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Testbericht

Holger Holzer/SP-X, 21. September 2016

Jeans oder Maßanzug? Chart-Hits oder Zwölftonmusik? Mallorca oder Trekkingtour im Himalaya? Es gibt so viele Möglichkeiten, sich von der Masse zu abzusetzen – da muss man das nicht auch noch mit seinem Auto tun. Denkt man. Und kauft sich einen VW Passt. Falsch macht man damit nichts.

Fast 60.000 Passat-Neuwagen sind im laufenden Jahr allein in Deutschland bereits zugelassen worden. Eines von 40 neuen Autos entstammt damit der Mittelklassebaureihe aus Wolfsburg beziehungsweise Emden. Nur der Golf kommt auf eine höhere Quote. Einen Originalitätspreis gewinnt man als Passat-Käufer also nicht. Vor allem nicht, wenn man auch noch den – Dieselskandal hin oder her – wohl gängigsten Motor wählt, den 2,0 Liter großen Vierzylinderdiesel in der Version mit 110 kW/150 PS.

Der Selbstzünder ist wie der ganze Wagen: In allen Belangen gut, ohne irgendwo wirklich Spitze zu sein. Ausgewogen halt. Allerdings durchaus auf hohem Niveau, wie der Passat bei jeder Gelegenheit klarmacht. Die in diesem Fall getestete Limousine wirkt mit ihrem zurückhaltend-elegant geschnittenen Blech und den mittlerweile 4,77 Metern Länge noch mehr als seine Vorgänger wie ein kleiner Phaeton. Von biederem Handelsvertreter-Flair ist nichts mehr zu spüren, mit ihm könnte selbst die Geschäftsführung ohne Gesichtsverlust vorfahren.

Der Innenraum kann sich gleichfalls sehen und anfassen lassen: Materialauswahl und Verarbeitung setzen immer noch den Klassenstandard diesseits der echten Premiumhersteller. Allerdings unterscheidet sich das Ambiente kaum von anderen Modellen der Marke. Und Originelles, Überraschendes oder gar einen echten Blickfänger sucht man vergebens. Die absichtlich anachronistische Analoguhr im Armaturenbrett wirkt da eher als etwas bemühter Versuch, dem Cockpit Oberklasseflair im Phaeton-Stil einzuhauchen. Jenseits von Geschmacksurteilen muss man dem Passat-Innenraum dennoch Respekt zollen. Das Platzangebot vorne wie hinten ist sehr gut, die Sitze ebenso. Ablagen sind in ausreichender Zahl vorhanden, die Bedienung ist einfach und durchdacht.

Ähnlich unaufgeregt fährt der Passat auch. Schon allein der lange Radstand sorgt für komfortables Gleiten, sämtliche Unbill des Straßenbaus steckt die Limousine klaglos weg. Ob lange Wellen, kurze Schläge oder schlechter Asphalt – wirklich irritieren lässt sich der VW nicht. Die große Tour beherrscht er also aus dem Effeff. Und auch kurvige Landstraßen oder stockenden Stadtverkehr kann er – auch wenn das insgesamt überzeugend sanfte Doppelkupplungsgetriebe die bauarttypisch leichte Bockigkeiten beim Langsamfahren und Rangieren noch nicht ganz abgelegt hat. Am Motor fällt zunächst vor allem seine Unauffälligkeit auf, besonders die akustische. Sobald er warm ist, lässt der gut gekapselte Vierzylinderdiesel kaum mehr etwas von sich hören. Außer man fordert ihn zum Überholen auf; das erledigt er souverän ohne nervige Turboverzögerung. Auch beim Anfahren kommt er ausreichend schnell in Tritt. Der Durchschnittsverbrauch von fünf bis sechs Litern auf 100 Kilometern geht ebenfalls in Ordnung. So gibt es zwar durchzugskräftigere, leisere oder sparsamer Motoren, in der Summe seiner Eigenschaften passt der Euro-6-Selbstzünder aber perfekt zum generell ausgewogenen Passat.

Einziger Wermutstropfen ist wie so oft bei VW der Preis. Mindestens 30.875 Euro werden für die Diesel-Limousine fällig, mit der zur Not verzichtbaren Automatik sind es 33.125 Euro. Wer den praktischeren Kombi in der gleichen Motorvariante wählt, zahlt 33.175 Euro beziehungsweise 35.425 Euro. Dazu kommt noch das Geld für die Ausstattung, denn das Basismodell hat zwar das Nötigste wie Klimaanlage und Radio an Bord, Vielfahrer würden sich aber auch über Extras wie Freisprechanlage, Tempomat oder die sehr rückenfreundlichen Ergositze freuen, so dass die Rechnung sich schnell in Richtung 40.000-Euro-Marke addiert.

Für Dienstwagenberechtigte ist das wohl eher zweitrangig, sie brauchen den Passat als schnelles, bequemes und nicht zu extrovertiertes Langstreckenauto. Doch auch wer die Limousine privat kauft und es individualistischer mag, wird heute bei VW nicht mehr komplett alleingelassen. Neben den auffälligen Lacktönen „Sand Gold“ und „Crimson Red“ gibt es schließlich zumindest den Kombi als „Alltrack“-Modell im Offroad-Stil. Ein bisschen von der Masse absetzen kann man sich also sogar mit einem VW Passat.

Technische Daten – VW Passat Limousine 2.0 TDI:
Viertürige Mittelklasselimousine mit fünf Sitzplätzen. Länge: 4,77 Meter, Breite: 1,83 Meter, Höhe: 1,46 Meter. Radstand: 2,79 Meter, Ladevolumen: 586 bis 1.152 Liter, Leergewicht: 1.475 kg
2,0-Liter-Vierzylinder-Dieselmotor mit 110 kW/150 PS, 340 Nm von 1.750 bis 3.000 U/min, Vmax: 220 km/h, 0-100 km/h in 8,7 s, Verbrauch: 4,1 l/100 km, CO2-Ausstoß: 108 g/km, Effizienzklasse: A, Testverbrauch: 5,5 l/100 km, 
 Grundpreis: 30.875 Euro.

Kurzcharakteristik – VW Passat 2.0 TDI:
Warum nicht: weil ihn alle fahren
Warum: weil nicht alle irren können  
Was sonst: Opel Insignia, Ford Mondeo, Hyundai i40, Skoda Octavia

Kühl, perfektionistisch und ein bisschen langweilig: Der VW Passat ist kein Auto mit Ecken und Kanten. Aber warum auch.

Fazit
Kühl, perfektionistisch und ein bisschen langweilig: Der VW Passat ist kein Auto mit Ecken und Kanten. Aber warum auch.
Testwertung
5.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-09-21

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