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Testbericht

Patrick Broich/SP-X, 24. Januar 2019

SP-X/Köln. Die Cabrio-Mode hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verändert: Trug das BMW M3 Cabrio aus den Anfängen der 2000er-Jahre noch Stoffdach, klappt der aktuelle M4 für den Frischluftfaktor sein Stahldach auf. Geändert hat sich auch die Beatmung des Benziners. Klar fährt das aktuelle M4 Cabrio mit einem aufgeladenen Reihensechszylinder (317 kW/431 PS), und ebenso klar steckt unter der Haube des Youngtimers ein hochgezüchteter Sauger, der seine 252 kW/343 PS erst kurz vor der 8.000-Touren-Schallmauer erreicht. Das Maximal-Drehmoment von 365 Nm baut er erst bei rund 5.000 Umdrehungen auf, während der M4 schon ab weniger als 2.500 Touren 550 Nm auf die Kurbelwelle drückt.

Ein Blick in die einschlägigen Autobörsen zeigt, dass man schon ab weniger als 15.000 Euro performanten Frischluft-Spaß in Form eines M3 Cabrio genießen kann. Mit einer Leistung, die immerhin knapp oberhalb der eines aktuellen Golf R liegt, aber einem Sound, der unvergleichlichen Charakter bietet. Herrlich geschmeidig und kultiviert schiebt der 3,2 Liter große Reihensechser das damals schon 1,7 Tonnen schwere Gefährt auf Tempo. Obenherum ist der eher säuselnde als krakeelende S54-Motor merklich bissiger, während er sich unter 3.000 Touren handzahm gibt. Das knackig schaltbare Sechsgang-Getriebe verlangt zwar eine gewisse Kraft, lässt sich dafür präzise bedienen.

In einem Bereich, in dem der mit 2000er-Charme ausgestattete Stoffdachkandidat noch etwas verschlafen wirkt, giftet der M4 schon wie wild drauf los. Er belegt außerdem schon unmittelbar nach dem Motorstart, dass er ein Kind seiner Zeit ist: Der Sound ist heute desigt und moduliert. Zu laut darf er nicht sein, aber ja nicht zu mild. Auch wenn der Testwagen auf das so genannte Competition-Paket verzichtet, artikuliert er sich doch kraftstrotzend über den Abgasstrang. Von dezentem Grummeln über knackiges Sprotzeln bis zu lautstarkem Schreien ist alles drin entlang der Drehzahl-Skala. Dabei schiebt das M4 Cabrio wütend und drückt die Passagiere in die Sitze, während der flinke Doppelkuppler die Gänge je nach Einstellung von zart bis hart durchschaltet. Nach viereinhalb Sekunden steht die 100 km/h-Marke, und auch danach lässt der Druck gefühlt kaum nach. Wer das letzte Zehntelsekündchen herausholen will, kann die Launch Control bemühen.

In puncto Topspeed sind Youngtimer und Neuwagen gleichermaßen abgeregelt – bei 250 oder 280 Sachen, je nach Konfiguration. Selbst der betagte E46 zieht stramm durch und erreicht seine Höchstgeschwindigkeit recht spielend. Doch nicht nur das reine Tempo dient als Motiv, einen offenen M3 oder M4 haben zu wollen. Die Cabriovarianten sind ausgezeichnete Frischluft-Cruiser.

Wer auf viel Wind in den Haaren steht, ist in beiden Fällen richtig. Hüllen und Fensterscheiben herunterlassen und mit ordentlich Zug im Gesicht reicht auch schon das halbe Beschleunigungsvermögen, um mächtig Spaß zu haben. Trotz des schweren Metalldachs haben die Ingenieure die Windschutzscheibe des Blechdach-Kandidaten ähnlich kurz gehalten wie jene des Stoff-E46, auch er geizt nicht mit Sturm. Nur der Motorsound setzt sich beim M4 deutlicher gegen den Wind durch.Etwas ungewohnt für einen Youngtimer-Fan ist das neuzeitliche, digitale Infotainment. Aber das 16:9-Multifunktionsdisplay des M3 sieht nicht nur gut aus, sondern erfreut auch  durch eine präzise Navigationsausgabe. Hier kann man sich ruhig lotsen lassen, und das Smartphone kann in der Tasche verbleiben. Je nach Kreuzchen in der zeitgenössischen Preisliste konnte der Monitor auch Fernsehprogramme abspielen, was aber wegen des Abschaltens des terrestrischen Sendebetriebs heute nicht mehr funktioniert. Das M4 Cabrio ist aus dieser Perspektive nicht so viel weiter, wie rund 20 Jahre Abstand vermuten lassen. Es ist allerdings wohl die letzte Vierer-Reihe mit herkömmlichem, analogen Kombiinstrument. Man darf auch gespannt sein, ob BMW in diesem Segment dem Stahldach treu bleibt oder wieder auf Stoff umschwenkt. Geschichte wiederholt sich ja bekanntermaßen.

BMW M3 Cabrio E46 – Technische Daten:

Mittelklasse-Cabriolet, Markteinführung 2001, Länge: 4,49 Meter, Breite: 1,78 Meter, Höhe: 1,36 Meter, Radstand: 2,73 Meter3,2-Liter-Reihensechszylinder-Saugmotor, 252 kW/343 PS, maximales Drehmoment: 365 Nm bei 4.900 U/Min, 0-100 km/h: 5,5 s, Vmax: 250 km/h (optional 280 km/h), Sechsgang-SchaltgetriebeEhemaliger Neupreis: ab 60.700 Euro (2002)

BMW M4 Cabrio – Technische Daten:

Mittelklasse-Cabrio, Länge: 4,67 Meter, Breite: 1,87 Meter, Höhe: 1,39 Meter, Radstand: 2,81 Meter3,0-Liter-Reihensechszylinder-Doppelturbomotor, 317 kW/431 PS, maximales Drehmoment: 550 Nm bei 2.350 bis 5.500 U/Min, 0-100 km/h: 4,6 s, Vmax: 250 km/h, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (aufpreispflichtig), Durchschnittsverbrauch: 9,5 l/100 kmGrundpreis: ab 85.500 Euro plus 3.900 Euro für Automatikgetriebe

Fazit

Bei diesem Generationentreffen prallen Technik-Welten aufeinander: Das aktuelle M4 Cabrio mit Biturbo-Sechszylinder trifft auf den Youngtimer M3 Cabrio der Baureihe E46 mit sechszylindrigem Hochdrehzahl-Saugmotor. Auch die frische Luft lassen beide unterschiedlich hinein.

Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2019-01-24

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