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Autoplenum, 2010-06-08

Peugeot feiert 200 Jahre - Wie die Löwen fahren lernten

Testbericht

Susanne Kilimann

Peugeot feiert in diesem Jahr 200.Geburtstag – obwohl es Autos erst seit
einem guten Jahrhundert gibt. Doch bei der französischen Löwenmarke
fing die industrielle Erfolgsstory nicht mit tuckernden Zwei- und
Viertaktern sondern mit Kaffee- und Pfeffermühlen an.

Als die Brüder Jean-Frédéric und Jean-Pierre Peugeot im Jahre 1819 ihre
Ölmühle im französischen Sous-Cratet in eine Eisengießerei umwandeln,
ist an Autos nicht zu denken. Selbst Fahrräder sind noch
eine ziemlich ferne Zukunftsvision. Die Gießerei aber, mit der das
französische Familienunternehmen ins Industriezeitalter eintritt, gilt als
Keimzelle der Autoschmiede, und das Peugeot-Museum im französischen
Sochaux zeigt, wie sich die Produktpalette im Laufe der Zeit von kleinen
Gerätschaften und Präzisionswerkzeugen hin zu Fahrrad, Motorroller und
Automobil entwickelt hat.

In den ersten Jahrzehnten stellen die Peugeots Walzeisen, Sägeblätter
und Uhrenfedern her. Bald gibt es auch Korsettstäbe, das „Fundament“
der weiblichen Garderobe, „made by Peugeot“. Landwirtschaftliche
Geräte, Nähmaschinen, Bügeleisen, Kaffee- und Pfeffermühlen
erweitern das Produktportfolio der findigen Unternehmer Stück für
Stück. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts tüftelt man an neuen
Formen der Mobilität. Peugeot baut Fahrräder. Und das mit großem
Erfolg. Nicht nur Tour-de-France-Pioniere sprinten auf den „Bicyclettes“
von Peugeot durch die Lande. Auch bei Militär, bei Post und Polizei
nimmt die Zahl der Radler stetig zu. Sein erstes Auto baut Armand
Peugeot 1889 – in Zusammenarbeit mit dem Pariser Automobilpionier
Léon Serpollet. Der Serpollet-Peugeot, ein Dreirad mit der Zwei-
Zylinder-Dampfmaschine, geht als „Type 1“ in die Automobilgeschichte
ein. Ein einziges Exemplar wird gebaut. Der Dampfantrieb überzeugt
den Tüftler offenbar nicht. „Typ 2“ wird bereits von einem Benzinmotor
angetrieben. Der stammt aber nicht aus der eigenen Schmiede.
Peugeot kauft zunächst mal in Deutschland bei Daimler ein.

Kurz vor der Jahrhundertwende ist dann auch das erste eigene Triebwerk
startklar. In dieser Zeit bringt Peugeot Jahr für Jahr ein paar neue
„Typen“ auf den Markt, Automobile mit zwei, drei, fünf oder acht Sitzen,
von den sich anfangs ein paar Dutzend, bald aber hundert und mehr
Exemplare verkaufen. 1912 gelingt in Sachen Design der erste große
Wurf. Der italienische Designer Ettore Bugatti verleiht dem Peugeot BP1,
„Baby“ genannt, ein schickes Blechkleid – das Auto kommt nicht länger in
Pferdekutschenoptik sondern mit eigener Formensprache daher. Das neue
„Baby“ wird zum Verkaufsschlager. In den wenigen Produktionsjahren bis
zum ersten Weltkrieg werden exakt 3.095 Exemplare gefertigt. Mit dem
Ersten Weltkrieg verändert sich die Auftragslage. Die Fahrrad- und
Autopioniere bauen für den Krieg, liefern 1.000 Motorräder, 65.000
Fahrräder, 6.000 Lastwagen an die französische Armee. Zudem werden in
den Peugeot-Werken Panzer- und Flugzeugmotoren und auch Bomben
gebaut.

In den 1930ern versetzt die erste Weltwirtschaftskrise der
aufstrebenden Autobranche herbe Rückschläge. Doch es gibt auch
allerhand aufregende Automobilschönheiten zu bestaunen. Bei Peugeot
sorgen 301 und 302 mit schwungvoller, stromlinienförmiger Karosse
für Aufsehen. Noch dynamischer fährt Roadster 402 vor. Als „Rakete“
von Sochaux macht das schicke Gefährt von sich reden. Mitte der
Dreißiger präsentiert die Autoschmiede zudem extravagante Cabriolets
mit versenkbarem Metalldach. „Eclipse“ nennt Peugeot den Urahn aller
Cabrio-Coupés, der sich unter anderem auf 301-, 402- und 601-Basis
der zahlungskräftigen Kundschaft empfiehlt. Das Konstruktionsprinzip
ist dabei gar kein hausgemachtes Produkt der Peugeot-Ingenieure.
Georges Paulin, ein Zahnarzt aus Paris, hatte die geniale Idee und legte
dem Autobauer seine Entwürfe vor. Bis zum Einmarsch der Deutschen
in Frankreich wird das mondäne Vehikel gebaut. Jahrzehnte später
haben Ford und Mercedes die Idee mit dem versenkbaren Hardtop
aufgegriffen. Peugeot selbst hat das Konstruktionsprinzip auch erst in
den 1990ern wieder aus der Schublade geholt und Paulins Idee mit
206 CC und 307 CC erfolgreich wiederbelebt.

In den 1950ern erfüllen sich immer mehr Franzosen mit Peugeot 203
und 403 den Traum vom eigenen Wagen. Das Mittelklassemodell 403
findet auch jenseits der Granzen Zuspruch, was auch an der enormen
Variantenvielfalt liegt. Sage und schreibe 51 Versionen stehen zur Wahl,
unter anderem ein 403 „familiale“ mit Platz für Acht. In dieser Zeit greift
der Hersteller auch das Thema Diesel wieder auf. In den Dreißigern hatte
Peugoet, ebenso wie bei Daimler, auch schon mit den Selbstzündern
experimentiert. Ab 1959 erweitert ein Dieselaggregat die Antriebspalette
des 403. An ihrem Nummerierungssystem hält Frankreichs zweitgrößte
Automarke übrigens schon seit mehr 80 Jahren fest. Eingeführt wurde es
mit dem 201, der im Jahre 1929 als 201stes Projekt der Peugeot-
Entwicklungsabteilung an den Start geschickt wurde. Seither bezeichnet
die erste Ziffer die Peugeot-Modellfamilie, die Null ist eine Art Platzhalter
und die dritte Ziffer gibt die Modellgeneration der jeweiligen Baureihe an.
Weil sich Peugeot die Nummern-Namen beizeiten markenrechtlich
schützen ließ, musste aus dem Porsche 901 ein 911er werden.

Ende der Fünfziger wagt sich die Marke mit dem Löwenemblem auf den
amerikanischen Markt. 1960 stellt man auch der US-Kundschaft den 404
vor, ein Familienauto, von dem es wiederum etliche Ableger gibt. Die
Rallye-Version gewinnt gleich viermal die Safari Rallye in Afrika. Die
Versionen für Jedermann verkaufen sich bestens - weltweit über 2,8
Millionen Mal. Die nächste Vierer-Generation wird dagegen in den USA
zum Flop. Mit dem 405 rutschen Peugeots Verkaufszahlen jenseits des
Atlantiks derart in den Keller, dass man sich 1991, nach 33 Jahren, völlig
aus den USA und Kanada zurückzieht.

Als strategischer Erfolg auch in schwierigen Zeiten hat sich das
Zusammengehen mit Citroën entpuppt. Mitte der Siebziger Jahre hat
Peugeot die Nummer Drei im französischen Hersteller-Trio übernommen,
nachdem sich Citroën mit der Entwicklung vieler neuer Modelle in kurzer
Folge finanziell total übernommen hatte. Beide Marke marschieren seither
unter dem gemeinsamen Dach des PSA-Konzerns. In Europa steht PSA
heute hinter Volkswagen an zweiter Stelle im Herstellerranking, weltweit
behauptet sich das französischen Doppel immerhin unter den Top Ten.

Den Herausforderungen in Zeiten von verschärften Klima- und Co2-
Debatten will man sich bei PSA in den nächsten Jahren vor allem mit
Diesel-Hybrid-Antrieben stellen. Bei Peugeot soll Crossover 3008 Diesel-
Doppelherz und 3,8 Liter-Verbrauch 2011 den Anfang machen. Dass bei
allem Drang zur Sparsamkeit auch automobile Sinnlichkeit in der
nächsten Dekade nicht zu kurz kommen wird, verspricht die Studie SR1.
Offiziell sollte das Anfang 2010 vorgestellte Roadster-Konzept im Stile
eines Aston Martin Vantage lediglich künftige Designelemente der
Löwenmarke präsentieren. „Von dem Feedback sind wir aber so
überwältigt“, sagt Marketing-Chef Xavier Peugeot, „dass die Tür zur
Serienproduktion noch nicht zugeschlagen ist.“

Quelle: Autoplenum, 2010-06-08
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