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Testbericht

Stefan Grundhoff, 11. Januar 2009
Eine schnellere Modellpflege hat es bisher wohl kaum gegeben: Kaum ein Jahr nach der Markteinführung des Jaguar XF gibt es bereits das erste Lifting. Die Katze bekommen eine dringend fällige Vitaminspritze.

Dabei ist es nun wirklich nicht so, dass der junge Jaguar XF schwächeln würde. Doch in der Premiumliga weht nun mal ein schärferer Wind. Die Konkurrenz gibt das Tempo vor. Vor allem die Märkte in Deutschland, England, Österreich und der Schweiz verlangen nach mehr als den 207 Diesel-PS des bisherigen XF. Der 2,7 Liter große Sechszylinder überzeugt zwar durch einen seidigen Lauf, 435 Nm und ordentliche Fahrleistungen - aber er war den Top-Selbstzündern aus deutscher Produktion hoffnungslos unterlegen. Damit ist es ab April vorbei.

Der aktuelle V6-Diesel wird durch einen drei Liter großen Commonrail-Diesel mit doppelter Turboaufladung ersetzt. Dann hat man ab Frühjahr die Wahl: Entweder man begnügt sich mit der Basisversion des Jaguar XF 3.0d, der 177 kW/240 PS leistet oder man entscheidet sich gleich für den neuen Kraftprotz XF 3.0d S. Dank Doppelturbo leistet das Topmodell 202 kW/275 PS und kratzt damit an der bisherigen Leistungsspitze, die in der Oberklasse der BMW 535d bietet. "Wir haben uns bei der Entwicklung unserer neuen Diesel an den BMW-Triebwerken orientiert, die für uns hier klar die Benchmark sind", sagt Neil Hume, bei Jaguar für die Entwicklung der Dieseltriebwerke zuständig. "Und gegenüber denen müssen wir uns mit unseren neuen Motoren beileibe nicht mehr verstecken."

Dabei achteten die Briten bei dem aufgefrischten XF nicht nur auf das dringend geforderte Leistungsplus sondern auch auf Laufruhe und einen geringen Verbrauch. Obwohl der Sechszylinder 33 Prozent mehr Leistung an die Hinterachse bringt, sank der Verbrauch auf 6,8 Liter Diesel auf 100 Kilometer.

Es wäre wohl noch mehr drin gewesen. Doch im Gegensatz zu den vielfach prämierten Bayern-Entwicklungen verzichtet der Selbstzünder im Jaguar XF auf entkoppelbare Nebenaggregate, eine Start-Stopp-Automatik oder ein regeneratives Bremssystem. "Wir mussten angesichts dieser Konkurrenz einfach schneller und stärker werden", erklärt Malcom Sanford, Leiter der Motorenentwicklung bei Jaguar, "das erwartet man von einer Marke wie Jaguar." Dabei haben die Entwickler diesmal keine halben Sachen gemacht. Von 0 auf 100 km/h schafft es der Jaguar in 6,4 Sekunden. Das und eine abgeriegelte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h sind bei einem Normverbrauch unter sieben Litern ein beeindruckender Wert. Das maximale Drehmoment von 600 Nm liegt bei 2.000 U/min an. Ebenfalls dynamisch ist die 240-PS-Version, die bei gleichem Verbrauch immerhin auch noch 500 Nm an die Kurbelwelle bringt. Der Basispreis liegt bei 51.200 Euro. Der größere Diesel mit 275 PS kostet je nach Ausstattung mindestens 54.500 Euro. Die Motoren erreichen die zukünftige Euro-5-Abgasnorm. In den nächsten Monaten werden die leistungsstärkeren Diesel-Triebwerke mit drei Litern Hubraum auch im neuen Jaguar XJ und in den Modellen Range Rover, Range Rover Sport und Land Rover Discovery Einzug halten.

Mehr Dampf gibt es auch für die Benziner. Mit der ersten echten Modellpflege bei Jaguar XK Coupé und Jaguar XK Cabriolet sind auch die Zeiten des alten 4,2-Liter-Achtzylinders vorbei. Der fällt sowohl als Sauger, denn auch als Kompressorversion aus dem Programm und wird von einem komplett neu entwickelten Fünfliter-V8 mit Benzindirekteinspritzung abgelöst. Der Leistungsgewinn kann sich ebenso wie bei den Dieseln sehen lassen. Statt der bisherigen 299 PS leistet der neue V8-Sauger 385 PS. Die Kompressorversion schwingt sich von 416 zu 510 PS und 625 Nm Drehmoment auf und spielt damit im Quartett der Großen mit. Der Durchschnittsverbrauch des neuen XKR soll trotz deutlichem Leistungsplus auf dem Niveau des Vorgängers (12,3 Liter/100 km) liegen. Die Briten haben jedoch nicht nur dem XK deutlich stärkere Benziner verpasst. Auch in Jaguar XF und XFR (ab 89.900 Euro) kommt der fünf Liter große Achtzylinder mit und ohne Kompressoraufladung zum Einsatz. "Wir wollen uns bei Jaguar zukünftig mehr auf die Sportlichkeit besinnen und uns dabei mehr auf die R-Modelle konzentrieren", blickt Jaguars Managing Director Mike O’Driscoll in die Zukunft.

Unverständlich sind angesichts solcher Bestrebungen bei den Sportversionen von XF und XK jedoch die Tempobegrenzungen. Wurde das bisherige Topmodell, der in einer limitierten Auflage erhältliche Jaguar XKR-S, mit 416 PS bei 280 km/h eingebremst, so sind es beim neuen, 510 PS starken XKR gerade einmal 250 km/h. Heißt: Die Konkurrenz von Maserati und Porsche fährt wieder mit Abstand vorneweg. Selbst die Konkurrenten Mercedes und BMW erlauben zumindest eine aufgelockerte Begrenzung zwischen 270 und 300 km/h für die Sportler.

Mit den neuen Motoren zeigen sich Coupé und Cabriolet auch leicht aufgefrischt. Bulligere Schürzen, geänderte Außenspiegel und neue Rückleuchten fallen ins Auge. Im Innenraum gibt es aufgewertete Schalter, neue Bedienelemente und den mit dem XF eingeführten Getriebecontroller am Mitteltunnel. Alle Versionen von Jaguar XF und XK sind mit einer Sechsgang-Automatik aus dem Hause ZF ausgestattet. Ähnlich wie BMW, Audi und Saab führt auch Jaguar beim Topmodell XKR ein elektronisches Hinterachsdifferential ein, dass die üppige Motorleistung auch bei schwierigen Straßenverhältnissen auf den Asphalt bringt und den Hecktriebler im Grenzbereich noch dynamischer werden lassen soll. Komplettiert wird das neue XK-Paket von einem geänderten Adaptiv-Fahrwerk und einem bissigerem Sound.

Alles in allem blickt Jaguar überaus zuversichtlich nach vorn. Mike O’Driscoll: "Für einen exklusiven Nischenhersteller wie uns sehen die ansonsten sicher sehr schweren 12 bis 18 Monaten nicht schlecht aus." Im Herbst stellen die indischen Briten das Flaggschiff Jaguar XJ vor. Er wird sich mit dem aufgefrischten Klassensprecher Mercedes S-Klasse, sowie dem neuen Audi A8 und dem prächtigen 7er BMW messen müssen. Man darf sowohl technisch als auch stilistisch gespannt sein.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2009-01-11

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