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Testbericht

Stefan Grundhoff, 10. November 2009
Porsche 550 Spyder? Da spuken Autofans und Cineasten unweigerlich Gedanken an James Dean und den tödlichen Unfall in seinem „Little Bastard“ im Kopf herum. Von kaum einem Sportwagen gibt es bis heute mehr Nachbauten.

Noch heute hat der Porsche 550 Spyder einen Namen wie Donnerhall - dabei wurden nicht einmal 100 Fahrzeuge produziert. Nach einem Blick in die weltweiten Oldtimerbörsen mit Sportwagen-Raritäten müssten es eigentlich mindestens dreimal so viele Originalfahrzeuge sein. Neben den mehr oder weniger gut gemachten Blendern hat sich in den letzten Jahren ein heißer Markt für Porsche-Nachbauten entwickelt. Die Replikas vom Typ Porsche 356 oder 550 Spyder sind dabei mehr Huldigung denn Mogelpackung. Wer genau hinschaut, glaubt kaum, einen Oldtimer aus längst vergangenen Zeiten vor sich zu haben. Und wo sonst hat man schließlich die Möglichkeit, eine Sportwagenlegende für unter 40.000 Euro zu fahren?

Gehrke Classic Cars bringt die Nachbauten der Porsche-Modelle 356 und 550 Spyder nach Deutschland. „Bei uns starten diese Fahrzeuge zu Preisen unter 30.000 Euro", erzählt Firmeninhaber Michael Gehrke, „in Topausstattung mit echten Instrumenten von damals und zahlreichen Originalteilen liegt man bei 42.000 Euro.“ Die Fahrzeuge selbst sind Nachbauten mit neuen Kunststoff-Karossen. Wegen der einfacheren Zulassungsmöglichkeiten werden die Karosserien in Brasilien auf alte Käferplattformen montiert. So gelten sie trotz neuer Technik als Gebrauchtwagen, und der deutsche TÜV muss ein paar Augen zudrücken. Hersteller der Replikas ist die brasilianische Firma Chamonix Roadster, die sich seit 1987 dem Nachbau von alten Spaßmachern verschrieben hat. Michael Gehrke komplettiert die Fahrzeuge in seiner unscheinbaren Werkstatt in Ketsch nahe des Hockenheimrings und macht sie fahrfertig für den hiesigen Markt. Pro Jahr produziert Chamonix knapp 100 Fahrzeuge und exportiert sie in die ganze Welt.

Auto- und Oldtimerfan Gehrke begann vor rund eineinhalb Jahren mit seiner automobilen Nebenbeschäftigung. Privat fährt er einen silbernen Porsche 550 Spyder, der aus ein paar Metern Abstand von James Deans gefährlichem Spielzeug kaum zu unterscheiden ist. Erst bei Details und einigen Feinheiten hapert es. Hersteller Chamonix liefert die Fahrzeuge nackt, das heißt ohne Motor und ohne jede Elektrik nach Deutschland. Pro Übersee-Container kommen drei Autos. „Die Bauzeit für einen solchen Wagen liegt je nach Ausstattung bei zwei bis drei Wochen“, erzählt Michael Gehrke, „das schwierigste ist, die entsprechenden Ersatzteile zu beschaffen.“ Der Kunde muss sich vorab nur für die Lackierung entscheiden. Traditionell kommen 356 und 550er in dunkelblau, dunkelgrün, schwarz und silber.

Wie der Wunschwagen ausstaffiert sein soll, entscheidet ebenfalls der Kunde. Entweder will er alte Originalteile oder preiswertere Teile aus dem Zubehör-Regal. „Alles eine Frage des Preises“, so Gehrke, „allein der originale Instrumentensatz eines Porsche 356 kostet schon mehr als 2.500 Euro. Originale sind kaum zu bekommen. Aber zwei Firmen aus der Schweiz produzieren die Uhren nach.“ Gerade bastelt Michael Gehrke an einem schwarzen 356er-Nachbau herum. Dabei ist nicht alles Gold, was glänzt. Gehrke räumt ein: „Es gibt einiges zu tun. Damit nach unseren Maßstäben die Qualität stimmt, muss ich ordentlich nacharbeiten.“ Der Motorraum ums Heck ist leer, das whiskeyfarbene Stoffdach ist noch nicht fertig montiert. Auch die Qualität von Leder und Teppichen im Innenraum zeigt, dass man diesen 356er hochwertiger ausstaffieren könnte. Die Leuchten vorn und hinten dagegen sind gebrauchte Originalteile, und auch der Chromschmuck mit leichter Patina braucht den Vergleich mit einem echten Oldtimer nicht zu scheuen. „Viele Gegenstände besorge ich mir auf Teilemärkten und im Internet“, berichtet Gehrke von dem Aufwand, die Wagen möglichst original erscheinen zu lassen.

Bei der Motorisierung haben Replika-Käufer die Qual der Wahl. Soll es als Basistriebwerk ein überholter Käfermotor mit 60 oder 75 PS mit Viergang-Getriebe sein? Sportlicher sieht es da schon bei den Versionen aus dem Porscheregal aus. Aus 1,9 Litern Hubraum gibt es für den 550er zwischen 90 und 110 PS. Schnell genug ist man mit jedem der Replikas unterwegs, schließlich bringen 356 oder 550 ohne Insassen gerade einmal 600 Kilo auf die Waage. „Bei 6.000 Touren läuft mein Spyder über 200 km/h“, macht Michael Gehrke Lust auf mehr. Wer sich für ein Replika von Gehrke entscheidet, bekommt allerdings ein Auto ohne Namen. Denn Urvater Porsche ist wenig tolerant, wenn es um Nachbauten der eigenen Preziosen geht. Um Streitigkeiten aus dem Weg zu sehen, liefert Gehrke die Wagen nur mit entsprechenden Bohrungen für Schriftzüge und Markenlogos aus. Die Embleme selbst gibt es in einem Tütchen jedoch gleich dazu.

Quelle: Autoplenum, 2009-11-10

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