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Testbericht

Joaquim Oliveitra / Stefan Grundhoff, 22. April 2013
Die kleinen Sportler machen mächtig Laune. Zwei Neulinge müssen zeigen, was sie können. Der Peugeot 208 GTI tritt gegen den Ford Fiesta ST an. Wer ist besser?

Es gibt eine neue Welle kompakter Modelle mit sportlicher Ausrichtung. Peugeot 208 GTI und Ford Fiesta ST sind die besten Beispiele. Peugeot möchte im Segment der kleinen Sportwagen wieder Erfolg haben, weshalb die Marke zum GTI zurückfindet: niedriges Gewicht, sehr gutes Leistungsniveau und kompakte Maße. Doch in dem Segment geht es bereits mächtig rund, denn fast zeitgleich kamen mit Renault Clio Sport, Seat Ibiza Cupra und Ford Fiesta ST drei weitere Rennsemmeln in den Handel. Zu einem ersten Vergleich treffen sich hier der Ford Fiesta ST und der Peugeot 208 GTI. Dick auftragen tut keiner der beiden. Beide Modelle haben mehr Chromelemente und größere Lufteinlässe als die zahmeren Varianten, dazu einen Heckspoiler, Doppelauspuff, spezielle Kühlergrills und größere Räder (17-Zoll-Leichtmetallfelgen und Reifen mit den Maßen 205/45), die über passende scharlachrote Bremssättel verfügen.

Leidenschaftliche Tuningfans werden sich mehr Drama wünschen, doch im Endeffekt kann dieses unauffälligere Aussehen das Zusammenleben mit diesen jungen Wölfen im Alltag und über die Jahre hinweg vereinfachen. Innen wird der gleichen Philosophie gefolgt: eine gewisse Differenzierung und Zeichen von Sportlichkeit, aber ohne übertrieben zu wirken. Der Innenraum ist geprägt von metallischen Verzierungen, roten Steppstichen, Alupedalen mit Gummipunkten, um das Ausrutschen des Fußes des Fahrers zu verhindern, dazu das eine oder andere Hochglanzelement und verschiedene rote Applikationen. Die größten Unterschiede sind die hochwertigere Verkleidung, die den oberen Teil des Armaturenbretts des Fiesta bedeckt, das unten abgeflachte Minilenkrad des Peugeot und der Touchscreen über den im 208 alles bedient wird. Da das Lenkrad einen 5 Zentimeter geringeren Durchmesser hat als das des Ford, ist es im Stadtverkehr sehr angenehm. Doch das entschuldigt keinesfalls die Tatsache, dass es einen großen Teil der Instrumente verdeckt.

Das Platzangebot im Innenraum wird wohl nicht das wichtigste Kriterium für Käufer eines kleinen GTI sein (knapp vier Meter lang, Dreitürer, knapp 200 PS). Der 208er ist vorne zwei Zentimeter breiter, der Fiesta hat bei der Quermessung einen Zentimeter mehr auf der Rückbank. Das Fahrzeug mit dem blauen Oval liegt mit einem Zentimeter mehr Beinfreiheit auf der Rückbank wieder vorne und hat auch einen Zentimeter mehr in der Höhe auf den vorderen Plätzen, doch im Gegenzug hat sein Gegner 2 cm mehr Kopffreiheit auf der Rückbank und ist in der ersten Reihe auch 2 cm breiter. Das heißt: in beide passen allenfalls vier Passagiere, während der Franzose nicht nur einen größeren Kofferraum bietet sondern unter dem Ladeboden noch über ein normal dimensioniertes Ersatzrad verfügt.

Die Triebwerke in den kleinen Kraftpaketen sind nah beieinander: 1,6 Liter Hubraum, vier Zylinder, Turbolader und Direkteinspritzung ergeben hohe Leistungen, vor allem beim 208 GTI, der mit seinen 200 PS und 275 Nm seinen Rivalen ST mit 182 PS und 240 Nm übertrifft. Die Boost-Funktion macht den Kölner jedoch nur auf Papier schwächer als den Löwen. Die 20 Sekunden Leistungsspritze reichen, Überholmanöver nennenswert zu verkürzen. 0 auf Tempo 100 schaffen beide unter sieben Sekunden. Auf der Autobahn zieht der Peugeot dem Ford mit 230 gegenüber 220 km/h davon. Bereits unter 1.700 Umdrehungen hat der Fahrer bereits das maximale Drehmoment unter dem rechten Fuß hat. Beim Ford sind es über 1.900 Umdrehungen. Die Sechsgang-Handschaltungen sind ausgeglichen, schnell und präzise. Eine sportliche Doppelkupplung bietet keiner der beiden.

Damit das Fahrwerk des 208 GTI richtig mit der Extraleistung des 1,6 Liter großen Turbomotors umgehen kann haben die französischen Ingenieure die unteren Dreieckslenker ersetzt, die Federbeine verstärkt, Wankstabilisierer mit einem größeren Durchmesser angebracht (10 Prozent vorne und 50 Prozent hinten), die Spur verbreitert und das Fahrwerk liegt acht Millimeter tiefer gelegt. Verglichen mit dem 207 RC, den er ersetzen soll, ist der 208 GTI 90 kg leichter. Der Fiesta ST hat ebenfalls eine härtere Ausrichtung. Sein Fahrwerk liegt 15 Millimeter tiefer, die Federn und Federbeine sind knackiger abgestimmt und hinten wurde eine steifere Verbundlenkerachse angebracht. Zusammen mit dem Agilitätsprogramms von ESP und Anti-Schlupf-Regelung, das das kurveninnere Rad blockiert wenn es an Grip verliert, gaukelt einem der Kölner die Attribute eines Hecktrieblers vor.

Dieses Fahrverhalten macht mächtig Freude, ist leicht kontrollierbar und völlig anders als das Verhalten des Peugeot, der viel neutraler und letztlich untersteuernder ist. Zusammen mit der direkteren Lenkung macht der Ford Fiesta ST seinen kleinen Rückstand in Sachen Motorleistung gegenüber dem Peugeot 208 GTI völlig wieder wett. Noch mehr setzt sich der 1.160 Kilogramm schwere Ford beim Bremsen ab, wo der fast gleich schwere 208er mit einem schwammigen Pedalgefühl nervt. Zudem springt beim GTI viel zu schnell bei starken Bremsungen auf kurvigen Bergstraßen die Warnblinkanlage an. Der ST macht seinerseits mit den drei ESP-Modi eine deutlich bessere Figur, während es im Peugeot nur an- oder ausgeschaltet sein kann.

Aus der ökonomischen Perspektive betrachtet, sind die Verbräuche ähnlich und während unserer Tests lag der durchschnittliche Verbrauch bei beiden um die 8,5 Liter, was sehr viel realistischere Werte sind als die 5,9 Liter die bei beiden Modellen angegeben werden. Ähnlich auf Augenhöhe liegen beide Konkurrenten beim Preis, obwohl der Ford Fiesta ST mit 24.000 Euro billiger ist, ist die Ausstattung des 24.950 Euro teuren Peugeot 208 GTI mit Tempomat, Toter-Winkel-Assistent, Einparkhilfe und Navigationssystem kompletter. Auch wenn man bedenkt, dass der Ford über ein schlüsselloses Öffnungssystem, Startknopf, Knieairbag für den Fahrer, Berganfahrhilfe und zwei Lautsprecher mehr verfügt. Letztlich kann der Ford Fiesta ST diesen Vergleich für sich entscheiden. Der Fiesta bringt größeren Fahrspaß auf kurvigen Straßen und ist auch der Wagen, der den Fahrer am leichtesten auf dem kurvigen Parkett hält. Er kostet 1.000 Euro weniger und hat im Innenraum die besseren Materialien. Soll nicht heißen, dass der 208 GTI nicht auch mit seiner Dynamik punktet, die eine bessere Motorleistung und ein stimmiges Fahrwerk bietet.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2013-04-22

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