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Testbericht

Sebastian Viehmann, 13. April 2011
Renault hat Mut: Der Twizy ist ein puristischer Elektro-Zwerg. Für 6990 Euro muss man auf einiges verzichten, aber nicht auf Fahrspaß. Beim Thema Batterie geben die Franzosen eine ungewöhnliche Garantie.

Der Wind in den Haaren, kein überflüssiger Schnickschnack an Bord und Vollgas ohne Reue: So war Autofahrern vor langer, langer Zeit. Im Renault Twizy kann man sich dieses Gefühl zurückholen. Der winzige Franzosen-Stromer ist so puristisch und auch fast so kompakt wie ein Motorroller, fährt aber rein elektrisch. Die eiförmige Karosserie erinnert ein wenig an den C1-Roller von BMW, doch der Twizy hat vier Räder. Ein 15 kW (20 PS) starker Elektromotor treibt die Hinterräder an. Im Unterboden sitzt Crash-geschützt der Lithium-Ionen-Akku mit 7 kWh Speicherkapazität. Damit sind je nach Fahrweise bis zu 100 Kilometer Reichweite drin. Getankt wird an einer normalen Steckdose, eine volle Ladung dauert laut Renault dreieinhalb Stunden.

Die Beschleunigung des Twizy ist ordentlich, aber nicht überwältigend – und das mit Absicht: „Der Wagen soll für alle Personen einfach zu fahren sein. Der Motor hat ein Drehmoment von 57 Newtonmetern. Wir haben auch mit 75 Newtonmetern experimentiert, doch das war einfach zu viel“, berichtet der technische Produktmanager Yvan Capelle.

Auch mit weniger Temperament ist der Twizy flugs bei seiner Höchstgeschwindigkeit angelangt. Auf den Testfahrten mit den seriennahen Prototypen kletterte der Tacho parallel zum Spaß-Pegel auf 85 Km/h, das Serienmodell soll auf 80 Km/h begrenzt werden. Durch die 100 Kilo schweren Akkus im Unterboden klammert sich der Twizy ohne Kippneigung an den Asphalt. Die Lenkung der Prototypen ist noch etwas schwergängig, doch man kann den lediglich 450 Kilo schweren Zwergen-Stromer wieselflink durch einen Hütchen-Slalom jagen.

Die große Stunde für den Twizy schlägt aber dann, wenn man sich durch dichtes Verkehrsgetümmel und an Hindernissen vorbei mogeln muss. Der Franzose ist nur 2,3 Meter lang und 1,2 Meter breit. Mit seinem Wendekreis von 3,4 Metern steckt der Twizy jeden Kleinstwagen in die Tasche – vom Smart (4,4 Meter) über den Renault Twingo (4,9 Meter) bis zum Toyota IQ (3,9 Meter). Man kann fast auf jedem Handtuch einparken und zur Not auch mit dem Heck zum Bordstein stehen.

Die Reduzierung auf das Wesentliche hat natürlich auch Nachteile. ABS und ESP fallen aus Kostengründen weg. Dafür gibt es immerhin Dreipunktgurte mit einem zusätzlichen Seitengurt für den Fahrer, einen Airbag und vier Scheibenbremsen, die auch ordentlich zubeißen. Fahrer und Passagier sitzen hintereinander wie auf einem Motorrad. Der Sozius hockt wie in einem Kokon, hat aber durchaus genügend Kopf- und Beinfreiheit. Windschutzscheibe und die kleinen Windabweiser halten Sturm und Regen nur bedingt von den Insassen fern. Für etwas mehr Komfort sind für das Serienmodell optionale Türen geplant, die scherenartig nach oben schwenken. Im Armaturenbrett gibt es zwei kleine Staufächer, außerdem ein Fach im Heck und einen abschließbaren Stauraum unter dem Rücksitz – 63 Liter insgesamt, viel ist das nicht.

Für 6990 Euro kommt der Twizy Anfang 2012 nach Deutschland. In Frankreich, wo elektrische Kleinfahrzeuge eine Förderung von 20 Prozent des Kaufpreises bekommen, sinkt der Preis sogar auf rund 5600 Euro. Den Akku allerdings muss man separat mieten. Das kostet dann nochmal 45 Euro pro Monat. „Der Twizy ist mehr als nur ein Imageträger, er soll ein Volumenmodell werden. Wir wollen elektrische Massenmobilität zu erschwinglichen Preisen“, sagt der Twizy-Produktmanager Christophe Ambroggi.

Der Twizy wird bei der Zulassung wie ein Quad als Kfz eingestuft (L7e). Es wird auch eine auf fünf PS und 45 Km/h beschnittene Version geben, die als Leicht-Kfz (L6e) eingestuft ist. Den Twizy 45 kann man dann schon mit 16 Jahren und dem Führerschein Klasse S fahren, außerdem reicht ein Versicherungskennzeichen ohne KBA-Zulassung. Als Zubehör will Renault unter anderem eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung, USB- und iPod-Anschluss, ein Rucksacksystem, eine Regenschutzverkleidung für die Beine und eine – eigentlich überflüssige – Einparkhilfe anbieten.

Wie bei jedem Stromer ist natürlich die Batterie des Twizy besonders interessant, vor allem wenn es um das Risiko des Kunden geht. „Das Akku-Abonnement läuft jeweils 36 Monate, danach kann man es wie bei einem Handy-Vertrag verlängern“, erklärt Renault-Manager Christophe Ambroggi. Die Franzosen machen außerdem eine klare Ansage, die man bei vielen anderen Herstellern noch vergeblich sucht: „Wir versprechen, dass die Batterie immer funktioniert“, betont Ambroggi. Sofern die Kapazität des Kraftspenders mit dem Alter messbar nachlasse, bekomme der Kunde zum gleichen Mietpreis eine neue Batterie.Es gibt allerdings eine Bedingung im Vertrag: Pro Jahr sollte man nicht mehr als 7500 Kilometer zurücklegen. Wer mehr fährt, muss die Extra-Kilometer dann ähnlich wie bei einem Leasingvertrag bezahlen.
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2011-04-13

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