man Kompromisse machen. Der Gepäckraum unter der Fronthaube ist mit seinen 100 Literchen noch kleiner als beim Porsche 911.

Sobald man die Boulevards verlassen und kurvige Landstraßen vor sich hat, schält sich beim Tritt aus Gaspedal aus dem bequemen Anzug des Mr. Jekyll ein ungestümer Mister Hyde. Eben noch sonor vor sich hin säuselnd, stimmt der Zehnzylinder nun sein markerschütterndes Gebrüll an. Bei sportlicher Gangart macht besonders die Sechsgang-Handschaltung mit der offenen Schaltkulisse Spaß, bei dem jeder Gangwechsel von einem metallischen Klicken begleitet wird. Beschleunigung und Kurvenstabilität des offenen Allradlers sind enorm, und dass der Wagen mit 1,7 Tonnen Leergewicht rund 100 Kilo schwerer ist als das R8 Coupé, dürfte den meisten Piloten nicht auffallen.

Zur Serienausstattung des offenen Ringkriegers zählen unter anderem LED-Scheinwerfer, Klimaautomatik und elektrisch verstellbare Ledersitze. Das Navigationssystem ist ebenfalls serienmäßig an Bord, wobei es sich aber nicht um die neueste aus dem A8 bekannte Generation mit optionaler Touchpad-Bedienung handelt. Der Spyder kostet 156.400 Euro (mit R-tronic: 163.800 Euro). Die Konkurrenz ist freilich auch nicht billig. So schlägt zum Beispiel der Lamborghini Gallardo Spyder (V10, 520 PS) mit 181.475 Euro zu Buche, der Aston Martin V8 Vantage Roadster (V8, 426 PS) mit 125.000 Euro und das Porsche 911 Turbo Cabriolet (Sechszylinder-Boxer, 500 PS) mit 157.057 Euro.

Den Spyder gibt es nur mit V10-Motor, der 420 PS starke V8 bleibt erst einmal außen vor. „Schon beim R8 Coupé entscheiden sich 80 Prozent der Käufer für den Zehnzylinder“, begründet Produktmanager Jens Meier diese Entscheidung. Seit seiner Markteinführung wurde der R8 bereits 1300-mal verkauft. Die Rolle des Top-Sportlers im VW-Konzern werde natürlich von Porsche gespielt, heißt es bei den Audi-Leuten. Ob ein 911 Cabrio auf den Boulevards dieser Welt allerdings mehr Blicke auf sich zieht als ein R8 Spyder, darf bezweifelt werden.

Quelle: Autoplenum, 2010-03-06

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