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Testbericht

Max Friedhoff/SP-X, 31. Mai 2017

Mattschwarz ist er – und klingt wie ein viel zu großes ferngesteuertes Auto, wie man es aus Kindertagen kennt. Doch mit einem Spielzeug hat der DSV-02 von DS-Performance nichts zu tun. Der französische Hersteller betreibt – wie auch Audi, Jaguar oder Renault – ein Engagement in der Formel-E. Die mittlerweile in der dritten Saison angekommene Rennserie ist längst dem Status entwachsen, in dem man sie noch belächelt hat. Hier geht es um wichtige Weiterentwicklungen, Prestige und extrem ernsten Sport.

Kein Wunder also, dass der Testtag – einer von nur 15 im ganzen Jahr – sehr wichtig für das Team von DS-Performance ist. Entwicklungs-Fahrer Alex Lynn treibt den Testträger Runde um Runde über den engen Kurs im Pariser Hinterland. Optisch ist das Auto nahe an einem Formel-1-Fahrzeug, trägt aber trotzdem einige Alleinstellungsmerkmale wie die großen 18-Zoll-Räder. Während der rund 40 Minuten langen Lade-Pause für den Akku ist Zeit für einen Technik-Talk mit DS-Performance-Projektleiter Xavier Mestelan Pinon. Er erklärt die Besonderheiten des Formel-E-Reglements. So sind in der Meisterschaft alle Fahrzeuge mit dem gleichen Chassis, den gleichen 28-kWh-Batterien und der gleichen Aerodynamik auf identischen Michelin-Allwetter-Reifen unterwegs. Letztere sind für mehr Effizienz mit einem Profil versehen, das dem eines normalen Straßenreifens nicht unähnlich ist. Die Mischung des Gummis ist allerdings voll auf den Rennsport-Einsatz ausgelegt. Lediglich der Antriebsstrang aus Elektromotor, Getriebe und Motorsteuerung, die Hinterrad-Aufhängung und das Kühlsystem stammen aus dem Entwicklungs-Center von DS-Performance in Versailles nahe Paris. Doch die Formel-E-Macher haben einen klaren Plan, der in verschiedenen Phasen schon für die nächsten Jahre vorliegt. Daraus geht hervor, dass immer mehr Komponenten von den Teams selbst entwickelt werden sollen. Ein Blick in die Zukunft: In 20 Jahren möchte Formel-E-Boss Agag die Formel 1 als wichtigste Rennserie der Welt überholt haben. Momentan liegt der Fokus allerdings noch auf den Antriebs-Technologien, da diese das Aushängeschild der Meisterschaft und wichtig für den Technologie-Transfer der Hersteller sind. DS soll im PSA-Konzern die Elektro-Marke werden – logisch also, dass das junge Team den Formel-E-Einsatz übernimmt und nicht die Motorsport-erfahreneren Mannschaften von Peugeot Sport oder Citroën Racing.

Richtig spannend wird es, als Pino das abnehmbare Lenkrad aus dem DSV-02 nimmt und mir erklärt, welche Taste, welcher Drehregler und welcher Knopf für welche Funktion zuständig ist. Der größte Unterschied gegenüber einem Formel-1-Auto? Mit einer Wippe an der Rückseite des Lenkrads lässt sich der Rekuperations-Modus des Rennwagens aktivieren. So fahren die Piloten während eines Formel-E-Rennens rund 15 bis 20 Prozent der verbrauchten Energie wieder rein. Bevor es für mich auf die echte Rennstrecke geht, muss ich meine neu gewonnenen Kenntnisse erst im Simulator unter Beweis stellen. Was aussieht, wie eine halbrunde Kino-Leinwand, in dessen Mitte ein halbes Formel-E-Auto steht, ist in Wahrheit das zentrale Trainings- und Abstimmungs-Werkzeug der beiden DS-Performance-Piloten Sam Bird und José Maria Lopez. 300.000 Euro kostet so ein Simulator in der Anschaffung – doch die laufenden Kosten sind natürlich deutlich günstiger als die eines echten Rennwagens. Daher verbringen Bird und Lopez hier vor jedem Rennen ein bis zwei Tage, um im Simulator die Strecke kennenzulernen, Fahrzeug-Setups herauszufahren und die Strategie fürs Rennen zu erproben. Denn: In der Formel-E ist es sehr wichtig, mit den Strom-Ressourcen hauszuhalten, die Batterie-Temperaturen nicht zu hoch werden zu lassen und gleichzeitig gegen 19 andere Fahrer den Platz auf der Strecke zu behaupten. Nach einer knappen halben Stunde im Simulator habe ich mich an die beengten Platzverhältnisse beim Fahren und an die Nutzung der vielen Funktionen des Lenkrads gewöhnt. Jetzt will ich auf die echte Strecke!

Alles ist bereit, doch Petrus scheint kein Rennsport-Fan zu sein. Feuerfeste Unterwäsche und Renn-Anzug sitzen schon, dann prasseln plötzlich dicke Regentropfen auf den Asphalt der Teststrecke. Besorgte Blicke in den Gesichtern der Team-Verantwortlichen. Der Testträger ist ein Einzelstück und mit unwiederbringlichen neuen Teilen ausgerüstet. Irgendwie scheine ich aber im Vorfeld überzeugt zu haben und darf trotzdem auf die Piste. Im Boxen-Begrenzer rolle ich aus der Garage und auf den Kurs.

Es ist windig im offenen Cockpit und der Himmel schießt ganze Salven dicker Tropfen auf mein Visier. Durch das enge Chassis fühlt man sich sehr direkt mit dem Auto verbunden und spürt jede noch so kleine Welle in der Straße. Das Auto folgt schon winzigen Lenkbewegungen fast telepathisch. Die extrem weichen Reifen wollen genau wie die Bremse mit Carbon-Scheiben gründlich warm gefahren werden. Erst bei Brems-Temperaturen über 400 Grad wird das Auto ordentlich verzögert. Gar nicht so einfach, dieses Fenster bei weniger als zehn Grad Außentemperatur und Regen zu erreichen. Doch nach ein paar Eingewöhnungs-Runden darf der DSV-02 schließlich zeigen, was in ihm steckt.

Und ich bin beeindruckt: Der Renner schiebt an wie von der Tarantel gestochen. Schaltpausen gibt es trotz Dreigang-Getriebe nicht, der erste und der dritte Gang sind für die heute befahrene Rennstrecke nicht zu gebrauchen. Vorteil des E-Motors: Drehmoment ist jederzeit mehr als genug vorhanden. Aus den engen Ecken heraus geht es dank leicht regennasser Fahrbahn im sanften Drift, der DSV-02 ist verblüffend einfach abzufangen – blitzschnelle Reaktionen vorausgesetzt. Die Magie der Aerodynamik lässt sich zwar auf dem vergleichsweise langsamen Kurs nicht erfahren, aber man kann erahnen, wie schnell der Formel-E-Renner auf schnelleren Strecken sein muss. Runde um Runde erfahre ich mir einen Rhythmus und nähere mich meinem persönlichen Limit. Als die Vorderräder beim Anbremsen auf die letzte Schikane zum ersten Mal blockieren, nehme ich mich ein wenig zurück um keine Dummheiten zu machen. Für einen ordentlichen Fahreindruck muss man bei diesem Wetter keine 110 Prozent geben.

Zurück in der Box ernte ich anerkennendes Kopfnicken und ein paar lobende Worte von den Team-Verantwortlichen. Es ist allen Beteiligten anzumerken, wie erleichtert sie sind, dass der millionenschwere Entwicklungsträger in einem Stück wieder in der trockenen Garage steht – und das bin ich auch. Mein Ausflug in die neue Welt der Formel E hat mir auf jeden Fall gezeigt, wie ernst es die Teams und Hersteller mit dem Elektro-Motorsport nehmen. Hier wird echte Entwicklungsarbeit betrieben und nicht nur die Öko-Marketing-Trommel gerührt. Und auch die Fahrer verdienen durch den hohen Einsatz im Rennen mit Energie-Management und harten Zweikämpfen eine Menge Respekt. Selbst, wenn es „nur“ Elektroautos sind – obwohl ich das Wort „nur“ in diesem Zusammenhang jetzt aus meinem Wortschatz streichen kann.

Motorsport, Technologietransfer und Entwicklung von Straßenautos gehen seit jeher Hand in Hand. Das ändert sich auch im Zeitalter der E-Mobilität nicht. Viele Hersteller engagieren sich daher in der Formel E. Auch DS-Performance setzt zwei Autos in der Weltmeisterschaft ein. Zeit für einen Test.

Fazit
Motorsport, Technologietransfer und Entwicklung von Straßenautos gehen seit jeher Hand in Hand. Das ändert sich auch im Zeitalter der E-Mobilität nicht. Viele Hersteller engagieren sich daher in der Formel E. Auch DS-Performance setzt zwei Autos in der Weltmeisterschaft ein. Zeit für einen Test.

Quelle: Autoplenum, 2017-05-31

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