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Testbericht

Jürgen Wolff, 27. Januar 2008
Das Segment der Luxus-Cabrios ist in Deutschland aufgeteilt: Mercedes und BMW bestimmen den Markt, dazu ein paar Klassiker wie Jaguar und Co. Mit dem SC 430 hat es Lexus da schwer - aber am Auto kann es nicht liegen.

Woran erinnert der mich bloß? Zwei Wochen Praxistest mit dem Coupé-Cabriolet von Lexus - und gleich schwirrt im Hinterkopf eine hartnäckige Assoziation herum. Dann, nach ein paar Tagen wird sie blitzartig klar: So geformt stelle ich mit das Sportauto von Dagobert Duck vor - der Daihatsu Copen für Donald, der Lexus SC 430 für Onkel Dagobert. Kein Grund für "Argh!"s und "##@#*!!" jetzt in der Kölner Presseabteilung von Toyotas Edelmarke Lexus: Als bekennender Donaldist ist diese Assoziation höchst positiv - immerhin ist Dagobert die reichste Ente der Welt. Und jede Wette: Auch Dagoberts Gegenpart in der realen Welt, Bill Gates, hat einen SC 430 irgendwo in seiner weitläufigen Tiefgarage.

Denn dort sieht man bei Lexus den Platz, der dem SC 430 gebührt: In der Luxus-Klasse, auf einem Parkdeck mit Mercedes SL und BMW 6er-Cabriolet. Es braucht keine zwei Wochen Test, um festzustellen: Da gehört der Klappdach-Lexus auch hin. Nicht nur, weil er schon preislich in der 80.000-Euro-Liga mitspielt. Er passt auch von der Technik und vom Komfort her bestens. Und optisch auch. Sicher: Ihm geht das agressive Keil-Design eines Mercedes SL ab. Und mit dem dynamischen Auftritt eines 911er oder Maserati kommt er auch nicht mit. Doch auch wenn er auf den ersten Blick aussieht wie der große Bruder des kleinen Daihatsu Copen - der Lexus SC 430 ist ein Hingucker-Auto. Die obligaten fünf Runden über den mit Ampelstops gesegneten Innenstadtring zeigen schnell: Dem schauen mehr Menschen durchaus lustvoll hinterher als einem Porsche.

Sicher liegt das auch an der relativen Exotik des SC 430 in unseren Breiten. Aber nicht nur. Der Lexus zeigt auf seine ganz eigene Weise auch, dass er was Edles ist, kraftvoll, luxuriös und wert-voll. Und dass sein Fahrer sich nicht nur ein teures Auto leisten kann, sondern auch eine gehörige Prise Individualität. Die Lexus-Designer haben sich ihre Anregungen nicht zuletzt mehrere Wochen lang in den Yachthäfen der französischen Riviera geholt - das macht sich nun bis in die Detail hinein bemerkbar: Luxus mit Stil allenthalben.

Die Technik ist schnell abgehandelt beim Lexus SC 430 - sie ist so, wie man es in dieser Klasse erwarten kann. Der seidenweiche V8-Motor vorne unter der Haube läuft absolut ruhig, grummelt beim Gasgeben so dezent aber vernehmlich los, wie es sich für einen Sportler gehört und jagt mit seinen 210 kW/286 PS den Wagen binnen 6,2 Sekunden auf Tempo 100 - so man denn will. Meist aber will man lieber flott cruisen, mit offenem Dach, den Wind im Haar und mit Spaß auf kurvigen Landstraßen. Kein Problem: Der Lexus liegt satt und straff gefedert auf der Straße, zeigt wenig Hang zur Neigung und zieht souverän und sicher um die Kehren - zur Not korrigiert die Stabilitätskontrolle VSC alles mit dem nötigen Nachdruck wieder ein. Bei 250 km/h wird abgeregelt - und die sind auf der Autobahn schnell erreicht. Egal, ob offen oder geschlossen: Die Geräuschkulisse ist durchweg angenehm gedämpft. Mit einem Verbrauch von real knapp 14 Litern bleibt er gut im Rahmen seiner Klasse.

Auch innen Luxus pur. Wer hier einsteigt, fühlt sich gleich aufgehoben wie in einem Fünf-Sterne-Hotel - auch, wenn es bei geschlossenem Verdeck vor allem bei größeren Zeitgenossen um den Kopf herum etwas eng zugeht. Das Auge dagegen schwelgt in polierten Holzvertäfelungen und feinem Leder. Die Instrumente sind da, wo sie hingehören und ohne großes Studium des Handbuches zu bedienen. Ein bisschen ärgerlich nur die Navigation: Die Touchscreen wird auch hier sehr schnell zur Tatsch-Screen.

Ettliche Elektromotoren nehmen den Passagieren fast jede Arbeit ab: Regen- und Tageslichtsensoren, aktives Kurvenlicht, präzises und sehr gut abgestimmtes Automatikgetriebe, Tempomat, Klimaautomatik, ein binnen weniger als 25 Sekunden auf Knopfdruck unter der Kofferraumhaube versenkbares Klappdach, passgenaue Sitze, ein hochwertiges Soundsystem - alles serienmäßig. Inklusive der beiden Lexus-Reisekoffer für die Rückbank. Die taugt wie in fast allen Konkurrenzfahrzeugen auch im Lexus SC 430 nur als praktische Verlängerung des Kofferraumes.

Und das ist auch nötig. Noch gar nicht mal wegen des bescheidenen Fassungsvermögens von 321 Liter - ein SL bietet da auch nicht viel mehr. Eher schon, weil man sich kaum traut, den Kofferraum für profanes Gepäck zu nutzen. Dieses Abteil ist einen eigenen Absatz wert. Ok. Praktisch geht anders - dazu ist der Kofferraum des Lexus zu zerklüftet. Und wenn das Klappdach noch verstaut ist, wird es richtig eng. Nein, dieser Raum ist viel zu schade, um verdreckte Wanderstiefel rein zu schmeißen. Und man ertappt sich dabei, den Sprudelkasten beim Wochenendeinkauf ja nicht auf dem dreckigen Parkplatz abzustellen - er könnte den Velours verschmutzen, mit dem dieses Gemach ausgeschlagen ist. Das Glanzstück aber ist das Reserverad - nicht irgendwo unsichtbar in einer Mulde unterm Boden verstaut, sondern kunstvoll und an den Stil der klassischen Vorkriegs-Coupés erinnernd hochkant innen ans Heck gestellt. Wie gesagt: Praktisch ist das nicht - aber schöööön.

Wer sich den Luxus im Lexus zusamenaddiert und mit den Aufpreislisten der Stuttgarter oder Münchner Konkurrenten vergleicht, der wird schnell feststellen: Trotz eines Basispreises von 73.862 Euro ist der nahezu komplett ausgestattete und technisch nicht schlechtere SC 430 im Vergleich recht preiswert. Denn mit seiner Serienausstattung nachgerüstet kommt die vergleichbare Konkurrenz locker über 100.000-Euro-Hürde. Noch ein Grund für den bekanntermaßen geizigen Onkel Dagobert, SC 430 zu fahren.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-27

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