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Testbericht

1. Dezember 2016
München, 2. Dezember 2016 - Die Feierlichkeiten zur Bewältigung eines Dreivierteljahrhunderts könnten vom Timing her kaum besser passen. Dem alten US-Offroad-Haudegen Jeep geht es hervorragend. Besser denn je, um genau zu sein. 2015 hat man über 1,2 Millionen Autos verkauft. Mehr als jemals zuvor. Der SUV-Boom kommt einer Marke, die nie etwas anderes gebaut hat, natürlich gerade recht. Und auch vom Zusammenschluss der Muttermarke Chrysler mit Fiat hat Jeep profitiert. Wer hätte das je gedacht? Das Automobil-gewordene Kautabak-Schlammbad und der Kleinwagen-König aus Turin machen gemeinsame Sache und das Ganze funktioniert auch noch. Nehmen Sie den letzten Satz bildlich und Sie haben einen Jeep Renegade. Optik Jeep, Flair Jeep, Technik Fiat, Schrumpfungsgrad Fiat. Ganz offenbar haben die Menschen auf diesen leicht skurrilen Mix gewartet, denn der Renegade verkauft sich blendend. Im Jahr 2015 konnten nahezu 130.000 Einheiten abgesetzt werden. Schöner Preisvorteil Nun feiert Jeep wie erwähnt seinen 75. Geburtstag und das tun sie überaus generös mit einer ganzen Reihe an Jubiläums-Sondermodellen. Der kleine Renegade wird sich an die Anfänge der Kult-Schmiede vermutlich nicht ganz so gut erinnern, aber auch er feiert schon kräftig mit. Die 75th Anniversary Edition basiert auf dem Topmodell "Limited" und schleudert Ihnen eine Torte mit ziemlich viel Ausstattung ins Gesicht. Mit dabei sind das große UConnect-Navi, ein noch viel größeres Sonnendach, ein Beats-Soundsystem mit neun Lautsprechern sowie ein gut gefüllter Eimer Mattglanz-Bronze, den die Designer unter anderem auf die neuen 18-Zöller, die Frontmaske, die Dachreling, die Embleme und den halben Innenraum entleert haben. Summa Summarum beläuft sich der Happy-Birthday-Bonus auf einen Preisvorteil von knapp 1.500 Euro. Zwischen Cool und Kitsch Innen gibt es Sitze im Stoff-Mesch-Mix, sehr viele orangefarbene Ziernähte und das übliche Renegade-Programm aus Lagerhallen-ähnlichen Platzverhältnissen, robusten Materialien und etwas zu viel Marken-Beweihräucherung. Der letzte Punkt ist nicht wirklich schlimm, wie bei Mini ist der Grad zwischen Cool und Kitsch halt in der Regel ziemlich schmal. Im Falle des Renegade spreche ich von Interieur-Design-Clous wie einem "schlammigen" roten Bereich im Drehzahlmesser, der "Since 1941"-Prägung auf der Mittelkonsole oder dass alle möglichen Plastikteile (wie die Lautsprecher-Abdeckungen) mit dem Konterfei des berühmtem Willys-Grills versehen werden. Entscheiden Sie am besten selbst, was Sie davon halten. Langweilig wird es im Renegade-Cockpit zumindest nicht.
Derber Diesel Deutlich wichtiger ist aber ohnehin, wie man sich beim Fahren so fühlt und hier ist der Renegade in der von uns getesteten 75th Anniversary Edition mit 140-PS-Diesel und Neungang-Automatik ein ziemlich zweischneidiges Schwert. Werfen Sie den 140-PS-Diesel an (es gibt den "75th" auch mit dem 170-PS- Benziner) und das Jubiläum wird plötzlich sehr greifbar. Der 2,0-Liter-Fiat-Selbstzünder ist - mit Wohlwollen ausgedrückt - eher von der hemdsärmeligeren Sorte. Sein nageliges Timbre ist allgegenwärtig und an jeder Ampel (oder wo man eben sonst so rumsteht) kommen die Insassen und all ihre Habseligkeiten unfreiwillig in den Genuss einer authentischen Rudolf-Diesel-Massage, sprich: Dämmung stand nicht unbedingt ganz oben im Lastenheft. So müssen sich Ölbrenner auch vor 75 Jahren schon angefühlt haben. Passt ja irgendwie. Immerhin beruhigt sich der Renegade spürbar, sobald man etwas Fahrt aufgenommen hat. So richtig sämig und kultiviert wird es aber nie. So richtig schnell auch nicht unbedingt. Der Renegade 2.0l Multijet ist kein nervtötender Bremsklotz, aber beim Beschleunigen wirkt es immer ein bisschen so, als hätte jemand einen klebrigen Schuss Sirup über die 350 Newtonmeter gegossen. Natürlich könnte es auch einfach daran liegen, dass dieses kleine Crossover im kompletten Diesel-Allrad-Vollausstattungs-Trimm saftige 1.605 Kilo auf die Waage bringt. Deutlich weniger zu meckern gibt es in puncto Neungang-Automatik. Sie ist kein Doppelkupplungsgetriebe und auch sie wirkt teilweise etwas herzhaft und ungehobelt (vor allem beim Rangieren), macht ansonsten aber einen sehr vernünftigen Job, verheddert sich trotz der zahlreichen Fahrstufen nicht und findet eigentlich immer den passenden Gang. Nichtsdestotrotz machte der 170-PS-Diesel in einem früheren Test den deutlich agileren, souveräneren Eindruck. Leider ist er nicht in Verbindung mit der 75th Anniversary Edition erhältlich. Im Gelände vorn Nun hat der Renegade freilich das Glück, dass man ihm und seiner Mini-Me-Wrangler-Ästhetik den rauhen Naturburschen deutlich eher abnimmt als den meisten anderen Klein-SUVs. Wir verbuchen seine Kernigkeit also einfach mal unter "Aufrechterhaltung der Offroad-Realness". Schließlich ist auch der "75th Anniversary" der Konkurrenz um Opel Mokka X, Skoda Yeti oder Mini Countryman dank Active- Drive-Low-Allrad, Bergabfahr-Assistent, Kriechgang und extra viel Bodenfreiheit im Gelände meilenweit überlegen. Per Drehrädchen in der Mittelkonsole kann man den Allradantrieb zusätzlich auf Fahrten im Sand, Schnee oder Schlamm konditionieren. Das auf härteren Geländeeinsatz geeichte Topmodell "Trailhawk" unterscheidet sich lediglich durch etwas mehr Bodenfreiheit und ein weiteres Fahrprogramm namens "Rock" (was in der Tat ziemlich überzeugend klingt). Man darf dem Jubiläums-Renegade also durchaus auch strammere Offroad-Szenarien zumuten, ohne die Handynummer des ortsansässigen Bauern (und seines Traktors) auf der Kurzwahltaste speichern zu müssen. Gemütlich gut Was die Manieren auf der Straße betrifft, kann man auch die 75th Anniversary Edition als absolut solide und unauffällig bezeichnen. Die angesprochene Konkurrenz von Mini und Skoda pfeift sicher sportlicher und wendiger ums Eck, aber der Renegade fährt auch auf den neuen 18-Zöllern sehr bequem und überzeugt mit Containerladungen an Grip. Ganz generell ist das Leben mit diesem Renegade schön hemdsärmelig und ziemlich entspannt. Das 6,5-Zoll-Navi lässt sich wie der ganze Rest des Wagens einfach und intuitiv bedienen und hat eine überzeugende, schnelle Smartphone-Anbindung. Ziemlich cool ist das geradezu gigantöse Glas-Schiebedach, dessen beide Scheiben sich für eine Art Targa-Feeling ausbauen und im Kofferraum verstauen lassen.
Preisfrage Auch dieser Renegade ist also eher auf der gemütlichen Seite, kommt überall durch und seine Wrangler-trifft-wütendes-Pokemon-Optik ist noch immer großartig. Das Ding hat Charakter. Ein wenig das Problem an diesem nahezu vollausgestatten Sondermodell: Der Preis von 34.975 Euro. Das ist ein Batzen Geld für ein Auto, das seinen Charme eher aus seiner Widerstandsfähigkeit und seinem Offroad-Talent bezieht und nicht so sehr aus einem ausgeprägten Luxus-Verwöhnaroma. Will sagen: Mit dem hervorragend ausgestatteten 75th Anniversary Edition lässt sich sehr gut leben, ein simpler ausgestatteter - und damit auch deutlich günstigerer - Renegade macht das, was dieses Auto am besten kann aber vermutlich keinen Deut schlechter. Wer den Renegade jedoch eher als modisches Lifestyle-Produkt sieht, dürfte mit den schicken Optik-Gimmicks und den vielen Extras dieses Sondermodell ziemlich glücklich werden.
Technische Daten
Antrieb:Allradantrieb
Anzahl Gänge:9
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Reihen-Dieselmotor, Turbo
Hubraum:1.956
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:103 kW (140 PS) bei UPM
Drehmoment:350 Nm bei 1.500 UPM
Preis
Neupreis: 34.975 € (Stand: November 2016)
Fazit
Wer seinen neuen Renegade ohnehin mit Vollausstattung ordern wollte, sollte zur 75th Anniversary Edition greifen und den schönen Jubiläums-Rabatt mitnehmen. Die Optik profitiert ebenfalls von den schicken Rädern und den matt lackierten Details. Der Renegade bleibt aber auch als sehr gut ausgestattetes Sondermodell ein eher kerniger Charakterkopf. Seine Stärken spielt er auch ohne Luxus-Gimmicks aus und wird damit deutlich günstiger. Wer den Renegade jedoch eher als modisches Lifestyle-Produkt sieht, dürfte mit den schicken Optik-Gimmicks und den vielen Extras dieses Sondermodell ziemlich glücklich werden. + sehr gute Geländeeigenschaften; gutes Platzangebot; sehr gute Ausstattung; kernige Optik - zäher, lauter Diesel; hoher Preis
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: auto-news, 2016-12-01

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