Dieses Auto fuhr ein Kumpel von mir ein Jahr lang - und erlebte damit eine peinliche Leidenszeit. Der Reihe nach:
Von außen kennzeichnen die leicht veränderte Kühlermaske mit dem GT-Schriftzug, die 17-Zoll-Alus und das verchromte Doppel-Endrohr den unterschwelligen Kraftprotz. Innen fällt als erstes die ferrarirote Booster-Anzeige im Cockpit ins Auge, für die VW dämlicherweise die Motortemperaturanzeige entfernt hat - dicker Schnitzer!
Lassen wir den 1,4 Liter kleinen Vierzylinder an. Er ist so leise, dass man zweimal hinhören muss, ob er überhaupt an ist. Die Kupplung kommt weich, aber wehe man ist zu sehr auf dem Gas! Der kurze Pedalweg macht die Dosierung nicht gerade einfach, zumal der GT SEHR empfindlich auf das Gas anspricht und sich der Turbolader viel zu schnell zuschaltet. Hier besteht Sensibilisierungsbedarf.
Abgesehen davon quittiert der Vierzylinder jeden Druck aufs Gaspedal mit einem genüsslichen Grollen, ohne dabei rapplig zu wirken. Im Gegenteil: Gerade im niederen Drehzahlbereich, der Domäne des Kompressors klingt der TSI schön kernig. Dreht man den Motor hoch, presst einen zwar das infernalische Drehmoment von 240 Nm in die Sitze, doch der Sound ist enttäuschend dezent, ganz zu schweigen davon, dass sofort das volle Drehmoment anliegt und es sich demzufolge überhaupt nicht lohnt, den Motor hochzudrehen.
Dennoch: wenn ich 170 PS unter dem Hintern habe, will ich die auch nutzen.
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer - der Turbo treibt den Durst des Golf extrem nach oben. Enttäuschend, dass es trotz Sechsgang-Box schon eines sehr sensiblen Gasfußes bedarf, um unter 7,5 Litern auf 100 km zu bleiben. Für ein 170PS-Auto angemessen, für einen 1,4-Liter viel zu viel. Downsizing? - Verfehlt!
Zumal man die angegebenen 170 PS auch nicht wirklich merkt - das Drehmoment kommt anständig, danach ist Schluss - persönlich hätte ich mir mehr erhofft.
Ich schweife ab: Natürlich bleibt der Golf Golf, der Innenraum ist übersichtlich bis bieder, zwar ist der GT luxuriös ausgestattet, aber abgesehen vom Lederlenkrad dominiert Plaste - schade. Trotzdem sitzt man komfortabel, das Ambiente wirkt insgesamt angemessen und auch das Gleiten im Reisebetrieb meistert der GT, unterstützt vom wunderbar laufruhigen Motor.
Natürlich ist die Versicherungseinstufung VW-typisch hoch, aber die Steuer reißt vieles wieder heraus - 94 Euro für einen 1,4er Motor.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist dagegen das 6-Gang-Schaltgetriebe. Die Wege sind knackig kurz und der Schalthebel liegt gut in der Hand, doch wirkt die Schaltung mitunter haklig und ist gerade innerorts teilweise nervig schaltintensiv, wenn man niedertourig fahren will. Hinzu kommt das erwähnte, ungeheuer sensible Gaspedal, welches die Schaltvorgänge nicht immer einfach macht und eine längere Gewöhnungsphase erfordert. Vorteil des drehmomentstarken Motors ist, dass man schon ab 50 in den Sechsten schalten kann und sich so ab dem Ortsausgangsschild ganz aufs Fahren konzentrieren kann. Eine Automatik wäre aber innerorts teilweise angebracht.
Und wie sieht es mit der Haltbarkeit aus? Ein so hochgezüchteter Motor wie der TSI, doppelt aufgeladen (Kompressor + Turbo), zudem mit sehr empfindlicher Motorsteuerung will natürlich gepflegt werden. 0W40-Öl ist nett, aber kein Muss, viel wichtiger ist das Einhalten der Wartungsintervalle und ein ausgewogener Fahrstil. Und selbst dann würde ich für nichts garantieren - die Probleme mit der Steuerkette beschäftigen mittlerweile eine ganze Republik. Der Turbo muss gaaaaanz behutsam warm und gaaaaaanz behutsam wieder kalt gefahren werden - nicht mal mein Alfa Romeo verhielt sich so empfindsam wie der TSI!
Dazu kommt noch die lausige Verarbeitung im 5er-Golf: beim Testwagen fiel erst eine Kappe vom hinteren Türgriff ab und kurz vor dem Verkauf mit 5000 Euro Verlust flog auch noch der Handbremsknopf aus heiterem Himmel durch das Auto. Dies bei nur sechs Jahren und 63 Tkm - erbärmlich, VW. Mein Kumpel hat den GT mit Verlust gegen einen Kia Ceed 1,6 getauscht und hat jetzt wesentlich mehr Ausstattung, bessere Verarbeitung und robustere Technik.
Unterm Strich vereint der GT also ein revolutionäres Motorenkonzept mit allen Vorteilen eines Golfs - und darin liegt auch sein größter Nachteil: Er bleibt eben ein Golf, egal, was unter der Haube steckt. Und das ist sein größter Nachteil - der Golf-Bonus als Volks- und Zuverlässigkeitswagen ist mit dem TSI-Motor weg und damit ist er nur noch ein teures, hochanfälliges Spielzeug.