Honda Accord Crosstour 3.5 V6 - Das Chamäleon
Testbericht
Für das Design von X6 und 5er GT bekam BMW viel Kritik. Zu unförmig,
zu aufdringlich oder schlicht zu hässlich waren die Anschuldigungen vieler
Automobilfans. Honda hat die beiden bayrischen Fahrzeugkonzepte im
Accord Crosstour miteinander verbunden.
Der ungewöhnliche Honda Accord Crosstour ist eine Designsymbiose aus
SUV, Kombi, Coupé und Schräghecklimousine. Ebenso wie bei seinem
deutschen Bruder, dem 5er GT bringt das im Innenraum zahlreiche
Vorteile, aber sicher keinen Designpreis. Zu unförmig präsentiert sich
auch beim US-Modell Crosstour die Gestaltung des Fahrzeugs ab der B-
Säule. Ebenso wie beim BMW 5er GT werden die Honda-Verantwortlichen
nicht müde, die sehenswerten Coupé-Elemente des ungewöhnlichen SUV
zu betonen. Selbst beim dritten Hinschauen kommt einem viel in den
Sinn, aber keine Coupélinie.
Doch so sehr das Äußere polarisiert, gerade im Innenraum hat der exakt
fünf Meter lange Honda Accord Crosstour seine unbestrittenen Qualitäten.
Das Platzangebot ist Dank 2,80 Metern Radstand vorne ordentlich und
hinten mehr als großzügig. Und auch wenn es für groß gewachsene
Mitfahrer in der zweiten Reihe etwas eng mit der Hochsteck-Frisur wird,
lässt es sich auch auf längeren Strecken zumindest in der Sitzkombination
2+2 bequem reisen. Applaus gibt es auch für den üppig dimensionierten
Kofferraum, der zwischen 727 und 1.452 Liter schluckt, wenn man die im
Verhältnis 40:60 teilbare Rückbank nach vorne umklappt. Das Ladeabteil
kann mächtig etwas wegstecken und ärgert seine Nutzer allein dadurch,
dass die Kofferraumklappe anders als beim Accord Tourer oder dem BMW
5er GT über keine elektrische Betätigung verfügt. Da kommen kleinere
Personen schon einmal in Bedrängnis, denn der mächtige Deckel
schwenkt sehr weit nach oben auf. Unter dem Kofferraum befindet sich
eine versteckte Ladebox, die variabel zu entnehmen ist.
Das Cockpit zeigt wenige Überraschungen und orientiert sich größtenteils
an den Vorgaben der anderen Honda-Modelle Accord und Legend. Dabei
liegen Instrumente und Bedienelemente am griffigen Lenkrad gut im
Blick, doch die Mittelkonsole ist unübersichtlich und überfrachtet. Daran
ändert auch der große Controller nichts, mit dem Fahrer Zugriff auf die
Menüpunkte auf dem großen Multifunktionsbildschirm hat. Überaus
angenehm lässt es sich auf den gut konturierten Ledersitzen reisen.
Leider fehlt auf der Beifahrerseite die selbstverständliche
Sitzhöhenverstellung. Das macht es größeren Personen schwer, die rechte
Wohlfühlposition zu finden. Zudem gibt es im Fond nicht einmal gegen
Aufpreis eine Sitzheizung.
Angetrieben wird der Honda Accord Crosstour vom bekannten 3,5 Liter
großen V6-Triebwerk mit variabler Ventilsteuerung, dass auch den
amerikanischen Accord und den europäischen Legend befeuert. Der
Sechszylinder arbeitet leise und wenig bissig im Hintergrund. Er leitet
seine Leistung von 271 PS und 320 Nm maximalem Drehmoment bei
5.000 U/min per betagter Fünfstufen-Automatik an zwei oder vier Räder.
Der Kunde hat die Wahl, ob er sich für heckgetriebenen Crosstour oder
sinnvolle Allradversion entscheidet, die einem auch auf schlechten
Straßen, bei Regen oder Glätte Sicherheit und Vortrieb gibt. Honda gibt
einen Durchschnittsverbrauch von 11,4 Litern Super auf 100 Kilometern
an. Das Tankvolumen liegt bei 70 Litern. Die Höchstgeschwindigkeit des
asiatischen Crossover: über 210 km/h. Die Anhängelast beträgt SUV-
untaugliche 680 Kilogramm.
Das Fahrverhalten des knapp 1,9 Tonnen schweren Honda Accord
Crosstour ist komfortabel. Jedoch gibt es trotz amerikanischer
Abstimmung keine allzu nervigen Nick- und Wankbewegungen. Die
Lenkung arbeitet präzise, aber zu leichtgängig und auch grobe Stöße
kann die Federung gut wegstecken. Über die Unübersichtlichkeit der
Karosserie beim Einparken täuschen auch die optionale
Rückfahrkamera und die auf die Bordsteinkante absenkbaren
Außenspiegel nicht hinweg. Der Einstiegspreis in die Crosstour-Klasse
liegt bei 29.670 Dollar (knapp 23.000 Euro). Die
Sicherheitsausstattung ist mit sechs Airbags, ABS, ESP, aktiven
Kopfstützen und Reifendruckkontrolle ordentlich. Jedoch fehlen
moderne Assistenzsysteme wie Abstands-Temponat, Spurhalte-,
Einpark- oder Spurwechselassistent komplett. Das Topmodell Crosstour
EX-L für 34.020 Dollar läuft auf 18-Zoll-Felgen, ist mit beheizten
Ledersitzen und einem Satellitenradio ausgestattet. Gegen Aufpreis gibt
es ein standesgemäßes Navigationssystem. Bisher ist der Honda Accord
Crosstour nur auf dem US-Markt verfügbar. Eine Markteinführung in
Europa ist zunächst nicht gepant.

































