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Testbericht

Stefan Grundhoff, 21. Februar 2019

Bentley stellt in diesen Tagen mit dem Bentayga Speed den schnellsten Serien-SUV der Welt vor. Dabei ist es nicht so, dass sich das Basismodell Bentayga V8 im Schatten der Sportversion verstecken müsste; im Gegenteil.

Der Unterschied zwischen Bentley Bentayga W12 mit seinem 608 PS starken Zwölfzylinder und dem 635 PS des Bentayga Speed ist überschaubar. Doch gerade in dieser Liga gibt es eine Reihe von Kunden, die nicht nur obligatorisch einen Zwölfzylinder, sondern auch das absolute Topmodell fahren wollen und das ist seit 2007 eben traditionell die Speed-Version. Dass der Bentley Bentayga Speed mit 306 km/h kaum schneller und kaum edler als der normale W12 ist, interessiert dabei allenfalls am Rande. Nicht viel anders sieht es mit dem Unterschied zum Bentayga V8 aus, der das Volumenmodell unter den Bentley-SUVs ist, nachdem der drehmomentstarke Achtzylinder-Diesel allzu schnell wieder aus den meisten Märkten gezogen wurde und der wenige imageträchtige Sechszylinder-Plug-In-Hybrid noch etwas auf sich warten lässt. Seine Höchstgeschwindigkeit von 290 km/h sollte keine Wünsche offenlassen; der Rest sowie nicht.

Wer einmal in dem bulligen Achtzylinder-Bentayga unterwegs ist, vermisst im Fahrbetrieb nichts; auch nicht vier weitere Brennkammern und zwei Liter Hubraum. Mit 175.000 Euro ist der V8 rund 30.000 Euro günstiger als der W12 und kratzt damit eher von oben an den Topversionen von BMW X7, Audi SQ7 / SQ8, Range Rover V8 Autobiography oder Porsche Cayenne Turbo. Ein alles andere als günstiges Einstiegsmodell, dass Rolls-Royce mit seinem noch jungen Cullinan derzeit nicht kontern kann. Der ist zum Start allein mit einem V12 zu bekommen, der deutlich über 300.000 Euro startet, jedoch mit 571 PS und 250 km/h bei den Fahrleistungen kaum mehr bietet, als der Bentley Bentayga in seiner V8-Basisversion. Dem fehlt es eigentlich an nichts, denn die 404 kW / 550 PS und das maximale Drehmoment von 770 Nm beschleunigen den 2,4 Tonnen schweren Koloss ebenso imposant wie lautstark. In der Realität ist der Normverbrauch von 11,4 Litern erwartungsgemäß nicht zu packen. 13,5 Liter sollte man bei gemäßigtem Tempo kalkulieren; wer den Doppelturbo regelmäßig stichelt, orientiert sich deutlich jenseits der 15-Liter-Marke. Wer die sportliche Gangart bevorzugt, manuell in die Gangwahl der vorzüglichen Achtgangautomatik eingreift und die Fahrstufen im Sportprogramm ausdreht, wird jedoch merken, dass vier Liter Brennraum verteilt auf acht Zylinder irgendwann einmal ihre Grenzen haben. Auch wenn der Bass sonor wummert und aus dem Stand gerade einmal 4,5 Sekunden vergehen, um sich auf Tempo 100 zu katapultieren, ist der Unterschied zum gewaltigen Zwölfzylinder in hohen Drehzahlen und unter Last spürbar, der Spurts - seien sie noch so kurz - lässiger, entspannter und williger als der V8 erledigt, der seine Arbeit auch in mehreren Audi- und Porsche-Modellen verrichtet.

Ob der Kunde eines 5,14 Meter langen Bentley Bentayga V8 etwas vermisst, im normalen Alltagsgebrauch etwas davon merkt, dass er mit 58 PS und 110 Nm weniger auskommen muss? Wahrscheinlich fallen ihm eher die kleinen Details an der Karosserie auf, die den Achtzylinder für unkundige kaum merklich von de W12-Topmodellen unterscheidet. Das Mindergewicht von knapp 50 Kilogramm lässt sich nicht herausfahren und so sind es Image und die hintergründigen Insignien, die den Unterschied machen müssen. Das Fahrwerk mit Luftfederung und aktiven Wankausgleich Dank 48-Volt-Technik macht einen überzeugen Job und könnte je nach Fahrprogramm bei schnell gefahrenen Kurven noch etwas mehr die Kurvenseite der mächtigen Karosse nach oben pressen.

Der Pilot kann über einen Drehregler an der breiten Mittelkonsole die verschiedenen Fahrmodi ansteuern. In der Realität dürfte dies kaum genutzt werden, denn der gemeine Chauffeur eines solchen Nobel-SUV ist mit dem Komfortprogramm gut bedient oder er entscheidet sich für das selbst konfigurierbare Bentley-Hausprogramm; je nachdem er auf der Straße oder im Gelände unterwegs ist. Reicht die Bodenfreiheit nicht aus, kann diese in zwei Stufen erweitert (oder reduziert) werden. Um das Be- und Entladen oder das Anhaken eines Anhängers zu erleichtern, kann die Federung über einen Taster im Laderaum auch manuell abgesenkt werden. Bei derlei Fahrzeugmasse und der entsprechenden Motorisierung kommen Fahrwerk und Bremse eine besondere Bedeutung zu. So ist die optionale Karbon-Keramik-Bremsanlage eine ebenso teure wie sinnvolle Investitionen, da sie insbesondere bei Wiederholungsbremsungen auf kurvigen Bergpassagen mehr Biss und Dauerhaftigkeit bietet. Der Scheibendurchmesser von 440 Millimetern vorn und 370 Millimetern hinten sorgt trotz des Übergewichts für imposante verzögerungswerte.

Keinen Unterschied zwischen V8 und W12 bietet der gewohnt exklusive Innenraum des Bentley-Kolosses, der nur auf den zweiten Blick den ein oder anderen Makel bietet. So könnten die optionalen Einzelsitze in der zweiten Reihe nicht nur mehr Verstellmöglichkeiten, sondern auch mehr Komfort bieten, den man in dieser Liga allemal erwarten kann. Die Platzverhältnisse im Fond sind nicht opulent. Die Kopfstützen lassen sich wenig königlich auch vorn nur manuell bedienen und der Massagefunktion geht nach ein paar Minuten die Puste aus. Die Sitze sind passen perfekt und das Geräuschniveau ist exzellent. Die Rundinstrumente sind chic anzuschauen, dürften bei einem solchen Nobelmodell jedoch animiert sein. Gekonnt bekommt dies der jüngere Bruder des Bentayga mit Namen Continental GT hin, der im Innenraum deutlich moderner als der mächtige SUV wirkt. Eine Modernität, die auch dem Bentley Bentayga durchaus gut zu Gesicht stehen würde. Der Laderaum des Bentley Bentayga ist kaum als solcher zu bezeichnen, denn die 484 bis 1.774 Liter sind derart edel mit Teppich ausgeschlagen, dass man hadert, ein paar dreckiges Paar Winterstiefel dort abzustellen oder einen Koffer, der zuvor Kontakt mit Schnee und Eis hatte. Doch auch das ist eben Bentley - die Detailliebe macht in dieser Klasse den Unterschied. Sonst könnte man sich ja auch einen BMW X7, einen Mercedes GLS oder einen Audi Q7 kaufen, die ähnlich sind, aber keine ernsthaften Wettbewerber darstellen.

Technische Daten
Antrieb:Allrad
Getriebe:Achtgang-Automatik
Motor Bauart:doppelt aufgeladener V8-Benziner
Hubraum:3993
Preis
Neupreis: 174811 € (Stand: 2019-02-21)
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2019-02-21

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