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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 14. Oktober 2014
Obwohl die Abmessungen des neuen Opel Corsa fast identisch zum Vorgänger sind, ist bei dem Kleinwagen fast alles neu. Das Design nimmt Anleihen beim kleineren Lifestyle-Bruder Adam, trotzdem will sich der Polo-Konkurrent abgrenzen.

Manchmal hat das Bekannte, etwas Vertrautes, Beruhigendes. Nach dem Opel Adam und dem bald folgenden Karl, steht der Name Corsa in der Modellpalette der Rüsselsheimer für Kontinuität. Immerhin gibt es den Rüsselsheimer schon in der fünften Generation seit 32 Jahren. Nicht alle Versionen waren ein Volltreffer, doch beim neuen Corsa hat sich Opel sichtlich bemüht, vieles besser zu machen als beim Vorgänger. Das ist auch nötig, denn der Polo-Konkurrent ist das wichtigste Modell im Portfolio der deutschen GM-Tochter: Jedes vierte Auto mit dem Blitz im Kühlergrill war in guten Zeiten ein Corsa.

Die Optik mit dem breit lachenden Kühlergrill-Mund, inklusive Chrom-Querspange und den eingezackten Scheinwerfern zitiert das neue Familiengesicht, das mit dem Adam zum ersten Mal auftauchte. Auch wenn die Silhouette noch an den Vorgänger erinnert, kommt der Neue deutlich dynamischer daher. Wenn man den Corsa entert, fällt der luftige Innenraum auf. Platz gibt es mehr als ausreichend und auch hinten können Erwachsene auf kürzeren Strecken noch gut sitzen. Das Kofferraum-Volumen ist mit 285 Liter bis 1.120 Litern durchaus ansehnlich. Die Lehnen der Rückbank lassen sich ohne Probleme mit einem Griff umlegen, wobei aufgrund des doppelten Ladebodens dann eine ebene Fläche entsteht. Das Fach darunter ist groß; kein Wunder bei der hohen Ladekante.

Beim Interieur wird das Ansinnen der Designer deutlich, Wertigkeit mit ansprechendem Aussehen zu verbinden. Die obere Fläche ist unterschäumt, darunter regiert jedoch Hartplastik, das auf Wunsch mit Klavierlack aufgehübscht werden kann. Die Bedienung ist übersichtlich und kein Vergleich zu den verwirrenden Knopf-Orgien früherer Modelle. Allerdings trüben die, aus vorherigen Generationen bekannten Plastik-Lenkradhebel den guten Gesamteindruck, während in der Mittelkonsole ein Sieben-Zoll-Monitor dominiert. Der Touchscreen ist das zentrale Bedienelement, mit dem das iPhone oder Android-Smartphone und dessen Apps per IntelliLink eingebunden sind. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit findet man sich auch in den Tiefen der Menüs zurecht. Dass die Navigations-Ansage bisweilen Probleme mit der deutschen Grammatik hat, dürfte eine Kinderkrankheit sein. Das übersichtliche Kombi-Instrument gefällt durch seine Schlichtheit, auch wenn viele Anzeigen nur weiß leuchten. Der Fahrer hat alles sofort im Blick. Ein dickes Plus heimst der Kleinwagen-Opel bei den Assistenzsystemen ein. Ein Frontkollisionswarner, ein Toter-Winkel-Assistent, eine Verkehrsschild-Erkennung und ein Spurhalte-Assistent sind unter anderem bei der fünften Generation des Corsa zu haben.

Der Ein-Liter-Dreizylinder-Turbo beeindruckt mit seiner Laufruhe, die aufgrund einer Ausgleichwelle zustande kommt. Solange es im Stadt- und im Landstraßen-Tempo vorangeht, spielt das Aggregat seine Stärken mit 85 kW / 115 PS und einem maximalen Drehmoment von 170 Newtonmetern aus: Nach 10,3 Sekunden fällt die 100-km/h-Marke und bei 195 km/h ist Schluss. Dass der neue Motor dabei nur fünf Liter pro 100 Kilometer braucht, macht das Paket nur verlockender. Klingt recht dynamisch, ist es auch, bis zu einer Geschwindigkeit von 150 km/h. Um den 1,2 Tonnen schweren Corsa auf Höchstgeschwindigkeit zu bringen, muss man ihn im fünften Gang hochprügeln, da der sechste zu lang übersetzt ist. Der Corsa 1.4 Turbo mit 100 PS schlägt sich ähnlich wacker, konsumiert nur 0,3 Liter pro 100 Kilometer mehr und belastet die Haushaltskasse mit 1.100 Euro weniger, zumal es den Dreizylinder erst ab der zweiten Ausstattungsvariante "Edition" zu haben ist. Der neue Opel-Kleinwagen steht ab Ende des Jahres zu Preisen ab 11.980 Euro (70-PS-Dreitürer) beim Händler. Der familienfreundliche Fünftürer kostet 750 Euro mehr. Der Einstiegs-Renault-Clio ist für rund 2.000 Euro weniger zu haben, für den Polo 1.0-Trendline müssen 620 Euro mehr hingeblättert werden, hat aber zehn PS weniger. Der 60-PS-Skoda-Fabia schlägt mit 11.790 Euro zu Buche.

Das manuelle Sechsganggetriebe fällt durch lange Schaltwege auf. Alternativ gibt es eine Sechsstufenautomatik. Wer sich für den Corsa entscheidet, hat die Wahl zwischen zwei Fahrwerks-Abstimmungen: Das Komfortchassis kommt bei Reifengrößen zwischen 14 und 16 Zoll zum Einsatz, das Sportfahrwerk rollt auf 16 und 17-Zoll-Pneus. "Die Lenkung ist direkter und das ESP ist dynamischer abgestimmt" erklärt der Corsa-Chefentwickler Andreas Zipser. Auf kurvigen Strecken macht die Sport-Variante im Zusammenspiel mit der neuen, elektromechanischen Lenkung macht eine gute Figur. Der Opel lenkt agil ein, die Steuerung ist präzise und es dauert eine ganze Weile, ehe die Vorderräder in Kurven zu rubbeln beginnen und so das Untersteuern ankündigt. Auf der Negativ-Seite der Straffheit steht eine unkommode Feinabstimmung, die sich vor allem bei schlechteren Straßen bemerkbar macht. Sucher auch ein Tribut an die montierten 17-Zoll-Räder. Eine gute Alternative dürfte für viele daher die Komfort-Abstimmung mit 16-Zöllern sein.
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2014-10-14

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