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Testbericht

Andreas Keßler, 24. Januar 2008
Eine Chevy-Limousine mit Selbstzünder unter der Haube? Dem amerikanischen Autokäufer würden sich wahrscheinlich die Nackenhaare hochstellen, wenn der Verkäufer mit so einer Zumutung aufwarten würde.

Zu lebendig sind die Erinnerungen an jene unsäglichen Diesel-V8-Motoren, mit denen General Motors in den frühen 80ern des vergangenen Jahrhunderts erste Gehversuche auf diesem ungewohnten Gebiet unternahm. Bei Temperaturen unter 5°C sprangen die 5,7 Liter-Boliden nicht mehr an. Wenn sie dann zum Leben erwachten, mussten alle anderen Autos die Nebelscheinwerfer bemühen, um den Verlauf der Straße noch erkennen zu können. Lange her. Doch Chevrolet zündet wieder selbst. Diesmal wurde nicht mit wenig Aufwand ein vorhandener Motor nachträglich einfach verdieselt, sondern ein ganz neues Aggregat mit einem zeitgemäßen Konzept auf die Räder gestellt.

Unmittelbar nach dem Einstieg von GM haben sich die Daewoo-Ingenieure mit den Diesel-Spezialisten von VM-Motori aus Italien zusammen getan und einen Zweiliter-Common-Rail-Diesel konstruiert, der ab sofort in den größeren Modellen der europäischen Chevrolet-Palette für zeitgemäßen Vortrieb sorgen soll. Gebaut werden die Diesel in Korea in einem nagelneuen Motorenwerk, aus dem in Zukunft alle Selbstzünder der Marke kommen sollen.

Neben dem SUV Captiva wird der neue Diesel im Lacetti, im Nubira Kombi und eben in der klassischen Limousine Epica eingesetzt. Die und der Captiva erhalten eine Variante des Motors, die mit einem Turbolader mit variabler Schaufelgeometrie 150 PS leistet. Die kleineren Modelle müssen sich mit einem einfacheren Lader begnügen und leisten 121 PS.

Erste Fahrversuche im Nubira Kombi ergaben einen erfreulichen Durchzug aus dem Drehzahlkeller, was allerdings bei 3500 U/min schon sein Ende findet. Immerhin sind beide Motoren mit einem serienmäßigen Russpartikelfilter ausgerüstet. Eine Klasse für sich ist der Chevrolet Epica, der schon als Benziner durch sein Motorenkonzept aus der Masse der direkten Wettbewerber heraus sticht: Welcher Hersteller bietet sonst noch in dieser Preisklasse Reihensechszylinder an, die noch dazu laufen wie Samt in Seide?

Über die Fahrleistungen dieser Varianten kann man allerdings geteilter Meinung sein. Und genau hier punktet der Diesel-Epica mit dem 150 PS – Triebwerk: Nominal etwa gleich stark wie seine Benzin-Brüder, zeigt er vor allem in der Automatikvariante auf der Straße echte Souveränität. Wo die Benziner schon mal angestrengt wirken, zieht der Diesel einfach durch. Die vom Hersteller genannten Fahrleistungen des Dieselmotors bewegen sich dabei kurz unter oder sogar kurz über den Werten der 2,5-Liter-Sechszylinder-Maschine des Benzin-Epica.

Erhebliche Abstriche müssen naturgemäß bei den Motorgeräuschen gemacht werden. Von außen lässt sich das Arbeitsprinzip des Motors zu keiner Zeit verleugnen, im Innenraum würde man die Geräuschkulisse wohl am treffendsten mit "vertraut-grummelnd" bezeichnen. Aber da gibt es Autos anderer berühmter Marken, die das auch nicht besser können. Alles in allem ist der Chevrolet Epica Diesel ein gelungenes Auto. Es wäre auch schlecht, wenn es anders wäre: Zu wichtig sind die Dieselvarianten in diesem Segment, in dem die Wettbewerber des 4,8m langen Chevrolet 5er BMW, E-Klasse und Audi A6 heißen. Die technischen Daten des Diesel-Epica müssen sich im Vergleich nicht verstecken, bilden aber das Schlußlicht: Das Bosch-Einspritzsystem der zweiten Common-Rail-Generation holt aus den zwei Litern Hubraum nur 150 PS (bei 4000 U/min) und 320 Nm (bei 2000 U/min) heraus, die aber über ein weites Drehzahlband erfahrbar sind. Der Verbrauch liegt dabei bei 6,1 l/100 km - das entspricht 169 g/km an CO2.

Mit seinen beiden Ausgleichswellen enthält sich der Motor unangenehmer Schwingungen, bleibt aber spürbar. Von der Anfahrschwäche des Captiva war beim Epica, obwohl gleich motorisiert, nichts zu spüren. Das mag am deutlich niedrigeren Gewicht der Limousine oder in einer besseren Getriebeabstimmung liegen.

Die neue Diesel-Limousine von Chevrolet wird ab 24.190 Euro angeboten - und angesichts der ersten Eindrücke dürfte ein Preis in dieser Größenordnung auch am Markt erzielbar sein. Chevrolet Deutschland will mit dem Diesel die Epica-Zulassungen um 20 Prozent in die Höhe treiben. Der Dieselanteil dürfte bei etwa 40 Prozent liegen.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-24

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