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Testbericht

Stefan Grundhoff, 18. Oktober 2012
Ein scharfer Porsche 911 ist Ihnen zu langweilig? Kein Problem: Techart zaubert aus dem sportlichen Cabriolet eine scharfe Versuchung - gerne auch in Weiß.

Der Platz für die Tuner ist in den letzten Jahren deutlich kleiner geworden. Die Autohersteller besetzen mit ihren Sportversionen und zahlreichen Individualisierungen den Raum, von dem die Veredler vor Jahren noch einen sahnigen Rahm abschöpfen konnten. Was für Volumenmodelle von Opel, Volkswagen oder für Premiummodelle wie BMW oder Audi gilt, ist bei Sportwagen-Tunern noch schwieriger. Bestes Beispiel ist das neue Porsche 911 Carrera S Cabriolet. Der offene Zuffenhausener der Baureihe 991 bietet kaum eine ernste Schwäche und glänzt mit klassischen Proportionen ebenso wie mit beeindruckenden Fahrleistungen, einer exzellenten Straßenlage und vernünftigem Verbrauch. Was will man da noch mehr?

Porsche-Tuner Techart aus Leonberg setzt daher in erster Linie bei der Optik an. Wem ein Serien-Elfer zu langweilig ist, kann den offenen Carrera zum (weißen) Blickfang umbauen lassen. Optisches Highlight am 911 Cabrio jüngster Bauart sind seine fetten 21-Zöller. Die fügen sich stimmig ins sportliche Gesamtbild der Seitenansicht ein. Doch einen derartigen Auftritt muss man mögen, denn die Außenwirkung ist spürbar. Vorne füllen 245/30 ZR21 die Radhäuser ebenso zu Gänze aus wie im Heck die mächtigen Reifen im Format 305/25 ZR21. Jeweils zwei Distanzscheiben bringen die Spur der 9 Zoll großen Felgen vorne um 36 Millimeter und der 11,5 Zoll großen Felgen hinten um 20 Millimeter nach außen. Die Felgenkante steht keck aus dem Rad heraus und zieht die Blicke mit einem in Wagenfarbe lackierten Radkranz auf sich. Der normale Carrera S ist dagegen auf 20-Zöllern im Formal 245 / 295 unterwegs.

Auf ebener Fahrbahn kann der mächtige Radsatz in Verbindung mit dem variablen Techart-Sportfahrwerk durchaus überzeugen. Was Normalmodus noch als sportlich zu bezeichnen ist, wird im Sportmodus mit Sportfedern und Zusatzfedern jedoch so hart, wie man insbesondere mit einem Cabriolet kaum unterwegs sein will. Im Normalmodus ist daher jeder Pilot eines Techart-991 besser aufgehoben. Gefallen kann in diesem Fall die Lenkabstimmung, mit der sich die weiße Versuchung über Landstraßenkurven jeglicher Radien zirkeln lässt. Wem der optisch gewaltige Auftritt mit Schwellern, Spoilern, Zierblenden und einem überaus sehenswerten Heckspoiler nicht reicht, drückt auch innerorts auf den Taster der Abgasanlage. Das sonor nur allzu bekannte Boxer-Grollen wird durch die knapp 3.300 Euro teure Sportabgasanlage nebst Klappensteuerung zum wilden Stakkato. Blicke der Umgebung fliegen einem beim Durchfahren kleinerer Ortschaften nur so hinterher und man ist sich nicht sicher, ob die strahlend weiße Techart-Optik oder der brüllende Sound die Betrachter in einem undefinierbaren Zustand zwischen Anerkennung, Neid und Abscheu hinterlässt.

Dabei liefert das Techart Porsche 911 Carrera S Cabriolet die Motorleistung, mit der auch die Zuffenhausener Serienversion seine Fans verzückt. Der 3,8 Liter große Sechszylinder-Boxer im Heck leistet 294 kW / 400 PS und bei 5.600 U/min ein maximales Drehmoment von 440 Nm. Der Serienwert von 299 km/h Spitze und der Normverbrauch von 8,9 Litern Super auf 100 Kilometern dürften sich jedoch durch die breiten Walzen und die Aerodynamikmaßnahmen kaum erreichen lassen. Doch beim Spurt 0 auf Tempo 100 im Sport-Plus-Modus dürften die 4,3 Sekunden bei warmen Pneus allemal zu packen sein. Trotzdem verspricht die hungrige Techart-Optik mehr als die Fahrleistungen des Serienmodells. Wer will, kann auch hier noch nachschärfen lassen.

So viel Aufmerksamkeit hat seinen Preis. Wem ein Porsche 911 Carrera S Cabriolet von der Zuffenhausener Stange zu gewöhnlich sein sollte, ist bei Techart nur ein paar Kilometer weiter südwestlich genau richtig. Die zahlreichen Individualisierungsmaßnahmen haben dabei ihren Preis. Unter dem Strich kostet die Techart-Version mit zahlreichen Individualisierungselementen innen und außen ohne Motorkit 185.625 Euro. Das sind fast 70.000 Euro mehr als der Basispreis eines offenen Carrera S.

Quelle: Autoplenum, 2012-10-18

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