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Testbericht

28. August 2016
München, 29. August 2016

Im D-Segment - dem Revier des Vertreter-Dauerbrenners VW Passat - haben es Importmarken wie Kia auf dem deutschen Markt schon immer schwer. Die Koreaner mussten bei den ersten Generationen des Optima außerdem feststellen, dass man ohne Kombi-Modell hierzulande eine große Käufer-Gruppe vernachlässigt. Nun tritt in der vierten Modellgeneration mit dem Optima Sportswagon erstmals ein Mittelklasse-Kombi von Kia gegen Passat und Co. an. Wir haben uns das neu eingeführte Topmodell "GT" im Kombi-Kleid geschnappt und herausgefunden, ob sich die einheimische Konkurrenz Sorgen um ihre Spitzenposition machen muss.

Plumpe Optik - auch als GT
Der Optima Sportswagon ist mit 4,86 Meter genauso lang wie die Limousine. Auch in der Breite unterscheiden sich die beiden Fahrzeuge nicht. Lediglich bei der Höhe nimmt der Kombi fünf Millimeter zu - was mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen ist. Das Topmodell GT kommt mit sportlicher gestalteten Schürzen an Front und Heck daher, die dem Sportswagon einen etwas aggressiveren Auftritt verschaffen sollen. Allerdings scheinen der von der Limousine übernommene Vorderbau und das neue Kombi-Heck nicht so recht zu harmonieren, der lange Überhang an der Rückseite wirkt sehr plump und unsportlich. Die beim GT serienmäßigen LED-Lichter vorne und hinten sind zwar eine nette optische Aufwertung, können über den Gesamteindruck allerdings nicht hinwegtäuschen. Die Räder sind mit 18 Zoll vom rein visuellen Standpunkt her etwas klein, 19-Zöller würden besser zu den restlichen Abmessungen passen.

Der Innenraum: Ein zweischneidiges Schwert
Die offensichtliche Stärke des Optima Sportswagon GT ist der Innenraum. Die verwendeten Materialien in der höchsten Ausstattungs-Variante sehen schick aus und fühlen sich auch so an. Zwar sind die Sitze etwas breit geschnitten und lassen ein wenig Seitenhalt vermissen, dafür sind sie sehr bequem und kommen mit Heiz- und Kühlfunktion - ein Hauch Oberklasse im Optima. Die Kopffreiheit sowohl in der ersten als auch in der zweiten Sitzreihe ist allerdings weniger zufriedenstellend. Kann man vorne maximal mit 1,85 Meter Körpergröße gerade noch bequem sitzen, ohne am Dachhimmel anzustoßen, müssen ähnlich groß gewachsene Passagiere im Fond ständig den Kopf schräg halten, um ihn sich nicht zu stoßen - ein Tribut an die abfallende Dachlinie des Sportswagon und das große Panoramadach, das sich bis weit in den Fond zieht. Was der Optima an Kopffreiheit vermissen lässt, macht er allerdings mit Beinfreiheit wieder gut. Im Klartext heißt das: Selbst wenn ein Fahrer mit langen Beinen am Steuer sitzt, ist in der zweiten Reihe genügend Platz, um bequem auch längere Strecken zu überstehen. Außerdem gibt es für die hinteren Passagiere eine Sitzheizung sowie jeweils einen 12-Volt- und einen USB-Anschluss in der Mittelkonsole.

Wenig Platz dank flachem Dach
Der Kofferraum des Optima Sportswagon fasst mit 552 Liter deutlich weniger als beispielsweise der eines Skoda Superb Combi, in dessen Heck 660 Liter passen oder eines VW Passat Variant, der immerhin noch 650 Liter schluckt. Erneut ist hier die flache Dachlinie schuld. Zur Wiedergutmachung spendiert Kia dem Kombi eine angenehm flache Ladekante sowie Schienen und Verzurrösen für sperrigeres Gepäck. Die elektrische Heckklappe mit Gestensteuerung per Fußbewegung verschließt eine - erneut ist die Dachlinie schuld - recht kleine Kofferraumöffnung. Die Rücksitzbank ist dreigeteilt umklappbar, das Volumen des Gepäckraums lässt sich so auf maximal 1.686 Liter erweitern. In den Superb passen so 1.950, in den Passat noch 1.769 Liter.

Aus der Fahrerperspektive
Im Optima Sportswagon GT gibt es neben den etwas sportlicher geschnittenen Sitzen auch ein abgeflachtes Lenkrad. Warum ein Mittelklasse-Kombi unbedingt diese unpraktische Modeerscheinung braucht, die nicht einmal einen Porsche GT3 ziert, kann ich mir nicht erklären - unnötig und nervig beim Parken, Rangieren oder Wenden. Das Infotainment-System lässt sich recht intuitiv bedienen und beinhaltet alle wichtigen Funktionen wie beispielsweise Kartennavigation, Rückfahrkamera, Freisprecheinrichtung und im GT sogar eine Audioanlage von harman kardon. Nur der 8-Zoll-Touchscreen ist im Vergleich zu den Displays anderer Marken eher klein geraten. Nettes Detail: die Ablagefläche vor dem Ganghebel mit der Möglichkeit, sein Smartphone komfortabel und schnell per Induktion zu laden.

Drehmoment ja, Durchzug nein
Der Zweiliter-Turbomotor im GT sorgt für auf dem Papier ganz ordentliche 245 PS und 350 Newtonmeter Drehmoment. In der Praxis tut sich der Benziner - der an eine Sechsstufen-Automatik mit Schaltwippen angeschlossen ist - allerdings eher schwer. Schuld daran ist das recht hohe Gewicht von rund 1,7 Tonnen - der Passat Variant wiegt rund 150 Kilo weniger. Angestrengt zieht die Automatik den Sportswagon wie am Gummiband nach vorne. Gibt man sich etwas Mühe und bleibt im unteren Drehzahlbereich, sorgt wenigstens das Drehmoment etwas für Vorwärtsdrang und Sportlichkeit. In 7,6 Sekunden geht es aus dem Stand auf Tempo 100. Ist der Sportswagon GT erst einmal in Fahrt, bewegt er sich allerdings recht dynamisch zwischen den verschiedenen Reise-Tempi und klingt auch nicht mehr so bemüht wie in der Beschleunigungs-Phase.

Feedback aus der Lenkung? Fehlanzeige

Beim Fahrwerk hat Kia definitiv mehr Augenmerk auf ein komfortables Abrollverhalten gelegt als auf eine zum GT passende sportliche Abstimmung. Die Aufhängung schluckt einerseits zwar auch größere Unebenheiten brav herunter, vermiest auf der anderen Seite aber den Kurvenspaß mit zu viel Seitenneigung und einem schwammigen Dämpfergefühl. Die Lenkung fühlt sich in etwa so an, als würdest du einen toten Fisch würgen - keine Gegenwehr und nichts, was man gerne öfter machen würde. Feedback geht vom Sportlenkrad nahezu gar nicht aus und es ist fast unmöglich zu spüren, was die Straße an Informationen für den Fahrer bereithält. Klar, um im alltäglichen Stadtverkehr mitzurollen und auf der Autobahn etwas Gas zu geben, reicht das aus - die Bezeichnung GT verdient das Ganze allerdings nicht.

Abstriche beim Fahren für einen guten Preis
Der Optima Sportswagon ist als GT mehr oder weniger ordentlich motorisiert, fährt sich ganz passabel und ist mehr als reichhaltig ausgestattet. Wie passt das zusammen? Nun, der gemeinsame Nenner für viel Ausstattung und mäßiges Fahrerlebnis dürfte der im Vergleich zur Konkurrenz recht niedrige Preis von 41.790 Euro sein. Ein ähnlich gut motorisierter VW Passat kostet über 4.000 Euro mehr - ohne die umfassende Ausstattung des Optima Sportswagon GT. Wer also einen Kombi sucht, der vor allem im Innenraum punktet, sich von der Masse abhebt und etwas günstiger als die deutsche Konkurrenz ist, sollte durchaus einen Blick auf den neuen Koreaner werfen. Die etablierten Mittelklasse-Kombis stößt der Sportswagon allerdings nicht vom Thron. Da ist noch Luft nach oben.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Ottomotor mit Turboaufladung
Hubraum:1.998
Anzahl Ventile:16
Anzahl Zylinder:4
Leistung:180 kW (245 PS) bei UPM
Drehmoment:350 Nm bei 1.350 - 4.000 UPM
Preis
Neupreis: 41.790 € (Stand: August 2016)
Fazit
Schwerfälliges Design, niedriger Innenraum und maue Fahrwerks-Abstimmung: Die Schwachpunkte des Optima Sportswagon GT ziehen sich durch viele Bereiche. Trotzdem bekommt man sehr viel Auto für einen vernünftigen Preis und hebt sich noch vom durchschnittlichen Passat-Fahrer ab. Für sportliche Fahrer bedingt empfehlenswert, für alle anderen eine Überlegung wert. + sehr gut ausgestattet, komfortabler Innenraum, praktischer Kofferraum, recht kräftiger Motor - Design ist Geschmackssache, Fahrwerk und Lenkung völlig anteilnahmslos, Platz-Einbußen durch flache Dachlinie
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2016-08-28

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