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Testbericht

Stefan Grundhoff, 9. März 2011
Über Jahrzehnte war der Porsche 911 Turbo der mächtige Überflieger in der Elfer-Palette. Mit dem 996er drehte sich das Blatt. Der 911 Carrera 4S ist längst der geheime Star des leistungsstarken Portfolios geworden.

500 PS, Allradantrieb, Doppelkupplungs-Getriebe und Fahrleistungen wie ein Rennwagen. Der Porsche 911 Turbo thront über der Elfer-Reihe wie ein Übervater, der die besten Gene nur Stück für Stück an seine Nachfahren weitergibt. Als der 911 Turbo in der Baureihe 996 Anfang des dritten Jahrtausends seine dicken hinteren Backen und seinen Allradantrieb nach unten weitergab, war eine zweite Ikone geboren. Seither wurde der 911 Carrera 4S zum Liebling derer, die ihren Porsche im harten Alltagsbetrieb bewegen – in Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Mit Allradantrieb und leicht veränderten Optik hebt er sich von den anderen Elfern gekonnt ab. Mit dem Doppelkupplungsgetriebe PDK ist er die Idealbesetzung für die, die auf einen Turbolader verzichten wollen, können oder müssen.

Beim 996er war der Unterschied zwischen normalem Carrera / Carrera 4 und dem Carrera 4S noch größer. Neben dem breit ausgestellten Turboheck zierte die Rückansicht des Porsche 911 Carrera 4S eine eigens entwickelte rote Reflektorspange zwischen den Leuchten. Die machte den ohnehin sehenswerten Hintern des Zuffenhausener Sportwagens noch schmucker und dynamischer als ohnehin. Und nicht nur von hinten war ein 911 Carrera 4S auf den ersten Blick für jedermann zu erkennen. Auch die Front des Vierers bekam die gewaltigen Kühlöffnungen der damals 420 PS starken Turboversion. Die vergleichsweise filigranen Einlässe eines normalen Carrera konnten den Angst einflößenden dunklen 4S-Höhlen seinerzeit nichts entgegensetzen. Wer einmal auf der Autobahn bei 220 km/h die Unterschiede im Rückspiegel hat auftauchen sehen, wird es wohl kaum vergessen.

Musste der erste echte Porsche 911 Carrera 4S der 996er-Baureihe noch mit 320 PS auskommen, so wurde im Laufe der Jahre deutlich nachgelegt. In der aktuellen Ausbaustufe wird der Porsche 997 Carrera 4S von einem 3,8 Liter großen Boxermotor mit 385 PS befeuert. Wer die optionale Leistungssteigerung vom Werkstuner ordert, ist Herr über 408 wilde Pferde. Die Symbiose aus Carrera-S-Power, Allradantrieb und dem schnell schaltenden Doppelkupplungsgetriebe PDK ist für immer mehr Kunden eine Idealbesetzung. Die optischen Unterscheidungsmerkmale zwischen Carrera und Carrera 4S fallen heute zwar nicht mehr ganz so ins Auge wie beim 996er, doch zumindest kam mit der Modellpflege des aktuellen 997 im Jahre 2008 die rote Spange auf dem Motordeckel zurück – unverständlicherweise auch beim Porsche 911 Carrera 4.

Puristische Sportwagenfans rümpfen bisweilen die Nase, wenn sie vom 911er mit Allradantrieb hören. Geht es auf der Rennstrecke um Lenkpräzision, Bremsverhalten und Fahrdynamik, hat der Hecktriebler nach wie vor spürbare Vorteile. Doch im Alltagbetrieb bringt der 4x4-Antrieb kombiniert mit dem Porsche-Traction-Management sehr deutliche Vorteile. Viele fahren ihren Elfer schließlich als Ganzjahresauto und hier zeigt der 4S seinen Heckantriebsbrüdern oft seine rote Heckspange. Nicht nur am Ende eines Winters wie diesem ist es gut zu wissen, dass man 385 PS und 420 Nm nicht nur auf zwei Antriebsräder jonglieren muss. Selbst bei Regen oder schlechten Straßenverhältnissen lernt man den 4x4-Vortrieb als Plus für Vortrieb und Sicherheit schnell zu schätzen. Längst hat der Allradantrieb von Porsche seine müde Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse verloren. Die lange Jahre verbaute träge Lamellen-Visco-Kupplung ist Vergangenheit. Die Kraft wird mittlerweile artgerecht über eine elektronische Momentenverteilung geregelt, die in 100 Millisekunden entscheidet, wo die üppig anliegende Motoleistung am sinnvollsten eingesetzt werden sollte.

Das 4x4-Paket macht den Porsche 911 Carrera 4S um 39 Kilogramm schwerer. Mit Karosserieteilen, dem leicht vergrößerten Tank und entsprechender Elektronik steigt das Mehrgewicht auf 55 Kilogramm. Die Fahrdynamik abseits der Rennstrecke dankt es einem. Mit dem optionalen Chronopaket schafft der Carrera 4S den Imagespurt im Sport-Plus-Modus in spektakulären 4,3 Sekunden; in kaum mehr als 15 Sekunden fliegt die 200er-Zahlenkombination auf dem mittigen LCD-Tacho vorbei. Trotz aller Dynamik arbeitete Porsche nicht nur daran die Fahrleistungen, sondern auch den Verbrauch in neue Dimensionen zu schrauben. Die versprochenen 10,5 Liter SuperPlus auf 100 Kilometer sind im Alltag durchaus zu packen. Realistisch sind es elf bis 12 Liter – mit Winterreifen und bei entsprechend kalter Witterung ein vertretbarer Wert. Wer will, drückt den Porsche 911 Carrera 4S auf der Autobahn sogar an die 300-km/h-Marke. Das war bis vor ein paar Jahren ebenfalls allein dem 911 Turbo vorbehalten.

In Innenraum zeigt sich der Porsche 911 Carrera 4S genauso wie seine zahmeren Brüder aus der 997er-Reihe. Wirklich gut sind nur die optionalen Sportsitze, die selbst bei einem Porsche nach wie vor Aufpreis kosten. Das sorgt ebenso für Unverständnis wie die fehlende Lichtautomatik oder abblendbare Spiegel. Das sollte in dieser Liga ebenfalls Serie sein. Immerhin gibt es Reifendruckkontrolle, Teilleder und Xenonlicht mittlerweile ab Werk. Das gilt auch für den winzigen Kofferraum. Wer sich für ein Allradmodell aus Zuffenhausen entscheidet, reduziert den ohne kargen Laderaum vorne von 135 auf 105 Liter. Zum Glück bleiben für das Wochenendgepäck immer noch die beiden Notsitze im engen Fond. Sitzen kann hier sowieso niemand. Der Porsche 911 Carrera 4S ist längst mehr als der geheime Star in der Elfer-Palette. Das muss einem jedoch mindestens 108.921 Euro wert sein. Das sind 13.000 Euro mehr als ein normaler Carrera 4 und 23.000 Euro mehr als das Basismodell Porsche 911 Carrera mit 345 PS. Und auch diese beiden haben bekanntlich durchaus ihren Reiz. Aber der beste Allrounder bleibt der Carrera 4S. Und wer will, bekommt ihn auch als Cabriolet – oder Targa. Doch der fristet bei Porsche nach wie vor ein Schattendasein.

Quelle: Autoplenum, 2011-03-09

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