Projekt Smart Urban Stage - Kurztripp in die Zukunft
Testbericht
Smart Urban Stage heißt ein Projekt in der Berliner Mitte, das
verschiedenste Ideen für ein nachhaltigeres leben in der Großstadt
präsentiert. Stars der Ausstellung sind zehn Elektro-Smarts, mit denen
interessierte Berliner einen Kurztrip in die Zukunft machen können.
Berliner bauen mitten in ihrer Stadt Gemüse in Bioqualität an – weil kurze
Wege zum Verbraucher klimafreundlich sind. Urlaub machen sie im
grünen Brandenburg. Wo sich aufgrund der hohen Abwanderungsquote
ganze Landstriche entvölkert haben, bieten Kreativhotels spannende
Freizeitaktivitäten. Von A nach B bewegt sich der Großstädter
selbstverständlich mit einem Elektroauto, weil so ein kleiner Stromer die
Stadtluft ebenso entlastet wie das Autofahrergewissen. Diese und andere
Zukunftsszenarien für ein nachhaltigeres Leben in Metropolen und
Ballungsräumen präsentiert das Projekt „smart urban stage“, das am 8.
Mai in der Berliner Mitte seine Pforten öffnet.
Acht Wochen lang können Berliner allerhand Ideen für eine nicht all zu
ferne Zukunft in Augenschein nehmen. Und sie können ein automobiles
Stück Zukunft schon mal bei einer kurzen Probefahrt testen. Denn im
Gegensatz zu Designer-Shirts aus hauchdünnen Holzfasern und vielen
anderen futuristischen Nachhaltigkeits-Ideen sind die kleinen Stadtautos,
die an der Haushaltssteckdose tanken, bereits Wirklichkeit. Wie sich so ein
stromgetriebener Cityhüpfer fährt, können interessierte
Führerscheininhaber bei einem Besich der Ausstellung in der
Oranienburger Straße täglich bis zum 10. Juni ausprobieren. Wer
garantiert ohne Wartezeit zur Probefahrt starten will, kann unter
www.smart-urban-stage.com vorab einen Termin reservieren.
Mit dem Projekt will der Stuttgarter Autobauer Lust machen auf den
elektrischen Zuwachs in seiner Automobil-Produktpalette. Mit
strombetriebenen Antrieben beschäftigen sich Deutschlands Autobauer im
Grunde schon seit Jahrzehnten. Auf den internationalen Autoshows
wurde sporadisch immer wieder mal eine Elektro-Studie präsentiert. Auch
der Smart wurde von seinem Erfinder ursprünglich einmal als Elektroauto
geplant. An konsequenter Entwicklung haperte es jedoch – über das
Studien-Stadium kamen die meisten Stromer lange Zeit nicht hinaus.
Jetzt, da asiatische Asiens Autobauer auf dem Heimatmarkt die ersten
elektrischen Serienautos an den Start gebracht haben, wird auch in
Deutschland kräftig auf die Tube gedrückt. Deutschland könne sich als
technologischer Leitmarkt für Elektromobilität profilieren, heißt jetzt die
Devise, für die Hersteller im Umfeld der politischen Entscheidungsträger
nun allenthalben die Werbetrommel rühren.
Die Daimlertochter Smart sieht sich beim Thema Elektromobilität
zumindest hierzulande in der Poleposition. „Während unsere
Wettbewerber noch Elektro-Showcars präsentieren, hat Smart bereits
letztes Jahr ein voll alltagstaugliches Serienmodell auf die Straße
gebracht“, preist Marken-Direktor Marc Langenbrinck die Aktivitäten des
Konzerns. Seit Ende 2009 wird die zweite Generation des Elektro-Smarts
an Berliner Testkunden ausgeliefert. Über einen Zeitraum von vier Jahren
sollen sie den strombetriebenen Cityfloh auf Alltagstauglichkeit prüfen.
Auch in Hamburg, Paris, Rom, Mailand, Pisa und Madrid und in den USA
werden im Verlauf dieses Jahres smarte Stromer an Testkunden
übergeben. Nachdem sich die erste Generation der Elektro-Smarts 2007
in London vorgestellt hat, haben Daimler und Stromversorger RWE mit
Unterstützung der Bundesregierung auch in der deutschen Hauptstadt
mit einem Ladestationen-Netz die nötige Infrastruktur fürs
Elektromobilzeitalter aufgebaut.
Bis Ende 2012, so die Planung bei Daimler, werden 1.000 Smart electric
drive der zweiten Generation vom Band im Hambacher Smart-Werk
laufen. „Vom Feedback der Kunden lernen wir noch“, sagt Langenbrink.
Ab 2012 soll dann eine dritte Generation des stromgetriebenen
Zweisitzers in großen Stückzahlen gefertigt werden. Die dritte Generation,
das steht bereits fest, wird mit einer neuen Lithium-Ionen-Batterie, die
Daimler derzeit mit der Firma Evonik zur Serienreife entwickelt,
ausgerüstet sein. Von der Eigenentwicklung verspricht sich Daimler eine
höhere Lebensdauer der Batterie sowie eine noch höhere Energiedichte
und damit mehr Reichweite für den künftigen Elektro-Smart. Die aktuelle,
zweite Generation ist mit einem Lithium-Ionen-Akku der Elektro-
Roadster-Schmiede Tesla unterwegs. Damit legt der Elektrozwerg nach
Herstellerangaben 130 Kilometer pro Akku-Ladung zurück, während die
Elektro-Smarties der ersten Generation mit ihren Natrium-Nickel-Chlorid-
Batterie schon nach 100 Kilometern wieder an die Steckdose müssen.
Politische Unterstützung in Form von finanziellen Zuschüssen für
Elektroauto-Kunden wäre zum Start der Großserienproduktion sicherlich
wünschenswert, sagt Langenbrink. Unabdingbar sei die staatliche
Finanzspritze jedoch nicht.“ Elektromobilität wird sich auch ohne
staatliche Anschubfinanzierungen durchsetzen“, ist der Smart-Mann
überzeugt. “Durch die Produktion hoher Stückzahlen werden sich die
hohen Batteriekosten nach einer gewissen Zeit ohnehin erheblich
reduzieren.“ Wenn die neue Antriebstechnologie den Markt aber schnell
durchdringen soll, braucht es finanzielle Anreize für die Kunden, betont
der Manager und fügt hinzu: „Es wäre aber traurig, wenn die
Bundesregierung Deutschlands Chance, beim Thema Elektromobilität eine
technologische Führungsrolle zu übernehmen, durch finanzielle
Zurückhaltung verspielt.“ Das Projekt „Smart Urban Stage“ wird sich
jedenfalls nicht nur in Berlin empfehlen. In den kommenden zwölf
Monaten schlägt die Zukunftsbühne nacheinander in Rom, Zürich, Paris,
Madrid und London ihre Zelte auf.





























