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Testbericht

27. Mai 2005
München, 27. Mai 2005 – Der Porsche 356 Speedster zählt zu den großen Ikonen des deutschen Autobaus. Das flotte Käfer-Derivat brachte viel Schwung und Sexappeal in die Wirtschaftswunder-Jahre. Und viele werden wohl gleich an das Kino-Idol James Dean denken. Sein tragischer Unfall passierte übrigens entgegen der weitläufigen Meinung nicht im 356, sondern in einem Porsche vom Typ 550. Wie auch immer, bis in die Gegenwart haben es auch nicht alle 356 Speedster geschafft. Die wenigen noch fahrbaren Oldies sind auf dem Gebrauchtmarkt heiß begehrte Objekte, die im gut erhaltenen Zustand mindestens 70.000 Euro kosten.

Retro-356 aus Frankreich Wer sich für weniger Geld mit dieser Sportwagen-Legende schmücken will, sollte sich den Kauf einer Replika überlegen. Ein noch junger 356-Nachbau kommt von der Firma PGO aus Frankreich. Die kleine Manufaktur in Alès hat ein kapriziöses sowie schickes Schmuckstück handgefertigt und mit ausgereifter Antriebstechnik aus der Großserie bestückt. Motor, Getriebe und Lenkung stammen nämlich vom Peugeot 206 CC. Eingerahmt wurde dies mit einer steifen Gitterrohrkonstruktion und einer leichten und kurvigen Plastikhaut. In seiner Heimat ist der Speedster II seit Sommer 2003 erhältlich und wird jetzt auch offiziell in Deutschland vertrieben. Die Firma ASG4 aus Remscheid bietet den PGO Speedster II ab 31.900 Euro an. Wir waren mit dem sportlichen Franko-Germanen in der höherwertigen Ausstattung Dynamique mit Leder, Klimaanlage und 17-Zoll-Alus für 37.900 Euro unterwegs.

Knackiger Hintern Zunächst könnte man den Speedster für einen echten Ur-Porsche halten. Doch sogar Laien erkennen schnell, dass es sich um eine neuzeitliche Interpretation handelt – einen so genannten Neo-Retro also. Enttäuschung macht sich deswegen jedoch nicht breit. Mit seinen runden Kugelaugen schaut der Roadster so knuffig drein wie der neue Mini von BMW. Retro sorgt derzeit für viel Laune und kommt im Falle des frechen Franzosen bei Frauen und Männern gut an. Dazu verhilft ihm außerdem sein knackig-sportliches Hinterteil mit dem zentral im Heck liegenden Motor.

Ace of Bass Per Startknopf in der Mittelkonsole wird dieser – im 206 CC recht handzahme – Zweiliter-Vierzylinder zum Leben erweckt. Der sonore Bass aus den zwei Edelstahl-Auspuffrohren des PGO überrascht. Hier wummert – zumindest akustisch – ein echter Sportsmann im Heck des Roadsters. Sportlich eng geht es auch bei den Pedalen zu. Doch nach den ersten Metern hat man bereits das knappe Platzangebot sowie die teilweise unsaubere Verarbeitung akzeptiert und genießt alsbald den hohen Spaßfaktor des tief liegenden Hecktrieblers.

Leichtes Spiel für 136 PS Mit dem nur rund eine Tonne schweren Fliegengewicht hat der 136 PS starke Zweiliter-Vierzylindermotor leichtes Spiel. Den 100-km/h-Sprint knackt der Speedster laut Hersteller in 6,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit endet bei 210 km/h. Die respektable Kraft entfaltet sich ausgewogen, mit gleichmäßigem Schub. So mancher Sportwagenliebhaber würde dem seidig arbeitenden Reihenvierzylinder bei der Leistungsentfaltung etwas mehr Charakter und Dampf wünschen. Aber das ist ja immer auch eine Frage des Geschmacks. Immerhin wird die Anfang 2006 erscheinende 177-PS-Version 180 Cévennes für noch mehr Vortrieb sorgen.

Viele Touren = viel Spaß Dafür ist der Speedster II bereits bei knapp über 1.000 Umdrehungen gut fahrbar und dröhnt selbst bei niedrigen Touren mit markigem Brummbass von hinten. Wer flott fahren will, wird auf kurvigen Landstraßen den Motor meist in den hohen Drehzahlregionen zwischen 4.000 und 6.500 Touren fahren. Auf schnellen, kurvigen Passagen wird man oft nur zwischen der zweiten und dritten Gangstufe wechseln. Auch akustisch sorgen die dann höheren Tonlagen für ein sportlicheres Fahrerlebnis. Der Motor nimmt alles gelassen hin, wirkt bis in den Begrenzer nicht angestrengt. Der Verbrauch ist mit rund neun Litern Benzin auf 100 Kilometer noch recht günstig.
Lustvoll in Kurven Was man sich bei ambitionierter Kurvenfahrt wünscht, ist hingegen eine etwas präzisere Lenkung. Von der messerscharfen Direktheit eines Porsche ist der Franko-Renner noch deutlich entfernt. Auch das Lenkrad selbst könnte höherwertiger sein und eine bessere Ergonomie bieten. Besonders störend: Bis zu einem gewissen Einschlag ist die Servolenkung schwergängig, um dann schlagartig ganz leicht in Richtung Anschlag zu drehen. Störend ist außerdem der nicht sonderlich präzise Druckpunkt der Bremse. Ansonsten liegt der Retro-Porsche recht straff, jedoch nicht unkomfortabel auf der Straße, kann in besonders schnellen und engen Kurven allerdings schon mal den Kontakt zur Fahrbahn verlieren. Wer es mit der Geschwindigkeit in Biegungen nicht übertreibt, hat hingegen nichts zu befürchten. Und so qualifiziert sich der Speedster II zum lustvoll-flotten Kurvenwedler.
Magere Sicherheitsausstattung Das Thema Sicherheit fällt sehr knapp aus. Elektronische Regelsysteme wie ABS und ESP gibt es für den Speedster II nicht. Und auch bei der passiven Sicherheit sind Nackenstützen und Dreipunktgurte schon das Höchste der Gefühle. Dafür ist eben das ungefilterte Fahrerlebnis besonders hoch. In Sachen Purismus bietet der offene Franzose allerhöchstes Niveau und damit viel Faszination.

Das intensive FahrerlebnisSelbstverständlich lag bei unserer Testfahrt das Stoffdach stets zusammengefaltet hinter den Fahrersitzen. Dank der kurzen, relativ steil stehenden Frontscheibe bekommt man den Fahrtwind dann besonders intensiv zu spüren. Außerdem müssen der Optik wegen die seitlichen Fenster unten sein. Und dann gibt es eine erfrischende und Laune machende Frischluftdusche. Komfort bleibt dabei selbstredend auf der Strecke. Ein Windschott oder gar einen Luftschal wie beim SLK gibt es nicht. Und das macht das Fahrerlebnis im Speedster II so besonders intensiv und attraktiv.

Kaum mehr als ein Notverdeck Geschlossen kann der frische Franzose hingegen wenig beeindrucken. Dass unsere Testfahrt nach dem Wunsch des Importeurs nur bei schönem Wetter stattfinden sollte, hat uns bereits stutzig gemacht. Und in der Tat, das Geflecht aus umständlichen Scharnieren, schwarzem Verdeckstoff und einem kompliziertem Metallgestänge gehört nicht in das Segment „Vertauen erweckend“. Das Öffnen und Schließen gestaltet sich milde ausgedrückt als fummelig. Geschlossen ist die Kopffreiheit sehr eingeschränkt und der dünne Stofffetzen ohnehin nur als eine Art Notabdeckung zu gebrauchen. Ob bei einer Regenfahrt das Stoffmützchen den Innenraum absolut trocken hält, steht zu bezweifeln. Aber, so versichert man uns bei PGO Deutschland, arbeitet man an einer besseren Verdecklösung, eventuell mit Know-how aus dem Hause Karmann. Nun, die derzeitige Lösung ist eindeutig verbesserungswürdig. Doch der hohe Spaßfaktor kann auch über dieses Manko hinwegtrösten.
Technische Daten
Antrieb:Heckantrieb
Anzahl Gänge:5
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihen-Benzinmotor, quer vor der Hinterachse
Hubraum:1.997
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:100 kW (136 PS) bei UPM
Drehmoment:190 Nm bei 4.100 UPM
Preis
Neupreis: 31.990 € (Stand: Mai 2005)
Fazit
Ab 31.990 Euro bekommt man mit dem PGO Speedster II einen faszinierenden Exoten. Seine sehr deutlichen Anleihen an den legendären Porsche 356 Speedster machen ihn zu einen besonderen Hingucker und sein markanter Sound sorgt zusätzlich für viel Aufmerksamkeit. Darüber hinaus ist er offen ein puristisches und faszinierendes Spaßauto, dass mit 136 PS sogar sportliche Fahrleistungen bietet. Der Speedster II ist sogar der günstigste Roadster, der unter sieben Sekunden für den 100-km/h-Sprint braucht. Doch ist die Neo-356 keineswegs perfekt. Gegenüber vergleichbar teuren Roadstern aus der Großserienproduktion zeigt der Franzose deutliche Schwächen in der Technik und Verarbeitung. Die sind angesichts des hohen Spaßfaktors durchaus verzeihlich. (mh)

Quelle: auto-news, 2005-05-27

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