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Testbericht

Wolfram Nickel/SP-X, 15. Januar 2017

Die Liste seiner elektronischen Innovationen schien endlos. Tatsächlich führte der BMW 7er (E23) den Automobilbau ab 1977 in eine neue Ära. Nicht nur, dass die bayerischen Sechszylinder die schwäbische S-Klasse und Britanniens formvollendete Jaguar-Zwölfzylinder herausforderten. Die elegant und doch dynamisch gezeichneten Limousinen mit den Typenschildern 728 bis 745i waren auch die ersten Serienautos mit digitaler Motorelektronik, elektronischem Tacho inklusive Cruise Control und Bordcomputer mit Diebstahlsicherung. Mit dem vollwertigen 4-Kanal-ABS zogen sie mit der Mercedes S-Klasse gleich. Hinzu kam im 745i ein Geniestreich der Turbotechnik, die aus dem 3,2-Liter-Sechszylinder 185 kW/252 PS freisetzte und ein ursprünglich vorgesehenes Toptriebwerk mit zwölf Zylindern ins Archiv abkommandierte. BMW-Südafrika hielt noch eine weitere Spezialität bereit: Den dortigen M745i beschleunigte das 213 kW/290 PS freisetzende Kraftwerk des Supersportwagens M1 auf 241 km/h, genug für den Titel der weltweit schnellsten Luxuslimousine.
 
Sicher, der 7er war nicht der erste Oberklasse-BMW. Vielmehr folgte er den Spuren seiner direkten Vorgänger 2500 bis 3,3 Liter (Typ E3) und auch den V8-Barockengel-Limousinen aus den 1950er Jahren. Aber erst mit den 7er Generationen machten die Münchner der S-Klasse das Leben schwer und sie animierten Audi sowie Lexus und Infiniti zum Vorstoß ins anspruchsvollste Limousinen-Segment. Schließlich wirkten über 285.000 verkaufte BMW 728 bis 745i der Baureihe E23 im Luxusclub wie ein Ausrufezeichen.
Bevorzugt gekauft wurden die bayerischen Oberklassetypen nach BMW-Analysen von jenen Kunden, die „eher souveräne Noblesse als auffällige Demonstration schätzen“. Deshalb folgte der unter BMW-Chefdesigner Paul Bracq gezeichnete 7er in seiner Linie dem 6er Coupé, das die Fachwelt 1976 als Meisterwerk modernen Automobildesigns gewürdigt hatte. Trotz stattlicher 4,86 Meter Außenlänge war das Blechkleid des 7ers auf Understatement ausgelegt mit flach abfallenden Motor- und Kofferraumhauben, kurzen Überhängen und niedriger Gürtellinie. Ganz im Gegensatz zu den chrombehängten S-Klasse-Sternenkreuzern der Serie W116, die wie eine massive Trutzburg mit mächtigen bis zu 6,9-Liter großen V8 alle Angriffe potentieller Konkurrenten abwehren sollten.
 
Zunächst aber starteten die Typen 728, 730 und 733i im Frühjahr 1977 den Sturm auf die Benz-Bastille recht erfolgreich. Dabei störte anfangs nicht einmal, dass die drei Sechszylinder mit 125 kW/170 PS bis 145 kW/197 PS Leistung durchweg alte Bekannte aus dem Vorgänger waren. So stellte BMW-Chef Eberhard von Kuenheim im Juli 1977 zufrieden fest: „Das Auftragsvolumen ist so unerwartet groß, dass das Dingolfinger Werk mit der Produktion kaum nachkommt“. Der Einführungsslogan der BMW-Werber – „Es war nicht nötig, in der obersten Klasse ein noch besseres Automobil zu bauen" – schien sich zu bestätigen. Dennoch genügten die Qualitäten der Baureihe E23 am Ende nicht, um die bereits fünf Jahre alte S-Klasse in den Zulassungscharts zu schlagen. Was Mercedes mit den Werbeworten quittierte: „Auch 1977 war es nicht möglich, ein besseres Auto zu bauen - Mercedes-S-Klasse."
 
Seinen englischen Konkurrenten von Jaguar/Daimler setzte der 7er zwar sogar auf deren Heimatmarkt zu, aber dem enormen Druck des 1978 eingeführten Opel-Spitzenmodells Senator hielt der Prestige-BMW kurzzeitig ebenso wenig stand wie den Mercedes-Modellen. Denn die BMW-Motoren setzten keine Signale. Neu ins Programm kam deshalb 1979 der BMW 735i mit dem aus dem 635 CSi bekannten 3,5-Liter-Sechszylinder und 160 kW/218 PS. Ein Jahr später folgte dann der 745i mit 185 kW/252 PS starkem abgasturbogeladenen Sechszylinder. Dieser garantierte endlich die ersehnten Fahrleistungen, die nicht nur bei Sechszylinder-Limousinen ihresgleichen suchten.
 
In 7,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, das gelang nicht einmal dem neuen 5,0-Liter-V8 im Mercedes 500 SEL und mit einer Vmax von 222 km/h übertraf der 745i sogar den Maserati Quattroporte 4.2. Ungewöhnlich war damals noch, dass die Typenbezeichnung 745i nicht 4,5 Liter Hubraum indizierte. Stattdessen bemühte sich BMW um eine originelle Erklärung durch die im Motorsport übliche Formel für Turbofahrzeuge: der Hubraum multipliziert mit dem Faktor 1,4 ergab die Hubraumklasse, in der die Renner starten durften. Für den stärksten 7er mit 3.210 cm³ Hubraum bedeutete diese Rechnung die Zahl 4.494. Zwei Jahre später verzichteten die Münchner Motorenbauer auf solche Zahlenakrobatik, der Hubraum des 745i wurde auf 3,4 Liter vergrößert und die Typenbezeichnung blieb unverändert.
 
Bemerkenswert waren die neuen, verschärften Qualitätskontrollen in den BMW-Werken und die in allen Bauteilen besonders üppig dimensionierten Sechszylinder. Diese waren nun gut für Laufleistungen von teilweise weit über 300.000 Kilometern – in den 1970er Jahren fast schon sensationell für Sechsender. Eine Langlebigkeit, die auch Behördenfahrzeugen zugutekam, denn seit 1981 ergänzte der BMW 725i mit 150 PS-Motor aus dem Modell 525i das Portfolio. Galt doch bei der Bestellung von Dienstwagen oft eine Hubraumbegrenzung auf 2,5 Liter. Ebenfalls vor allem für Behörden bot BMW den 7er in gepanzerter Ausführung als Sicherheitsfahrzeug an. Ein geschickter Zug, denn so setzte BMW vor dem Bonner Bundestag im Meer der Mercedes-Limousinen erste Zeichen von Veränderungen.
 
In der Tat stabilisierten regelmäßige Modellpflegemaßnahmen und Aufwertungen die Absatzzahlen der ersten 7er Baureihe. So führte das Facelift vom Herbst 1982 zu einer Frontgestaltung mit flacherer Niere und kleinerem Lufteinlass im Kühlergrill und entsprechender Familienähnlichkeit mit den neuen Generationen von 3er und 5er. Für das Modelljahr 1984 wurde für die BMW 7er ein zukunftsweisendes elektronisch-hydraulisch gesteuertes 4-Gang Automatikgetriebe mit drei Fahrprogrammen lanciert und wenig später erweiterten exklusive Highline-Ausstattungen das Portfolio. Auch in den USA wurde eine besondere Variante der BMW 7er Reihe angeboten: der L7. Diese Modellbezeichnung ist von der Langversion des dritten 7ers bekannt. Beim ersten 7er konnte BMW dagegen noch auf einen längeren Radstand verzichten, denn beim Raumangebot im Fond setzte dieser 7er auch so Maßstäbe. Stattdessen stand L7 ab Herbst 1985 für „Luxury“, allerdings nur in Amerika, dem weltweit wichtigsten Luxusmarkt. Dort glänzte der L7 durch die europäische Highline-Spezifikation, ergänzt um Fahrerairbag, elektrisches Schiebedach, Klimaanlage und Sitzheizung.
 
Weit in die Zukunft wies das Doppel aus BMW 735i und 745i, das für den bivalenten Betrieb mit flüssigem Wasserstoff und Benzin umgerüstet wurde und in ein Erprobungsprogramm ging. Rund 25 Jahre später präsentierte BMW dann den BMW Hydrogen 7 als Vorreiter für Serienfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb. Als im Juni 1986 die Produktion des ersten 7ers endete, waren 285.029 Exemplare gefertigt worden. Eine gute Ausgangsbasis für den folgenden 7er, der tatsächlich vorübergehend die S-Klasse überholte.

Modellhistorie BMW 7er (E23)
 
Produktionszahlen:
BMW 7er (E23, Bauzeit 1977-1986) 285.029 Exemplare, davon als BMW 728 (1977-1979) insgesamt 30.717 Einheiten, als BMW 728i (1979-1986) insgesamt 70.360 Einheiten, als BMW 730 (1977-1979) insgesamt 16.848 Einheiten, als BMW 730i USA-Version (1977-1980) k.A., als BMW 732i (1979-1986) insgesamt 57.976 Einheiten, als BMW 733i (1977-1980) insgesamt 26.650 Einheiten, als BMW 735i (1979-1986) insgesamt 60.818 Einheiten, als BMW 745i (1970-1986) insgesamt 15.302 Einheiten, als BMW M745i (1984-1986, nur in Südafrika) insgesamt 192 Einheiten und als BMW 725i (1981-1986, Behördenfahrzeug) insgesamt 921 Einheiten.
 
Wichtige Motorisierungen:
BMW 728 (1977-1979) mit 2,8-Liter-Sechszylinder (125 kW/170 PS), Vmax 192 km/h;
BMW 728i (1979-1986) mit 2,8-Liter-Sechszylinder (135 kW/184 PS), Vmax 201 km/h;
BMW 730 (1977-1979) mit 3,0-Liter-Sechszylinder (135 kW/184 PS), Vmax 200 km/h;
BMW 730i USA-Version (1977-1980) mit 3,0-Liter-Sechszylinder (131 kW/178 PS), Vmax 195 km/h;
BMW 732i (1979-1986) mit 3,2-Liter-Sechszylinder (145 kW/197 PS), Vmax 205-208 km/h;
BMW 733i (1977-1980) mit 3,2-Liter-Sechszylinder (145 kW/197 PS), Vmax 212-214 km/h;
BMW 735i (1979-1986) mit 3,5-Liter-Sechszylinder (160 kW/218 PS), Vmax 215-217 km/h;
BMW 745i (1980-1982) mit 3,2-Liter-Sechszylinder (185 kW/252 PS), Vmax 222 km/h;
BMW 745i (1982-1986) mit 3,4-Liter-Sechszylinder (185 kW/252 PS), Vmax 227 km/h;
BMW M745i (1984-1986) mit 3,5-Liter-Sechszylinder (213 kW/290 PS), Vmax 241 km/h. 

Chronik:

1977: Auf dem Genfer Salon debütiert der erste BMW 7er (E23), mit dem BMW die Erneuerung seines Programms beendet, das nun die Reihen 3er, 5er, 6er und 7er umfasst. Zunächst gibt es den 7er als 728 mit 2,8 Liter und 170 PS, 730 mit 3,0 Liter und 184 PS sowie als 733i mit 3,2 Liter und 197 PS. Die Grundpreise liegen bei 29.300 DM für den BMW 728 sowie 33.600 DM für den Typ 730. Noch einmal 5.000 DM drauflegen muss, wer das Topmodell 733i erwerben will. Ab Juli werden CKD-Bausätze an das BMW Werk in Südafrika geliefert. Ab Dezember Fertigung der US-Version des 733i.
1978: Im 7er debütieren die elektronische Klimaautomatik und elektronische Cruise Control
1979: Ab Ende August ausschließlich Einspritzmotoren. Der BMW 728i mit 184 PS ersetzt den Typ 728, der bisherige 733i wird in 732i umbenannt. Während Hubraum und Leistung unverändert bleiben, verfügen die 7er nun über eine digitale Motorelektronik, bei der ein Mikrocomputer den für jeden Betriebszustand exakt erforderlichen Wert für Zündwinkel und Kraftstoffeinspritzmenge errechnete. Neu ins Programm kommt der BMW 735i
1980: Im Frühsommer startet die Auslieferung des neuen Spitzenmodells BMW 745i mit 252 PS starkem abgasturbogeladenen Sechszylinder-Motor und serienmäßigem 3-Gang Automatikgetriebe. Die Typbezeichnung ergibt sich durch die damals im Motorsport übliche Formel für Turbofahrzeuge. Danach wird der Hubraum multipliziert mit dem Faktor 1,4 und ergibt so die Hubraumklasse, in der die Turbofahrzeuge starten dürfen. Für den BMW 745i mit 3210cm³ Hubraum bedeutet diese Rechnung die Zahl 4494
1981: Außerhalb des offiziellen Verkaufsprogramms wird der BMW 725i mit dem 150 PS-Motor aus dem BMW 525i für Behörden angeboten. Außerdem wird der BMW 7er in gepanzerter Ausführung als Sicherheitsfahrzeug lieferbar. Der Frankfurter BMW-Händler Euler lässt vom englischen Karossier Rapport 728i zum Kombi umbauen
1982: Großes Facelift im September, erkennbar an flacherer BMW-Niere, kleinerem Lufteinlass im Kühlergrill und anderem Abschlussblech unter dem Stoßfänger. Das Topmodell 745i verfügt nun bei gleicher Leistung über einen 3,4-Liter-Motor sowie ein 4-Gang Automatikgetriebe. Neu im Angebot für 735i und 745i ist die Lederausstattung Executive. BMW 735i und ein 745i werden für den bivalenten Betrieb mit flüssigem Wasserstoff und Benzin umgerüstet, dies im Rahmen eines Projekts mit der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR)
1983: Im Herbst zum Modelljahr 1984 wird eine elektronisch-hydraulisch gesteuerte Viergang-Automatik mit drei Fahrprogrammen eingeführt
1984: Ab Frühjahr ist der 735i Automatik mit geregeltem Dreiwege-Katalysator lieferbar. Zum Modelljahreswechsel im Herbst kommen BMW 735i Highline und 745i Highline mit besonders exklusiver Ausstattung ins Programm 
1985: Ab Herbst neues Spitzenmodell BMW L7 für Nordamerika, wobei das L für „Luxury“ steht. Dieser Typ basiert auf dem europäischen BMW 735i Highline, ergänzt um weitere serienmäßige Ausstattungsdetails wie Fahrerairbag, elektrisches Schiebedach, Klimaanlage und Sitzheizung
1986: Auch im letzten Modelljahr eine technische Weltneuheit in Form einergeschwindigkeitsabhängig arbeitenden Scheibenwischerintervallschaltung. Im Juni endet die Produktion des ersten BMW 7ers nach 285.029 Exemplaren. Das beliebteste Modell war der Typ 728i mit 70.360 Einheiten, gefolgt vom 735i mit 60.818 Fahrzeugen. Nachfolger wird die nächste BMW 7er Generation (E32), die im September eingeführt wird
2016: In Deutschland sind noch rund 700 BMW 7er der Baureihe E23 registriert

Er veränderte die automobile Oberklasse wie keine andere deutsche Limousine. Der erste BMW 7er transferierte den Erfolg von 3er und 5er ins Luxussegment und etablierte sich so als wichtigster Konkurrent der Mercedes S-Klasse.

Fazit
Er veränderte die automobile Oberklasse wie keine andere deutsche Limousine. Der erste BMW 7er transferierte den Erfolg von 3er und 5er ins Luxussegment und etablierte sich so als wichtigster Konkurrent der Mercedes S-Klasse.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-01-15

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