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Testbericht

Stefan Grundhoff, 12. Oktober 2011
Der VW Passat hat insbesondere in Deutschland einen Namen wir Donnerhall. Der Bestseller aus der Mittelklasse ist seit Jahren der Liebling der Massen. Das US-Modell gibt es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten für unter 15.000 Euro. Kein Billigheimer, sondern ein echter Volltreffer.

Der Wettbewerb in der amerikanischen Mittelklasse ist härter denn je. Hyundai, Toyota, Kia, Chevrolet und Ford kämpfen mit harten Bandagen gegeneinander. Die Ausstattungen sind üppig, die Preise winzig. Das ist American Fast Food. Ab sofort gibt es in der nordamerikanischen Mittelklasse einen neuen Star. Denn im September hatte der VW Passat seinen Marktstart. Mit dem europäischen Modell hat der Passat mit Produktionsstandort Tuscaloosa nicht viel gemein. Das gilt auch für den Preis. Denn los geht es bei unglaublichen 19.995 Dollar. Das sind umgerechnet gerade einmal 14.700 Euro – die meist üppig dimensionierten Rabatte des Händlers und die allseits beliebten Sonderaktionen in TV und Zeitungen nicht eingerechnet. Dafür verzichtet der US-Kunde auf Hightech-Motoren mit Turboaufladung oder Direkteinspritzung und muss sich mit dem betagten 2,5-Liter-Triebwerk begnügen, das seit Jahren zahlreiche VW-Modelle auf dem US-Markt befeuert.

Der brummige Fünfzylinder mit 125 KW / 170 PS ist jedoch allemal kräftig genug, um in der umkämpften US-Mittelklasse flott genug unterwegs zu sein. Das reicht für 190 km/h Spitze und 0 auf 100 km/h in unter neun Sekunden. Der Verbrauch im US-Modus liegt zwischen acht (Highway) und elf (City) Litern auf 100 Kilometern. Kein Klasse-Wert, aber zumindest zum Marktstart lässt Volkswagen seinen Kunden keine Wahl. Gut möglich, dass mittelfristig der zwei Liter große Turbo-Direkteinspritzer aus dem Golf GTI mit 200 PS als Ergänzung hinzukommt. Doppelkupplung oder Allradantrieb – Fehlanzeige. Mit einem Tankvolumen von 68 Litern schafft jedoch auch das 2,5-Liter-Triebwerk eine Reichweite von bis zu 900 Kilometern. Der Motor ist nicht nur brummig, sondern auch alles andere als elastisch. Eine Start-Stopp-Automatik oder regenerative Bremsen gibt es beim US-Modell ebenfalls nicht. Der Preis macht im Land der unbegrenzten Möglichkeiten eben die Musik.

Wer denkt, dass er in mit dem 1.450 Kilogramm schweren US-Modell einen waschechten Billigheimer bekommt, sieht sich getäuscht. Das Fahrverhalten des US-Passats ist tadellos. Das Fahrwerk ist dabei us-typisch komfortabel abgestimmt. Die Lenkung ist eine Spur zu leichtgängig und die in Europa längst eingeführte elektrische Servounterstützung, die die Einparkautomatik erst ermöglicht, sucht man hier ebenfalls vergeblich. Das gesamte Fahrverhalten ist etwas weicher als man es von dem europäischen Modell kennt. Doch auch die leichtgängige Servolenkung und ein etwas dünnes Bremsgefühl dürften selbst in Europa kaum jemanden stören. Schließlich sind Fahrdynamiker kaum in einem Passat unterwegs – egal auf welchem Kontinent.

Zum ausgewogenen Fahrverhalten passt die sehr ordentliche Verarbeitung. Keine preiswerten Kunststoffe, wie man es in der US-Mittelklasse von zahlreichen Konkurrenten kennt. Die Überflächen sehen nicht nur wertig aus – sie fühlen sich auch so an. Zudem sind die Sitze – optional elektrisch verstell- und beheizbar – auf langen Touren zwischen Los Angeles und Las Vegas oder San Francisco und San Diego eine echte Wohltat. Beim US-Passat kann sich zudem nicht nur die Karosserie sehen lassen. So gefällig wie das Außendesign ist auch das Interieur. Schließlich will Volkswagen die starke Konkurrenz auf dem US-Markt insbesondere mit Qualität unter Druck setzen. Das Platzangebot ist Dank des 2,80 Meter langen Radstades vorbildlich. Vier Erwachsene haben ohne Probleme Platz und Dank des 453 Liter großen Laderaums ist auch eine längere Reise drin. Eine Durchlade in der hinteren Mittelarmlehne und eine umklappbare Rückbank erweitert die Transportmöglichkeiten noch.

Während das Basismodell VW Passat 2.5 S seine Motorleistung mit einem betagten manuellen Fünfgang-Getriebe an die Vorderräder überträgt, bieten die höheren Ausstattungsvarianten SE und SEL eine sechsstufige Getriebeautomatik. Kauftipp ist der 4,85 Meter lange VW Passat 2.5 SE mit Appearance Paket für 22.690 Dollar (ca. 16.700 Euro). Er bietet unter anderem sechs Airbags, 16-Zoll-Alufelgen, Getriebeautomatik, Klimaautomatik, Tempomat, Soundsystem und Bluetooth-Schnittstelle. Finanziell trennen die beiden ungleichen Brüder Welten. In Deutschland kostet bereits das schwach ausgestattete Basismodell Passat 1.4 Trendline mit müden 122 PS teure 24.775 Euro. Im Gegensatz zum US-Modell kostet der vergleichbare VW Passat 1.8 Comfortline mit seinem 160-PS-Motor sogar schon 29.675 Euro. Es gibt eine bessere Sicherheitsausstattung, ein manuelles Sechsgang-Getriebe und einen Verbrauch von gerade knapp sieben Litern auf 100 Kilometern. Das moderne, weil aufwendige Fahrwerk und die Assistenzsysteme sind eine feine Sache. Doch auch in Europa fällt das bei sehr vielen Kunden kaum ins Gewicht.

Verzichten muss der Fahrer des US-Passat auf das breite Paket von Fahrerassistenzsystemen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass ein Preiswert-Passat wie in den USA auch in Europa eine echte Chance hätte. Wo gibt es schon eine ordentlich ausgestattete Mittelklasselimousine mit einem 170-PS-Triebwerk und vorbildlichem Platzangebot für weit unter 20.000 Euro? Da würde mancher Kunde nur allzu gerne auf Ausstattungsdetails wie Xenonlicht, Überholassistent und Einparkautomatik verzichten. Beheizte Ledersitze, Bildschirmnavigation oder ein elektrisches Schiebedach gibt es eben auch in den USA. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis der amerikanische Passat über einige freie US-Importeure seinen Weg nach Deutschland findet. Denn nicht nur der Preis ist eine echte Schau.

Quelle: Autoplenum, 2011-10-12

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